Manspreading? Ya basta!

Artikel teilen

Frau trifft sie in Bus und Bahn – und sie nerven! Männer, die sich breitbeinig hinfläzen, als säßen sie alleine auf dem heimischen Sofa vorm Fernseher. Die Beine so breit, dass gleich zwei Sitze besetzt sind. Und die Sitznachbarin muss sich dann ins Eckchen quetschen. Für dieses Phänomen gibt es im englischsprachigen Raum sogar schon einen Begriff: „manspreading“, von „to spread“, also breitmachen. Breitmachmacker trifft frau auf der ganzen Welt.

Anzeige

In Madrid haben die städtischen Verkehrsbetriebe den Mackern in ihren Bussen nun den Kampf angesagt. Neben Hinweisschildern, dass Fahrgäste bitte nicht essen, nicht trinken und auch nicht rauchen sollen, hängt nun ein weiteres Piktogramm mit einem roten Verbots-Kreuzchen: ein allzu breitbeinig sitzendes Männchen. Hinweis: „Respektieren Sie den Raum der anderen!“

Das Transportunternehmen reagiert damit auf eine Petition der Initiative „Microrrelatos Feministas“, die inzwischen von über 12.000 Menschen unterzeichnet worden ist. Darin erklären die Feministinnen: „In allen Verkehrsmitteln rufen Aufkleber dazu auf, für Schwangere, Menschen mit Kinderwagen, Senioren oder Behinderte Platz zu machen, aber da gibt es etwas, das uns alle betrifft, praktisch jedes Mal, wenn wir den öffentlichen Verkehr nutzen: das Manspreading.“ Die Gleichstellungsbehörde der Stadt Madrid unterstützt die Aktion. Deren Mitarbeiterinnen fahren bestimmt auch häufig mit dem Bus zur Arbeit.

Ähnliche Maßnahmen gegen „Manspreading“ gibt es auch schon in Städten wie New York und Seattle. Auch in San Francisco gilt die strikte Regel „Ein Ticket, ein Sitz“. Wer sich wiederholt widersetzt, dem droht sogar ein Bußgeld.

Männer nehmen Raum ein, Frauen machen sich dünne – daran hat sich also offenbar auch im Jahr 2017 nicht viel geändert. EMMA druckte schon in einer ihrer ersten Ausgaben 1977 Auszüge aus Marianne Wex‘ Studie „Weibliche und männliche Körpersprache als Folge patriarchaler Machtverhältnisse“.

Darin schreibt Wex: „Die Selbstverständlichkeit, mit der die Männer von dem Raum um sie Besitz ergreifen, ist physischer Ausdruck ihrer psychischen und ökonomischen Besatzung. Frauen haben da kaum Platz, gehen nicht in der Mitte, sondern am Rand, klemmen Arme und Beine eng an ihren Körper, entschuldigen sich für ihre Existenz: sich schmal machend, verkleinernd, verniedlichend, verharmlosend, demütig, sich anbietend, in sich zurückgezogen, sich versteckend - kein Wunder, dass Frauen spontan eingeschüchtert und verängstigt wirken.“

Immerhin regt sich dagegen im öffentlichen Nahverkehr jetzt Widerstand. Vielleicht ja bald auch in Deutschland.

Artikel teilen
 
Zur Startseite