Wozu haben Frauen Brüste?

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Hypothesen, Studien und Bonmots zur Beantwortung dieser Frage füllen inzwischen ganze Bibliotheken. Schließlich ist das ausgewachsene Menschenweibchen der einzige Primat, bei dem die Brüste immer da sind, und nicht nur wie beim Schimpansen beim Stillen oder während der Schwangerschaft.

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Brüste, diese „freundliche und liebenswerte Zugabe der Mutter Natur“, wie sie die Zeitschrift Sexualmedizin nennt, sind bloße Staffage, behauptet die amerika­nische Wissenschaftsjournalistin Natalie Angier. Hübsch anzusehen, klar, aber so wie sie nun einmal sind, ohne eigentlichen Wert – bis auf ihre nährende und ästhe­tische Funktion.

Die Anthropologin Helen Fisher würde da vehement widersprechen. Ihr zufolge liegt gerade in ihrer Hübschheit der eigentliche Wert jenseits aller biologischen Funktionen. Denn durch ihre appetitliche Präsentation würden die Brüste den Betrachter oder die Betrachterin unwillkürlich zur Brustwarze leiten, um diese zu stimulieren. Ein zielgerichteter Augenschmaus, damit diese klitzekleine erogene Zone beim Sex nicht ständig übersehen wird.

Eine ähnlich simple, aber umso wirkungsmächtigere Erklärung liefert der britische Künstler, Zoologe und Verhaltensforscher Desmond Morris. Morris war 1967 mit seinem Buch „Der nackte Affe“ ein Welterfolg geglückt. Darin analysiert er das menschliche Verhalten mit den Augen eines Zoologen und zeigt die vielen Gemeinsamkeiten mit unseren haarigen Verwandten im Dschungel auf. Bei Morris erscheint der moderne Mensch als eine Art dressiertes Tier; mühsam gebändigt durch Kultur und Konventionen. In seinem tiefsten Inneren aber würden noch immer die Verhaltensmuster und Triebe des Steinzeitmenschen wirken.

Erstaunlich, dass Morris genau zu wissen scheint, wie die Steinzeitmenschen Hausarbeit und Jagd aufgeteilt haben (Mutti blieb daheim), welche Sexualpraktiken sie bevorzugten (von hinten), und er daraus im Ernst seine Theorie zur heutigen Form und Funktion der Brüste entwickelt. Morris ­zufolge handelt es sich bei ihnen um eine entwicklungsgeschichtlich notwendige Nachahmung der Hinterbacken. Unsere Vorvorfahren, die noch auf vier Beinen unterwegs gewesen sind, hätten sich bei der Auswahl ihrer Sexualpartner am Po der potenziellen Gespielinnen orientiert. Diesen schwenkten die Menschenweibchen beim Laufen ständig vor den Augen der brünftigen Männchen hin und her. Mit Erlernen des aufrechten Ganges sei der Mann dieses klaren erotischen Signals leider verlustig gegangen. Um ihn trotzdem sexuell auf sich aufmerksam zu machen und so das Überleben ihrer Art zu sichern, habe die Frau im Evolu­tionsprozess dann eben im Brustbereich noch einmal zwei sinnenfrohe Rundungen entwickelt: die Brüste als große Schwestern der Hinterbacken.

Diese „Frauen haben Brüste, weil Männer das geil finden“-Theorie hält sich bis heute in vielfältigen Varianten so hartnäckig wie Kaugummi am Schuh. Sie fügt sich in ein Weltbild, das die Frau vor allem im Bezug zum Mann denkt, ausgestattet mit starken visuellen Reizen, damit der instinktgesteuerte Partner auch ja die Fortpflanzung und Versorgung des Weibchens nicht vergisst. (...)

Neuigierig geworden? Der vollständige Artikel steht in EMMA Juli/August 2013. Heft bestellen.

Weiterlesen:
Der Text ist ein Auszug aus Paula Lambert/Helmut Ziegler: „Brüste – Das Buch“ (Rogner & Bernhard, 29.95 €)

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