Meine Geschichte

Traumberuf Hure?

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Ich finde es gut, dass EMMA sich kritisch mit der Prostitution auseinandersetzt. Als Ex-Prostituierte habe ich selber mal an einem Aussteigerprogramm einer Beratungsstelle teilgenommen. Das war zwar gut für die berufliche Qualifikation, damit ich mich auf dem Arbeitsmarkt neu orientieren und eigene Stärken, wie soziale bzw. kommunikative Fähigkeiten, erkennen konnte.

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Die Beratungsstelle hat mir aber auch sehr geschadet, ich war sehr irritiert, wie positiv die Prostitution gesehen wurde. Psychologische Aspekte der Prostitution wurden hintenan gestellt, dafür aber das Konzept der Liberalisierung und Unterstützung von „Sexarbeit“ vertreten.

Diese Organisation funktioniert etwa wie eine Gewerkschaft (für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen) und bietet sogar Wieder-/Einstiegsberatung in die Prostitution an. Da einige Teilnehmerinnen ganz offensichtlich Drogenprobleme, Behinderungen, Traumata hatten oder aus schwierigen Verhältnissen kamen, war ich über die Wiedereinstiegs-Option sehr schockiert. Vor allem war es nicht mein Ding, mich selbstbewusst als Sexarbeiterin zu präsentieren, weil ich gar nicht stolz darauf bin, sondern tief traumatisiert.

Ich war gar nicht stolz darauf

Aus meinem ehemaligen Kolleginnenkreis kenne ich kaum eine, die die Zeit in der Prostitution gut hinter sich gelassen hat. Auch im Leben danach bleibt immer etwas zurück. Es ist oft ein langer Weg, neu anzukommen – wenn frau es überhaupt schafft. Das Gemeine ist, dass einem die oft schmerzlichen Erfahrungen erst dann bewusst werden, wenn der Abstand zum Milieu hergestellt ist.

Das schwedische Modell der Bestrafung der Freier kann ich nur unterstützen. Wichtig ist aber dabei, dass die Prostituierten dabei nicht stigmatisiert werden, sie brauchen unsere Unterstützung.

Li (anonym)

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