Die lieben KollegInnen 1/2006

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EMMA Januar/Februar 2006

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Die lieben KollegInnen 1/2006

Merkel-Folgen: Muss Schwarzer ihren Journalisten-Ausweis zurückgeben? Und träumt sie von einer SS-Führerin?

Viele Journalistinnen hätten in „schockierender Weise pro Merkel geschrieben“, kritisierte Kathrin Kahlweit von der Süddeutschen Zeitung. Das gelte vor allem für die Herausgeberin der Frauen-Zeitschrift EMMA. „Alice Schwarzer hat die Politik, für die Merkel steht, über Jahrzehnte als sittenwidrig verdammt – und nun schreibt sie pro Merkel, nur weil die einen Busen hat.“ Man sollte Alice Schwarzer „ihren Journalisten-Ausweis abnehmen“, empörte sich Kahlweit über die berühmte Kollegin. Mittelbayerische Zeitung, Harald Rast über eine Tagung in der Akademie Tutzing

Alice Schwarzer ist wieder da und gibt für die ‚Tagesthemen‘ erfrischend zu Protokoll, dass sich kleine Mädchen ab heute fragen können, ob sie nicht doch „lieber Kanzlerin werden wollen statt Friseuse“. Der Tagesspiegel, Caroline Fetscher

Geht da nun eine Welt unter? Eine halbe schon, findet Alice Schwarzer, EMMA-Herausgeberin und Grande Dame des bundesdeutschen Feminismus. Es sei die der Männer, denn von einer Frau besiegt zu werden, das gehe nicht an. „Das ist eine Frage der Ehre“, schrieb sie im Spiegel. „Sonst verliert der starke Mann sein Gesicht. Und dann sieht er rot.“ Lübecker Nachrichten, Peter Intelmann

Das frechste Plagiat leistete sich Alice Schwarzer, indem sie die Bild-Schlagzeile „Wir sind Papst“ für die Überschrift ihres neusten EMMA-Beitrages zum Kanzlerwechsel abkupferte: „Wir sind Kanzlerin!“ Mainhardt Graf Nayhauß, Bild

Klar, dass EMMA-Chefredaktrice Alice Schwarzer jauchzt und frohlockt. Lebenslang hat sie mit den Waffen einer Frau für die Gleichberechtigung der Frau gestritten. Nun ist sie am Ziel. Eine weibliche Frau wird Kanzlerin für Deutschland! Noch dazu eine aus dem Osten, was allerdings keiner merkt. Neues Deutschland, Ernst Röhl

Natürlich erhofft sich Alice Schwarzer von ihrer Parteinahme auch Vorteile, erhofft sie sich davon auch eine Veränderung des Milieus der Union, will sie über Angela Merkel ihre feministischen und libertinären Anliegen dort heimisch machen, wo sie bisher immer Ablehnung erfuhr. Und natürlich sind auf diesem Felde Enttäuschungen programmiert, wenn Angela Merkel kultur- und gesellschaftspolitisch in der Familienpolitik etwas nicht verändern kann oder will, was Alice Schwarzer wichtig ist. Die Tagespost/Bayern, Johannes Seibel

Alice Schwarzer hat gewählt: „Eine Kanzlerin für Deutschland ist überfällig! Denn was auch immer sie täte – so (wie Schröder, ‚der Tyrann‘) tritt diese Frau nicht auf. Genau darum wäre kein anderer als sie jetzt der wahre Systemwechsel.“ Was auch immer sie täte … Darum hat Frau Schwarzer die Nazis nie recht gemocht: Weil es bei der SS keine Reichsführerin gab. Hermann Gremliza, Konkret

Die VW-Affäre hat jetzt auch die Frauenbewegung und ihre Zeitschrift EMMA erreicht. Immerhin werfen die Vorwürfe und Beschuldigungen um Luxus- und Lustreisen auf VW-Kosten auch ein bezeichnendes Licht auf manches Männer-Gebaren. (...) So schonungslos sind die Dinge bislang noch nicht aufgearbeitet worden. Braunschweiger Zeitung, Henning Noske

Was die neue Frauenbewegung war, stellt das Bonner Haus der Geschichte angeblich so dar: Ein EMMA-Heft, eine lila Latzhose und eine Hörstation, aus der Frauenlieder tönen. Die Frau von heute verbindet damit Männerfeindlichkeit, Unsexyness und esoterische Selbstfindungsriten. Zur Identifikation taugt das offenkundig nicht. taz, Heide Oestreich

Hartnäckig verweigert sich die idealistische Vorstellung eines harmonischen ethnischen Miteinanders der Realität, und es bedarf der Courage einer Alice Schwarzer, um darauf hinzuweisen, dass Demokratiekurse für die Integration bestimmter Ausländergruppen mindestens ebenso wichtig sind wie Sprachkurse. Günter Müchler, Programmdirektor, DeutschlandRadio

Aenne Burdas Engagement ist nicht nur in der Modewelt und ihrem heimatlichen Kreis gewürdigt worden, wie ein Grußwort von Alice Schwarzer zum 90. Geburtstag erweist: „Im Handarbeiten“, schreibt die EMMA-Chefin, „hatte ich immer eine Fünf (weil meiner Lehrerin die Sechs nun doch zu gnadenlos erschien). Und zum Basteln fehlte mir immer die Muße. Aber dennoch hätte ich einfach öfter in ihre Zeitschriften schauen sollen, die ja ganz, wie meine EMMA, alle mit A enden und nicht minder vertrauenerweckend rund klingen. Denn von der Verlegerin mit diesen schwindelerregenden Auflagen hätte ich doch noch einiges lernen können.“ FAZ, Michael Hanfeld

Ich glaube, ja, ich bin sicher, dass das Schreiben nicht gerade zu den starken Seiten der Elfriede Jelinek gehört. Mehr möchte ich lieber nicht sagen, um nicht die bedeutendste Feministin Mitteleuropas, Alice Schwarzer, zu ärgern. Marcel Reich-Ranicki, FAZ

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