Die lieben KollegInnen 1/2016

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„Sie traute sich nicht mehr auf die Toilette. Die Männer, der Lärm, das war alles zu viel für sie“ – so heißt es in einer aktuellen Reportage der Frauenzeitschrift EMMA. Ihr zufolge sind in Flüchtlingsunterkünften „sexu­elle Übergriffe an der Tagesordnung“. „Deutsche Frauen machen sich Sorgen“, schlagzeilt unverhohlen nationalistisch die Hauspostille der Feministin Alice Schwarzer, die schon in den vergangenen Jahren durch ein – vorsichtig ausgedrückt – schablonenhaftes Bild vom Islam auffiel. Einige der Punkte, die EMMA in einem „Forderungskatalog“ benennt, sind diskussionswürdig. „Nulltoleranz für frauenfeindliche Flüchtlinge!“, das klingt allerdings eher nach Pegida. Da ist er wieder, der böse muslimische Mann: Reflexhaft schwimmt EMMA, sobald es um den Islam geht, ohne Berührungsängste im rechten Fahrwasser. Der Freitag, 
Thomas Gesterkamp

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„Wir helfen Flüchtlingen. Aber die Frauenrechte dürfen nicht auf der Strecke bleiben.“ Wenn ich als Redakteurin solche Zeilen in der Titelkonferenz vorgelegt bekäme, würde ich sofort feministisch intervenieren: „Das können wir so einfach nicht schreiben!“ Denn Flüchtlinge (sprich: geflüchtete Menschen) sind nicht nur Männer, was ja der Gegensatz zu „Frauenrechten“ hier suggeriert. taz, Hilal Sezgin

Alice Schwarzer geht auf Distanz zur Masseneinwanderung. In der aktuellen EMMA kritisiert sie, dass die Bundeskanzlerin sich der Gefahr nicht ­bewusst sei, die vom „massenhaften Zuzug fundamentalistischer Muslime“ ausgehe. Wörtlich heißt es: „Sie kommen aus Kulturen wie dem Islam, in denen Frauen als minderwertig gelten.“ Linke Publizisten äußerten Unverständnis über diese Haltung Schwarzers, die für ihre feministischen Thesen bekannt ist. So kritisierte Jakob Augstein: „Pegida und EMMA sind sich einig.“ Junge Freiheit

Das Monatsmagazin EMMA legitimiert seine reaktionäre Bürgerlichkeit, indem es Frauenfeindlichkeit zu einem linken Phänomen erklärt. Eine Kritik an den Produktionsverhältnissen kommt nicht vor. Was EMMA zudem besonders unerträglich macht, ist – neben einer, vorsichtig ausgedrückt, problematischen Haltung gegenüber männlichen Homosexuellen und dem Islam – ein Kampf gegen Pornografie und Prostitution, der auf die auch durch Kommerzialisierung nicht restlos zu zähmende Sexualität zielt. Konkret, Fritzi Busch

40 Jahre liegt die Gründung der Zeitschrift EMMA zurück. Spätestens seitdem ist die Debatte um die Emanzipation der Frauen nicht mehr wegzudenken. Horizont, Eva-Maria Schmidt

In den 1970er Jahren stieg die erste Frau in die Ressortleitung des Feuilletons (der Süddeutschen Zeitung) auf: Elisabeth Bauschmid. Es war die Zeit, als die Abgeordnete Lenelotte von Bothmer einen Skandal auslöste, weil sie im Hosenanzug eine Rede im Bundestag hielt. Es war die Zeit, als durchaus zurechnungsfähige Streiflichtautoren in der Redaktionskonferenz nach einem Fernsehduell zwischen den Feministinnen Alice Schwarzer und Esther Vilar lediglich die Frage umtrieb, welche von den beiden Frauen denn nun besser aussah. Süddeutsche ZeitungUlrike Heidenreich

Die Philosophin Simone de Beau­voir meinte und zeigte, dass keine Frau als Frau auf die Welt kommt – die Welt macht sie zur Frau. 1977 folgte Alice Schwarzer, sie gründete die Zeitschrift EMMA und verkündete, Penetration sei ein Irrtum, denn in der Vagina ereigne sich kein Orgasmus: Da heulten die Männer und auch viele Frauen, sie wollen immer noch nicht glauben, was Alice Schwarzer behauptet. B.Z., Uwe Kopf

Der US-Playboy hat angekündigt, keine nackten Frauen mehr in seinem Magazin zu zeigen. Hat die Alice-Schwarzer-Fraktion jetzt ein Feindbild ­weniger? Sonntag Aktuell

Eigentlich war der Playboy schon vor 28 Jahren am Ende. Damals stellte ausgerechnet Alice Schwarzer fest, das Magazin, in dem Männer nicht nur wegen der Interviews blättern, sei gar nicht so frauenfeindlich. Also, schränkte sie im selben Atemzug ein, nur im Vergleich zu alldem, was sonst noch so in Umlauf ist. FAZ, eer
Anm.d.Red.: Siehe der „Pascha des Monats“ in der letzten EMMA-Aus­gabe: Playboy.

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