Ministerin Schröder: EMMA gratuliert

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Es ist ein veritabler Medienaufreger: Die Frauenministerin macht eine „Männerkonferenz“ - ausgerechnet! „Männerpolitik – Männerpolitische Beiträge zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft“ heißt die Tagung, zu der Kristina Schröder ab heute für zwei Tage nach Berlin lädt, gemeinsam mit ihrem österreichischen Amtskollegen Rudolf Hundstorfer. In der Tat ließen die bisherigen Einlassungen der Ministerin zum Thema Jungen- und Männerpolitik eigentlich nichts wirklich Gutes erwarten. Man solle die „natürlichen Unterschiede“ zwischen den Geschlechtern nicht „wegerziehen“ und in den Schulen mehr „Diktate über Fußballgeschichten“ schreiben, lauteten die guten Ratschläge der 35-jährigen Ministerin gegen die Schulprobleme vieler Jungen. Doch siehe da: Mit ihrer Konferenz möchte sie jetzt „Jungen und Männer dabei unterstützen, sich nicht von Rollenbildern einengen zu lassen“. Ein Blick ins Tagungsprogramm zeigt: Sie könnte es ernst meinen.

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„Vereinbarkeitsprobleme? Behindern überholte Rollenbilder eine Work-Life-Balance?“ fragen sich die Teilnehmer (und Teilnehmerinnen!) in einem von insgesamt elf Workshops, in einem zweiten wird das „Väterleben zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ beleuchtet. Und das Spannungsfeld „Zwischen Männlichkeitskritik und Jungenstärkung – was Jungen brauchen“ ist ebenso Thema wie die Männergewalt. Sogar das von Schröder gemeinhin gemiedene F-Wort kommt vor: „Wieviel Feminismus braucht Männerpolitik?“
Wer befürchtet hatte, die Referenten stammten womöglich aus dem Dunstkreis der Maskulisten, Väterrechtler und christlichen Fundamentalisten, sprich: den fanatischen Anhängern der „natürlichen Unterschiede“, kann beruhigt sein. Die Ministerin hat tatsächlich ausschließlich Vertreter der emanzipatorischen Männerarbeit eingeladen. Wie zum Beispiel den Kölner Journalisten und EMMA-Autor Thomas Gesterkamp, den Vorsitzenden des Bundesforums Männer, Martin Rosowski oder Sandro dell’Anna von der Bundesarbeitsgemeinschaft Jungenarbeit.
Ein gutes Zeichen: Das Maskulisten-Portal Wikimannia schäumt über die Referentenliste. Die Männerkonferenz sei „eine Show, wo Lila Pudel zeigen dürfen, wie schön sie Männchen machen können.“

Thema im Forum diksutieren

Das klingt doch so, als sei Frauenministerin Schröder auf dem richtigen Weg. Nun sind wir gespannt, ob sie demnächst womöglich auch eine Frauenkonferenz veranstaltet. Vielleicht ja im Wahljahr.

EMMAonline, 22.10.2012

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