Die lieben KollegInnen

Die lieben KollegInnen 2/2009

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Die liberale und weltoffene Stadt Köln – Heimat von Europas führender Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Und dann das: Von derzeit 37 Vorstands- und Geschäftsführungsposten bei städtischen Unternehmen sind nur zwei mit einer Frau besetzt.
Kölner Express, Robert Baumanns

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Ich bin der Mann, der Alice Schwarzer vorwarf, gerade ihr Feminismus setze die Frau zum schwachen Opfer herab, dabei weiß es doch jede Frau und jeder Mann: Die genialste machiavellistische Leistung der Frauen bestand darin, dass sie die Männer glauben ließen, sie, die Frauen, seien das schwache Geschlecht. In Wahrheit ist es umgekehrt.
Roger Köppel, Chefredakteur Schweizer Weltwoche

Bei Alice Schwarzer war noch alles einfach, da waren nur die Männer schuld. Die neuen "Alphamädchen", wie Charlotte Roche oder Jana Hensel und Elisabeth Raether, prangern die Strukturen an und hätten die Männer gern als Verbündete. Nur leider wissen die noch nichts davon.
Berliner Morgenpost, Anne Petersen

Wenn Alice Schwarzer beklagt, dass sich Frauen "untenrum" rasierten "wie eine Professionelle", so übersieht sie, dass auch metrosexuelle Eroberer ihr Gemächt entstruppen wie einst Thorvaldsen seine klassizistischen Statuen; dass selbst der martialische Eisenhans im Fitnesscenter beim Bankdrücken jugendlich-blanke Achselhöhlen entblößt.
FAZ, Jörg Scheller

Vergangene Woche im Kanzleramt hat Alice Schwarzer ihre Feministinnen-Uniform an (rote Schuhe und ein Issey-Miyake-Pleats-Please-artiges Gewand) und sagt routiniert ins Mikro, was sie immer sagt: Ich freue mich. Nicht träumen lassen. Frau hat jetzt auch mal das Sagen. Kann auch richtig Spaß machen. Taff. Mutig. Prima. Männer sich warm anziehen. Wie ich übrigens schon 1979 gesagt habe. (...) Immerhin könnte man zu ihrer Verteidigung anführen, dass sie diese feministischen Floskeln vor langer Zeit einmal selbst erfunden hat, die inzwischen auch Technokraten wie Frank-Walter Steinmeier ohne Weiteres über die Lippen gehen.
taz, Elisabeth Raether (Co-Autorin von "Wir Alphamädchen")

Gleichberechtigung auf Gesetzesebene gibt es noch nicht so lange, und das sind Ergebnisse der Arbeit von Alice Schwarzer. Ich meine, dass man ihr für diese Verdienste danken muss. Denn: Es war diese Generation von Feministinnen, die Dinge durchgefochten hat, die heute glücklicherweise selbstverständlich sind.
EU-Parlamentarierin Silvana Koch-Mehrin (FDP) im Interview im Face-Magazin

Wissen Sie vielleicht, wo meine Lieblingsemanze abgeblieben ist? Haben Sie in letzter Zeit mal Alice Schwarzer gesehen? Jahrelang besetzte Alice ja alle Talkshows, alle Sender. Schwarzer war hier, Schwarzer war da, Schwärzer ging's nicht. Direkt beunruhigend jetzt, dieses verbissene Schweigen, diese riesige Schwarzer-Leere. Was ist los? Wer hat Alice aus dem Fernsehen geschmissen? Gibt es eine Anti-Schwarzer-Verschwörung von Beckmann, Plasberg & Co.? Tobt ein Zickenkrieg Will gegen Schwarzer? Das ginge ja noch. Das Schlimmste aber wäre: Die gute alte Alice hat sich in eine toskanische Villa zurückgezogen. Da denkt sie sich, während sie am Chianti-Glas nippt: Der Kampf war hart, aber er hat sich gelohnt. Wir haben die Männer erledigt. Oh, nein, Alice, glaub bloß nicht so was! (...) Es ist höchste Zeit, knallhart zu fordern: Frauen an die Spitze der Weltbank, an die Spitze der Landesbanken! Weg mit Ackermann, her mit der Ackerfrau! Die Zeit wäre reif, den Frauen die Oberhoheit über alle Konten zu geben und Männern den Geldbesitz zu verbieten.
Nürnberger Zeitung, Evelyn Scherfenberg
Anm.d.Red.: Keine Panik, Kollegin. Keine Verschwörung, kein Zickenkrieg und kein Rückzug. Alice Schwarzer hatte nur im vergangenen Jahr einfach keinen Bock auf die Medien. Und klar, EMMA ist dabei: Alles Geld in die Hände von Frauen!

Familienministerin Ursula von der Leyen weiß lächelnd von den zwei Fragen zu berichten, die immer einer Frau gestellt werden, die sich für ein politisches Amt bewirbt. "Können sie das überhaupt? Und: Wie können Sie das schaffen?" So als wolle sie auch noch Alice Schwarzer beerben, endet sie ihre Rede mit dem Appell: "90 Jahre Frauenwahlrecht – wählen zu gehen, war nur der Anfang."
www.news.de, Ulrich Scharlack

Der deutsche Feminismus steckt in einer tiefen Krise, und niemand merkt es. (...) Warum wollen so wenig Frauen in Führungspositionen, obwohl man sie praktisch im vorgewärmten Bademantel dort hinzutragen anbietet? Warum gibt es noch immer 120.000 Abtreibungen? Was haben Frauen aus der hart erkämpften Freiheit gemacht? Der deutsche Feminismus in Gestalt seiner Galionsfigur Alice Schwarzer interessiert sich für solche Fragen nicht. (...) Die Regierung von Birma trifft auf ihr Verständnis; der Kampf gegen den Islam hingegen muss "zur Not auch mit antidemokratischen Mitteln" geführt werden. Dass die Bundeskanzlerin und Vorsitzende einer christlichen Partei sich mit solchem gefährlichen Irrsinn gemein macht, als Co-Autorin neben Schwarzer auftritt, sich von ihr praktisch als Trophäe des feministischen Kampfes vorzeigen lässt und sie in außenpolitischen Dingen offenbar um ihre Meinung bittet – das ist nur damit zu erklären, dass Frau Merkel noch nicht im Westen war, als man all das noch klarer sehen konnte.
Die Welt, Mariam Lau

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