Die lieben KollegInnen

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Nur wirkt es, als sei diese weibliche Gesellschaftshälfte eher gelangweilt, eher genervt vom Igitt-Thema "Pussy-Club". Das stolze Behagen, in einem Land mit einer Bundeskanzlerin zu leben, scheint die Bereitschaft zu verhindern, sich mit einem solchen Thema zu besudeln. Keine Kampagne oder gar Aktion, keine laute, öffentliche, außerparlamentarische Einmischung weiblicherseits, kein spürbarer Impuls, in der allgemeinen Flatrate-Aufregung die Meinungshoheit zu erringen. Oder überhaupt eine geschlechtsspezifisch verbindliche Meinung zu haben! Eine solche zu formulieren wird dann also doch wieder dem Kölner Dino Alice Schwarzer und ihren Talkshow-Auftritten überlassen bleiben. Denn ganz besonders wenig ist aus jenen Frauenkreisen jüngerer Generation zu hören, in denen der so genannte Postfeminismus zu vermuten ist. Von diesem ist die Abwehr gegen die antipatriarchale Paranoia des einstigen Radikalfeminismus bekannt, die Abwehr gegen die Realitätsfremdheit schematischer Geschlechterkämpfe, gegen historisch überholte Emanzipationsforderungen und gegen den selbstherrlichen Auftritt der Alice-Schwarzer-Generation. Alles d'accord. Aber darüber, über diese Bewusstseinsbeschreibung ex negativo, hinaus?
Die Zeit, Ursula März
Anm.d.Red. Dino Schwarzer war zum letzten Mal am 6.12.2007 in einer Talk-Show – aber sie sollte öfter gehen, um gegen so einen Zynismus nicht nur in EMMA gegenzuhalten.

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Nützlich im Zuge der von Merkel betriebenen kulturellen Öffnung der CDU sei die Nähe zu Schwarzer, sagt Michael Spreng, der ehemalige Medienberater von Helmut Kohl.
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Christiane Hoffmann

60 Jahre Bundesrepublik/6. Juni 1971: Der Kampf um eine Reform des Abtreibungsrechts wird zum Leitmotiv der neuen Gleichstellungsbewegung. In ihrer Entmündigungsparanoia ist Alice Schwarzer allerdings zu keinerlei Differenzierungen, zu keinerlei Zwischentönen fähig. Mit ihrer übersteigerten Feindseligkeit und dem von ihr propagierten (Irr-)Weg eines hochaggressiven Geschlechterkampfes erweist sie dem Projekt Gleichberechtigung einen Bärendienst.
Flensburger Tageblatt, Jan-Hendrik Dany

Alice Schwarzer wird noch nerven, wenn keiner mehr weiß, welche Haarfarbe Verona Pooth hat. Der Republik wird es weiter gut tun.
Westdeutsche Zeitung, Anne Grages

12. Mai 1971, 22.14 Uhr: Zum ersten Mal liest im deutschen Fernsehen eine Frau die Nachrichten. "Gewerkschaftsfrauen hoben mich auf ihren Schild, Frauenzeitschriften boten Schützenhilfe, und als Alice Schwarzer einen Monat später ihre Kampagne 'Ich habe abgetrieben' im stern startete, mutierte ich, obwohl völlig unbeteiligt, in der öffentlichen Wahrnehmung zu einer der Vorkämpferinnen der offenbar völlig abgedrehten deutschen Frauen." Wibke Bruhns in der Zeit

Zu Anfang hatte sich Alice Schwarzer für uns begeistert, mittlerweile war unser feministischer Kurs manchem längst nicht mehr radikal genug.
Antje Vollmer in der Zeit über das "grüne Feminat" 1984

Es ist nicht zuletzt die Erinnerung, die Dinge zurecht rückt und erlaubt, zu vergleichen. Sagen wir mal, 1968. Die Revolutionäre gehörten ja leider zu den Schlimmsten. Die Frauen im SDS strickten, im Übrigen hatten sie die Fresse zu halten. (…) Dann kam Alice Schwarzer. (…) Sie gründete EMMA – die Zeitschrift, die der gärenden Bewegung ein Forum gab. Das war 1977 sensationell.
WAZ, Gudrun Norbisrath

Frage: Sie haben nie Frauenpolitik gemacht. Hildegard Hamm-Brücher: Weil alle Politik Frauenpolitik ist. Ich hätte nie eine fanatische Feministin sein können, für solche Kinkerlitzchen hatte ich keine Zeit. Mit Alice Schwarzer hatte ich mir auch nie viel zu sagen. Mein Engagement, glaube ich, war für die Mehrheit der Frauen wichtiger als das von Frau Schwarzer.
Hildegard Hamm-Brücher im Interview mit dem Tagesspiegel

Alice Schwarzer ist … immer noch eine Ikone. Und ich bin ihr, der Zeitschrift EMMA, ja der gesamten Generation unserer Mütter so dankbar dafür, dass sie uns den Weg bereitet haben für ein Leben als wilde westliche Weiber.
TV-Moderatorin Sonya Kraus im Kölner Express

Die im polnischen Komprachcice geborene Journalistin (Bascha Mika) trat schon 1988 in die taz ein, für die sie als Producerin und Reporterin gearbeitet hat. Zwischendurch schrieb sie ein bemerkenswert bösartiges, also wahres Buch über die zur Fernseh-Unterhalterin und Gräfin-Begleiterin aufgestiegene Feministin und Emma-Chefredakteurin Alice Schwarzer.
Süddeutsche Zeitung, Willi Winkler (in einem Nachruf auf die taz-Chefin)

Frauen, die aussehen wollen wie Mädchen, und Mädchen, die zwischen den Beinen aussehen wie Kinder, provozieren Kritik. In der feministischen Zeitschrift EMMA bezeichnete die Politikwissenschaftlerin und Philosophin Regula Stämpfli die enthaarten Schamlippen im letzten Jahr als "Kindermösen". Danach sah sie sich massiven Anfeindungen ausgesetzt.
Die Zeit, Josephina Maier/Achim Wüsthof

Hinter der Schamrasur argwöhnen Psychoanalytiker den geheimen Wunsch, harmlos, unreif und infantil zu erscheinen, um den Partner nicht zu verängstigen. Warum sonst, lästerte die Zeitschrift EMMA, liefen die Frauen plötzlich mit "Kindermösen" herum?
Der Spiegel, Manfred Dworschak

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