An die Bundeskanzlerin und den Bundestag

Prostitution ist „das älteste Gewerbe der Welt“? Prostitution ist „ein Beruf wie jeder andere“? Prostitution wird es immer geben, denn ihre Abschaffung ist utopisch? Falsch. Auch die Abschaffung der Sklaverei galt vor gar nicht so langer Zeit noch als Utopie. Und auch wenn die Sklaverei aus unserer Welt keineswegs ganz verschwunden ist, so wäre es heutzutage für einen aufgeklärten, demokratischen Staat doch undenkbar, die Sklaverei zu tolerieren oder gar zu propagieren.

Doch genau das tut Deutschland mit der Prostitution: Es toleriert, ja fördert diese moderne Sklaverei (international „white slavery“ genannt). Die Reform des Prostitutionsgesetzes 2002, die angeblich den geschätzt 700.000 Frauen (Mittelwert) in der Prostitution nutzen sollte, trägt die Handschrift der Frauenhändler und ihrer LobbyistInnen. Seither ist Deutschland zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden. Ein deutscher Sonderweg. Selbst die Niederlande rudern zurück. Die skandinavischen Länder haben schon vor Jahren die Ächtung und Bestrafung der Freier eingeführt. Und Frankreich und Irland sind im Begriff, es ihnen nachzutun.

Weltweit sind Frauenhandel und Prostitution, beides untrennbar miteinander verbunden, heute neben dem Waffen- und Drogenhandel das Geschäft mit den höchsten Profitraten (über 1.000 Prozent). Profit nicht für die Frauen. Selbst die Minderheit deutschstämmiger Prostituierter, oft schon als Kinder Opfer sexu­eller Gewalt, landet zu über 90 Prozent in der Altersarmut. Ganz zu schweigen von den Ausländerinnen aus der Armuts- und Zwangsprostitution.

Das System Prostitution ist Ausbeutung und zugleich Fortschreibung der traditionell gewachsenen Ungleichheit zwischen Männern und Frauen (und Ländern/Kontinenten). Das System Prostitution degradiert Frauen zum käuflichen Geschlecht und überschattet die Gleichheit der Geschlechter. Das System Prostitution brutalisiert das Begehren und verletzt die Menschen-würde von Männern und Frauen – auch die der sogenannt „freiwilligen“ Prostituierten.

Darum fordern wir von Politik und Gesellschaft:

  • Eine Gesetzesänderung, die der Deregulierung von Frauenhandel und Prostitution schnellstmöglich Einhalt gebietet und die Frauen sowie die Minderheit männlicher Prostituierter schützt.
  • Prävention in Deutschland und in den Herkunftsländern, sowie Hilfen zum Ausstieg für Frauen in der Prostitution. Und Schutz vor Abschiebung von Zeuginnen sowie deren Aufenthaltsrecht.
  • Aufklärung über die Folgen von Frauenkauf bereits in den Schulen etc.
  • Ächtung und, wenn nötig, auch Bestrafung der Freier; also der Frauenkäufer, ohne die dieser Menschenmarkt nicht existieren würde.
  • Maßnahmen, die kurzfristig zur Eindämmung und langfristig zur Abschaffung des Systems Prostitution führen.

Ein menschenwürdiges Leben ist denkbar.

English Version: Appeal against Prostitution

Version française: L'appel pour l'abolition de la prostitution

Versión española: Petición contra la prostitución

Der Appell hat
UnterzeichnerInnen

Hinweis: Für diese Petition kann nicht mehr unterschrieben werden, da sie beendet ist.

ErstunterzeichnerInnen

Die sechs Bundessprecherinnen der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen
Dr. Lea Ackermann, Solwodi (Prostituiertenprojekt)
Seyran Ates, Rechtsanwältin, Berlin
Franziska Becker, Cartoonistin, Köln
Senta Berger, Schauspielerin, München
Leni Breymaier, SPD, Gewerkschafssekretärin, Stuttgart
Charlotte Britz, SPD, Oberbürgermeisterin Saarbrücken
CDU-Frauenunion, Vorsitzende Prof. Dr. Maria Böhmer
CSU-Frauenunion, Dr. Angelika Niebler und die vier Vorsitzenden, München   
Sabine Constabel, Sozialarbeiterin, Stuttgart
Prof. Dr. Ulrike Detmers, Unternehmerin, Gütersloh
Karen Duve, Schriftstellerin, Berlin
Ursula Engelen-Kefer, SPD, Gewerkschafterin, Berlin
Jenny Erpenbeck, Schriftstellerin, Berlin
Femen Deutschland, Zana Ramadani/Irina Khanova/N. Araiwa
Lisa Fitz, Kabarettistin, München
Dr. Maria Flachsbarth, CDU-MdB, Präsidentin Kath. Frauenbund
Jürgen Flimm, Intendant, Berlin
Bettina Flitner, Fotografin, Köln
Cornelia Froboess, Schauspielerin, München
Prof. Dr. Wassilios Fthenakis, Pädagoge, Bozen
Maria Furtwängler, Schauspielerin und Ärztin, München
Gabo, Fotografin, Hamburg
Prof. Dr. Petra Gehring, Philosophin, Darmstadt
Dr. Heiner Geißler, CDU, Bundesminister a.D., Rodalben
Ute Granold, CDU, Ex-Bundestagsabgeordnete, Berlin
Sandra Grether, Musikerin, Berlin
Mechthild Großmann, Schauspielerin, Hamburg
Fritzi Haberlandt, Schauspielerin, Berlin
Inge Hauschildt-Schön, Anti-Bordell-Initiative, Marburg
Dr. Anita Heiliger, Kofra (Frauenprojekt), München
Klaus Hoffmann, Sänger und Schauspieler, Berlin
Bodo Hombach, SPD-Bundesminister a. D., Essen
T. Isik/G. Boos-Niazy, Vors. Aktionsbündnis muslimischer Frauen
Hannes Jaenicke, Schauspieler, Berlin
Prof. Dr. Margot Käßmann, Theologin/EKD, Berlin
Dr. Necla Kelek, Soziologin, Berlin
Charlotte Knobloch, Präs. Israelitische Kultusgemeinde München
Angelika Klingel, Vorsitzende Landesfrauenrat Baden-Württemb.
Silvana Koch-Mehrin, FDP, EU-Abgeordnete, Brüssel
Ann-Kathrin Kramer, Schauspielerin, Wuppertal
Sonya Kraus, TV-Moderatorin, Frankfurt
Katja Lange-Müller, Schriftstellerin, Berlin
Ellen Lohr, Rennfahrerin, Monaco
Chantal Louis, EMMA-Redakteurin, Köln
Prof. Dr. Ursula Männle, CSU, MdL, München
Monika Maron, Schriftstellerin, Berlin
Gisela Marx, Journalistin, Köln
Ulrike Mascher, Präsidentin Sozialverband VdK Deutschland
Dr. Carola Meier-Seethaler, Philosophin, Bern
Reinhard Mey, Liedermacher, Berlin
Moritz Netenjakob, Comedian, Köln
Adele Neuhauser, Schauspielerin, Wien
Hedwig Neven DuMont, Vorsitzende „wir helfen“, Köln
Wolfgang Niedecken, Musiker, Köln
Dieter Nuhr, Kabarettist, Düsseldorf
Julia Onken, Psychologin, St. Gallen
Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit, SPD, Justizsenatorin a.D.
Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Hannover
Birgit Purschke, Leiterin Deutscher Frauenring
Dr. Luise Pusch, Linguistin, Hannover
Prof. Dr. Ulrich Radtke, Geograph, Duisburg
Georg Ringsgwandl, Kabarettist, München
Frank Schätzing, Schriftsteller, Köln
Cathrin Schauer, KARO e.V. gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution
Alice Schwarzer, Appell-Initiatorin, Köln
Prof. Dr. Günter Seidler, Medizinprofessor Uni Heidelberg
Jutta Speidel, Schauspielerin, München
Marlene Streeruwitz, Schriftstellerin, Wien
Antje Strubel, Schriftstellerin, Potsdam
Prof. Dr. Rita Süssmuth, CDU, Bundestagspräsidentin a.D.
Jasmin Tabatabai, Schauspielerin, Berlin
Elisabeth Trissenaar, Schauspielerin, Berlin
Rosemarie Trockel, Künstlerin, Köln
Margarethe von Trotta, Regisseurin, München
Katharina Wackernagel, Schauspielerin, Berlin
Prof. Dr. Hans-Ulrich Wehler, Prof. em., Universität Bielefeld
Prof. Dr. Peter Weibel, Vorstand ZKM Karlsruhe
Maria von Welser, Journalistin, Hamburg
Sarah Wiener, TV-Köchin, Hamburg
Ranga Yogeshwar, Wissenschaftsjournalist, Köln

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