Reaktionen auf Burma

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Meinungen von LeserInnen zum Artikel "Tage in Burma".
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7. Juni 2008
Sehr geehrte Frau Schwarzer,
ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihren Artikel über Myanmar! Sie haben mir damit aus der Seele gesprochen. Auch ich war viermal jeweils ungefähr vier Wochen in Myanmar unterwegs. Das erste Mal 2003 brachte mich der Zufall dorthin, die weiteren Male kam ich, weil beim ersten Mal die Idee zu einem Fotobuch-Projekt geboren wurde. Ich habe das Land kreuz und quer bereist, immer alleine, um ganz und gar in die fremden Kulturen eintauchen zu können, und habe die Aspekte des täglichen Lebens fotografisch dokumentiert.
Meine Erfahrungen und Begegnungen mit den Menschen in Myanmar decken sich mit Ihren, doch leider komme ich nur sehr selten zu Wort. Seit Jahren versuche ich meine Reportagen aus Myanmar an Magazine zu verkaufen, aber leider sind nur Katastrophen, Horrornachrichten oder hübsche Geschichten über Tempel gefragt. Das tägliche Leben der Burmesen und unterschiedlichen Ethnien interessiert niemanden, schließlich muß man das Klischee der bösen Regierung und des armen unterdrückten Volkes aufrecht erhalten. Nun fehlt nur noch der Retter.
Auch einen Verlag konnte ich noch nicht davon überzeugen, dass es nun mal an der Zeit wäre, ein Buch über die Menschen in Myanmar zu verlegen. Immer wieder bekomme ich zu hören, wie toll mein Projekt ist, aber irgendwie wäre der Markt dafür nicht bereit. Ich wünsche mir, dass ab und an mal eine Magazin und auch ein Verlag dazu bereit wären, ein Risiko einzugehen und etwas publiziert, was eben nicht mainstream ist.
Ich bin freiberufliche Fotografin in Ägypten und arbeite für internationale Magazine, Organisationen usw. Aus der arabischen Welt läßt sich wenigstens hin und wieder mal eine Geschichte verkaufen, die nicht die üblichen Fundi-Klischees unterstützt. Somit ist mein Idealismus noch nicht ganz gestorben und ich kämpfe weiter.
Ihr Artikel hat mir neue Kraft gegeben!
mit herzlichen Grüßen
Claudia Wiens, Dipl.-Fotodesignerin, Ägypten

4. Juni 2008
Bravo!!!!! Frau Schwarzer war schon immer eine Querdenkerin. Endlich jemand, der sich traut,einmal die Sache von einer andere Seite zu beleuchten. Man darf schließlich nicht vergessen, dass auch wir nicht von Propaganda verschont bleiben. Nur ist es bei uns natürlich wesentlich professioneller verackt als in einem Land wie Burma. Ich selbst war auch schon viele Male in Burma und stimme vollkommen mit ihr überein. Natürlich gibt es viele unschöne Seiten des Regimes, aber ist es anderswo wirklich so viel besser? Wir haben Jahrhunderte gebraucht um Demokratie fähig zu sein, wieso sollte es in anderen Ländern schneller gehen? Ganz davon abgesehen, würde ich gerne das asiatische Land gezeigt bekommen, das demokratischen Grundsätzen folgt. Die anderen haben lediglich eine modernere Prpaganda! Burma und seine Menschen sind wirklich bezaubernd und jeder der dorthin reist, wird das bestätigen können und ich wünsche diesem Land viele, viele echte Freunde. Auch der Redaktion der FAZ möchte ich meine Hochachtung aussprechen, diesen Artikel gedruckt zu haben.
Ute Salewski-Mohr (Quelle: faz.net)

3. Juni 2008
Man sollte Herrn Matussek dankbar sein. Die Polemik gegen Alice Schwarzer weckt Neugierde auf einen höchst lesenswerten Artikel. Anders als Herr Matussek sehe ich in ihm einen gelungenen Versuch, Myanmar realistisch in seinem eigenen Kontext darzustellen. Gerade das tut bitter Not, nachdem fast 20 Jahre Bemühungen, den Militärrat zu bekehren, sich als kontraproduktiv erwiesen haben. Statt sich reumütig und folgsam ein- bzw. unterzuordnen, bestehen die Führungskräfte Myanmars auf ihrem eigenen Weg. Die Politik ihnen gegenüber erscheint mir wie der Versuch, ein verfitztes Knäuel zu lösen, indem man immer heftiger an dem Ende zieht, mit dem es verfitzt wurde, statt die Stellen zu suchen, wo die Fäden verschlungen sind. Herr Matussek zieht besonders heftig.
Frau Schwarzer sucht nach diesen Stellen und weiß, wovon sie spricht. Offensichtlich hat sie das Land mit offenen Augen bereist und sich selbst ein Bild gemacht, ohne sich von den Darstellungen in unseren Medien vereinnahmen zu lassen. Mit der vom Mainstream abweichenden Artikulierung ihrer Beobachtungen und Überlegungen wird sie wohl zur Nestbeschmutzerin.
Auch ich weiß, wovon ich rede, beschäftige ich mich doch schon sehr lange mit der Geschichte, Sprache und Kultur des Landes. Zum ersten Mal war ich 1967/68 achtzehn Monate in Myanmar; seit 1994 habe ich jedes Jahr sechs Wochen dort verbracht. Die von Frau Schwarzer benannten Punkte stimmen mit meinen eigenen Erfahrungen weitgehend überein.
Vor 40 Jahren gab es so gut wie keine Bettler, abgesehen von vereinzelten Leprakranken. Es gab aber auch keine Touristen. Betteln kann ein Symptom großer Armut sein. Es kann aber auch auf der Erfahrung basieren, dass sich auf diese Weise der Lebensunterhalt leichter erwerben lässt. Besonders verhängnisvoll ist das bei Kindern. Seit sie Touristen mit Bonbons, Kugelschreibern und Lippenstiften assoziieren, ‘betteln’ sie. Beide Aspekte – Betteln aus Not und als Gewerbe –sind wahr, man trifft sie besonders in der Großstadt Yangon, anderen Touristenzentren sowie bei Festen, zu denen begüterte Einheimische strömen. Es ist aber hanebüchen, ein Versäumnis der Regierung bei der Versorgung mit Kugelschreibern abzuleiten. Seit die Marktwirtschaft floriert, gibt es sie in Hülle und Fülle, auch preisgünstig, aber ihnen fehlt der moralische Wert, denn sie sind nicht aus dem Westen und nicht ‘ergattert’.
Das Delta kenne ich aus eigenem Augenschein. Ich habe erlebt, wie die Straßen und Brücken, die die Regierung dort hat bauen lassen, dieses früher vorwiegend nur mit dem Boot erreichbare Gebiet an das Land angeschlossen und die Möglichkeiten der Bauern verbessert haben, ihre Produkte zu vermarkten. Nicht zu vergessen auch der Tourismus besonders in den Seebädern Chauntha und Ngwesaun, der für die betreffenden Gebiete neue Einnahmequellen eröffnet hat. Das Land im Delta ist sehr flach, kaum über Meeresspiegel, von vielen Wasserläufen durchzogen, zum Teil sumpfig. In der Tat — wohin sollen Millionen von Menschen so schnell fliehen? Zumal auch das Bewusstsein von Gefahr wenig ausgeprägt war, hatte es doch solch einen verheerenden Zyklon seit Menschengedenken nicht gegeben. Selbst der Tsunami ist für Myanmar recht glimpflich verlaufen und hat das Bewusstsein bei Regierung und Volk verstärkt, von Katastrophen solchen Ausmaßes verschont zu sein. Und schließlich — wer glaubt schon einer Regierung, die so verfemt ist? Die Darstellung von Frau Schwarzer ist dichter an der Wahrheit als die Behauptung Herrn Matusseks, die Regierung hätte die Flutopfer im Stich gelassen. Die Hilfe durch Zeltlager, Nahrungsmittel, Medikamente, Kleidung, in jüngster Zeit auch Leistungen für die Wiederherstellung der Wirtschafts- und Lebensräume im Delta bleiben in der westlichen Medienwelt unerwähnt; sie passen nicht ins Bild. Auch auf die Gefahr, als Apologetin der Regierung zu gelten – eine ausgewogene Berichterstattung könnte helfen, den Knoten zu lockern, ist doch die Nichtwahrnehmung von Leistung ein wesentliches Element der Misstrauensbildung. Druck zieht am falschen Ende.
Herr Matussek wirft Frau Schwarzer journalistische Unsauberkeit vor. Aber ist es ehrenhaft, Aussagen aus ihrem Zusammenhang zu reißen, um sie zu Verunglimpfung nutzen zu können? So geschehen z.B. mit dem einleitenden Zitat des ‘kleineren Übels’, das er auslegt als ‚Verständnis für Dikatoren’, das aber im Text von Frau Schwarzer keineswegs in diesem Sinne gebraucht ist, sondern an Realismus appelliert. Darüber hinaus bezichtigt er sie der Faktenklitterung. Und was treibt er? Seine Praxiskenntnis bezieht er aus einem Aufenthalt "schon eine Weile her" und damalige Eindrücke erhebt er zu einer allgemeinen Einschätzung der Gegenwart. Ist das etwa seriös?
Der Artikel strotzt von Unterstellungen und falschen Verknüpfungen, die man diskutieren könnte. Ich lasse es erst mal hiermit bewenden. Wer möchte, kann sich übrigens u.a. bei www.mrtv3.net.mm über die Sicht der Regierung Myanmars informieren. Zwar sind die Zeitungen so, wie Frau Schwarzer sie charakterisiert, aber sie vermitteln auch einen Einblick in Denkweisen und Motive. Man kann den Entwicklungen in anderen Gegenden der Welt nicht gerecht werden, wenn man sie nur mit den Erfahrungen und Rastern unserer Gesellschaft misst. Ich habe Vertrauen, dass gebildete Bürger in der Lage sind, aus den unterschiedlichen Informationen, Standpunkten und Darstellungen ein eigenes Bild zu synthetisieren.
Dr. Uta Gärtner, Myanmaristin, Berlin

3. Juni 2008
Hallo Frau Schwarzer, nachdem ich mich in den vergangenen Wochen fürchterlich über die einseitige und unfaire Berichterstattung über Burma in den deutschen Medien geärgert habe, war Ihr Artikel in der FAZ vom 31.05.2008 der einzige Artikel, der die Situation dort objektiv beschrieben hat – vielen Dank dafür. Sie haben die Verlogenheit der Großmächte aufgezeigt und deren wahre Absichten, die unter dem Deckmantel der Hilfsbereitschaft vorangetrieben werden sollten. Ich selber lernte Myanmar bei einer Reise kennen und war überwältigt von der Liebenswürdigkeit der Bewohner und den kulturellen Schätzen. Ebenso wie Sie verschließe ich meine Augen nicht von dem diktatorischen Militärregime, bin aber auf der anderen Seite der Meinung, dass man mit einer „Demokratisierung  à la Amerika“ das bezaubernde Land vernichten würde.
Zwei Tage nach dem verheerenden Wirbelsturm habe ich eine Mail an unsere damalige Reiseleiterin Phyu Phyu geschickt und hatte eigentlich mit keiner Antwort gerechnet, da die deutschen Medien berichteten, Yangon sei ohne Strom. Zwei Tage später kam überraschend dann doch die Antwort. Sie war pfiffig genug, in das nächste Internetcafé zu gehen und von dort aus mit Hilfe eines Generators ihre E-mails zu lesen und zu beantworten. Innerhalb der vergangenen zwei Wochen hat sie mir dann von einem Hilfsprojekt erzählt, zu dem sich 40 Guides zusammengeschlossen haben. Sie haben in der Zwischenzeit mehrere Dörfer aufgesucht (an der Küste südlich von Yangon und im oberen Irrawaddy-Delta) und dort auf privater Basis Hilfe geleistet (selbst gekaufte Hilfsgüter verteilt, ärztliche Hilfe geleistet...). Sie hat mir über 50 Fotos geschickt, die zeigen, wie sich das Land selber geholfen hat. Vor ein paar Tagen wurde von dem Team der Reiseleiter kurz in den Abendnachrichten im ZDF berichtet, ebenfalls eine rühmliche Ausnahme. Als ich dem ‚Kölner Stadtanzeiger’ vor ein paar Tagen einen Bericht darüber angeboten habe, sagte man mir, dass kein Interesse bestehe. Auf meine Frage warum nicht, verwies man auf die Korrespondentenberichte. Als ich erwiderte, dass diese leider sehr einseitig seien und den Auslandsberichterstatter des Stadtanzeigers ausdrücklich mit einbezog, war die Überraschung groß. Ich verwies auf ihren Artikel und empfahl ihnen, doch mal zu vergleichen. Viele liebe Grüße
Peter Sinke, Köln (per E-Mail)

3. Juni 2008
Dieser Artikel bringt vieles auf den Punkt was auch mir auf dem Herzen liegt. Die etwas fehlende Recherche zum Namen Burma bzw. Myanmar ist zu verzeihen. Der Vergleich, dass man nun alle Länder umbenennen muss, weil Leute aus der Nachbarschaft zuziehen, hinkt. Die von Alice angesprochenen verschiedenen Ethnien angehörenden Menschen leben seit Jahrhunderten, genauso wie die Bevölkerungsmehrheit der Burmesen, in diesen ihren angestammten Gebieten. Das willkürliche Zusammenfassen dieser Völker ist immer noch eine Spätfolge der von uns Europäern zu verantwortenden Kolonialzeit. Sinnvoll wäre, dass man einer, hoffentlich bald kommenden, demokratischen und wirklich freiheitlichen zentralen Verwaltung von Burma hilft, mit unterschiedlichen Völkern zusammen zu leben und den Minderheiten das Verbleiben im Staatsverband sinnvoll und attraktiv zu gestalten. Dabei könnte man aus den dümmlichen Fehlern des Nachbarn China sehr viel lernen.
Herbert Rusche (Quelle: faz.net)

3. Juni 2008
Meinen herzlichen Glückwunsch, er trifft und beschreibt exakt jenen Verdacht, den ich schon seit langem hege: Egal ob Weissrussland, Darfur, Russland, China, Tibet, Irak, Palästina, usw. Menschenrechte werden zunehmend von machtpolitischen Interessen(gruppen) missbraucht . Sie haben heute den gleichen Status wie das Christentum frührerer Jahrhunderte: Sie dürfen nicht hinterfragt werden, sie sind heilig. Wer in ihrem Namen angeklagt wird, ist grundsätzlich des Teufels. Wer aber in ihrem Namen anklagt, der ist stets auf der Seite des Lichts. Er ist ein edler Kämpfer für FREIHEIT, DEMOKRATIE, MENSCHENRECHTE, usw. Ich glaube an dieses Märchen schon lange nicht mehr. Alice Schwarzer bescheibt sehr anschaulich und hochinformativ wie es wirklich ist: Wir leben in einer Scheinwelt aus PR-Propaganda und Massenmanipiulation. Aber immerhin gibt es (noch) die Möglichkeit, ab und zu solche Artikel zu lesen.
Christian Erkelenz (Quelle: faz.net)

2. Juni 2008
Liebe Frau Schwarzer, danke, danke für Ihren Artikel über Myanmar in der FAZ, den mir ein Freund geschickt hat. Auch ich habe das Glück gehabt, das Land bereisen zu dürfen, wenn auch bisher nur einmal. Auch ich habe ein völlig anderes Bild von Myanmar als das, was unsere Medien gehorsam wiederkauen. Lassen Sie mich Ihrem Beitrag ein paar Gedanken hinzufügen: Sie haben recht mit Ihren Bemerkungen über New Light of Myanmar - aber Sie haben übersehen, dass die Zeitung nicht nur den Verfassungskonvent, sondern z. B. auch den Besuch des UN-Botschafters Gamberini in weiten Teilen im Wortlaut dokumentiert hat, bis hin zu seinem Besuch bei Aung San Su Kyi. Die Bilder und Slogans erinnern an Betonköpfe, aber das relativiert sich mit dem Inhalt.
Ich habe dort Zweifel bekommen an der "Militärdiktatur": Wir haben kaum Militär gesehen, nicht einmal mehr als 10 Verkehrspolizisten, die meisten in Yangoon. Wir haben mit vielen Menschen gesprochen, und kaum jemand wirkte eingeschüchtert, bis auf den Vorzeige- Professor in der Shwedagong-Pagode, der den Touristen erklärt, wie unterdrückt er sei. Vielleicht muss man die Regierung mehr an ihren Taten als an der spontanen Abneigung gegen Militär und Diktatur beurteilen. Den Demokratisierungsprozess finde ich durchaus beachtlich. Ist es nicht denkbar (darüber habe ich keine Informationen), dass die Generäle ziemlich schnell das Militär im Irawaddy eingesetzt haben - die einzige Kraft, die die Region, ihre Geographie, ihre Bevölkerung, ihre Infrastruktur kennt und die wirklich Zugang haben könnte?
Auch ich habe keine wirkliche, keine absolute Armut gesehen. Das sind die üblichen Weltbank-Lügen. Es wird ja auch verschwiegen, dass es Aung San Su Kyi gewesen ist, die den Westen zum Wirtschaftsbykott aufgerufen hat und die von vielen im Land als eine Art amerikanischer Agentin gesehen wird. Ist es nicht so, dass die Sparmaßnahmen der Regierung, die Inflation, die Preissteigerungen wesentlich dadurch zu erklären sind, dass sie im Frühjahr 2007 ihre Artikel 4-Konsultationen mit dem IWF hatte, der vermutlich seine alte Medizin, darunter Einfrieren der Löhne und Freigabe der Preise, empfohlen hat? Dass die Mönche, die von Spenden leben, das besonders deutlich gespürt haben? Ist es nicht so, dass es keinen handfesten Beweis dafür gibt, dass die Militärs Menschen bei den Protesten ermordet hätten? New Light on Myanmar hat dokumentiert, dass es Verhaftungen gab, ich erinnere mich nicht an die genauen Zahlen, aber ca. 2.000 bis 3.000 - hat aber auch berichtet, dass der weitaus größte Teil nach einem oder zwei Tagen freigelassen worden ist - bei uns würde man annehmen, es handle sich um das übliche Feststellen der Personalien.
Viele Gründe also, der Propaganda zu misstrauen. Manches wäre noch anzufügen. Ich jedenfalls werde gerne wieder hinreisen in dieses verwunschene, verzauberte Land. Danke für Ihren Artikel. Freundliche Grüße,
Prof. Dr. Bernd Hamm, European Studies Universität Trier (per E-Mail)

1. Juni 2008
Guten Tag Frau Schwarzer, danke für Ihren Artikel in der FAZ!. Endlich einmal ein nicht tendenziös gefärbter „politisch korrekter“ Beitrag. Seit Jahren senden wir zu Weihnachten – statt uns gegenseitig meistens unnütze Geschenke zu machen – Geld über Singapur an unseren Guide, die uns lange Wochen kreuz und quer durch Myanmar führte (einschließlich in die auch heute nur bedingt zugängliche Pao Region) – und sie verwendet dies, um in einem wirklich „remoten“ Dorf eine Schule mit Dach, Bänken, Schreibutensilien und Klo zu versehen. Wir bekommen dann jedes Jahr auch Bilder (wieder über Singapur) um zu sehen, was mit unseren Mitteln gemacht wurde.
Wie viel besser ginge es heute Myanmar, wenn westliche Politiker von ihren sich selbst verherrlichenden Rössern auf den Boden der Realität runtersteigen würden (könnten). Die Kehrseite wäre  – leider – wahrscheinlich, dass Globalisierung (und wesentlich mehr Tourismus) vieles verändern (zerstören?) würde, was Myanmar so einzigartig macht…
Jedenfalls vielen Dank für Ihren Kommentar – und auch ein „bravo“ an die FAZ, dass sie einen dem allgemeinen „Wissen“ nicht entsprechenden Kommentar doch brachte. Mit freundlichen Grüßen
H. Schmied, Lyon/Frankreich

1. Juni 2008
Lange habe ich in einer deutschen Zeitung auf einen solchen Artikel gewartet, der in Kenntnis der besonderen Situation von Myanmar (als ein Land mit einer nur vom Buddhismus und nicht nach westlichen Kriterien beurteilbaren viel längeren Kulturgeschichte wie Deutschland) mutig eine Lanze bricht für einen autochtonen Entwicklungsweg. Ich war selbst - wenige Tage vor dem Zyklon Nargis - in Myanmar und musste die meisten meiner Vorurteile korrigieren, die ich in meinem Rucksack mitgebracht hatte. Es tut weh, aus den Kommentaren - auch des SPIEGEL und anderer Printmedien - herauslesen zu müssen, dass Journalisten für notwendige differenzierte Beurteilungen kaum eine Chance haben. Der FAZ sei Dank - und Alice Schwarzer.
Reinhard Kafka (Quelle: faz.net)

1. Juni 2008
Frau Schwarzers Artikel lässt mich durchatmen, ob der Beruhigung darüber, dass es doch noch Menschen gibt deren Analysefähigkeit und Weitsicht über die Brillenranddistanz der Medien dieser Tage hinausgeht. Ich arbeite seit sieben Jahren im Nachbarland Myanmars, Thailand, habe Myanmar natürlich bereist und kann Inhalt, Kommentar und Emotion zu 100% bestätigen. Was in diesen Tagen zu Naturkatastrophen zu Myanmar und China um die Welt tickert ist unreflektiert und oft nicht von guter Intention: China nutzt professionell public relations, um Tibet im Sekunden-Augenblick vergessen zu machen und die Weltpresse applaudiert Chinas Offenheit. Das arme Burma dagegen wird mit Hilfsfliegern beglückt, aus denen bei Öffnung der Ladeluke zunächst einmal ein überdimensionales Plakat mit "Help from the American People" entrollt wird. Dass diese Art von politisch motivierter Hilfeleistung auch von einer Militaerregierung nicht mit offenen Armen engegengenommen wird ist verständlich. Wer Myanmar kennt fragt sich, ob die Militärregierung nicht um Potenzen besser ist, als das, was die Engländer mit diesem Land veranstaltet haben. Die heutigen hilfsbereiten Freunde Myanmars sind alles andere als selbstlos. Burma braucht echte Freunde.
Rolf Ammelburg (Quelle: faz.net)

1. Juni 2008
Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen und ich kann nur jedes Wort voll unterstreichen. Meine Wochen in Myanmar haben mich auch gelehrt, dass die dortige Realität, mit dem was die Medium tentenziös und schlecht oder überhaupt nicht unterrichtet verzapfen, wenig zu tun hat. Und die "obergescheiten" Politiker sollten einmal vor Ort sehen, was sie mit ihren "politisch korrekten" Maßnahmen anrichten!! Statt dem Volk zu helfen wird deren Los nur noch härter gemacht.
Hartmut Schmied (Quelle: faz.net)

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