Die lieben Kolleginnen 4/2011

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Mein Lieblingsheft. Es heißt „Liebe und Sex“. Ich habe viel daraus gelernt. Noch viel mehr als aus Emma. Alice Schwarzer sitzt immer beim Sex zwischen mir und meinem Mann und flüstert mir ins Ohr: Ja, Elizabeth, das denkst Du nur, dass du jetzt einen vaginalen Orgasmus hast, das bildest du dir nur ein, um dich deinem Mann und seinem Machtschwanz zu unterwerfen.
Aus: Charlotte Roche, „Schoßgebete"

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Und immer wieder sitzen Alice Schwarzer und die frauenbewegte Trauma-Mutter, die „Verlasserin schlechthin“, mit am Bett. Und dann denkt Elizabeth: „Mein Frauenbewegungshirn redet mir mit dem Schwanz meines Mannes im Po ständig aus, dass das geil sein kann, und währenddessen redet mein Enddarmausgang mir ein, dass das sehr wohl sein kann.“ Frau sein kann, das lernt jeder Besitzer eines schwarzerschen Machtschwanzes aus den „Schoßgebeten“, auch ganz schön furchtbar sein in diesen Zeiten.
Die Welt, Elmar Krekeler

Alice Schwarzer hätte zu Charlotte Roches Zitat ihrer Person so wenig schweigen können wie 2002 Marcel Reich-Ranicki auf Martin Walsers Darstellung des Literaturkritikers in dem Roman „Tod eines Kritikers“. Allerdings geht es im Streit der Frauen ­geist­reicher zu als in jenem „Krieg der alten Männer“, wie der Spiegel jene Auseinandersetzung nannte. Der porträtierte Kritiker stufte das „erbärmliche Buch“ kurzerhand als „miserable Literatur“ ein. Alice Schwarzer hingegen fährt vom ersten Gruß an – „Ich bin’s, dein Über-Ich“ – bis zur Verabschiedung von Roches Buch als „Heimatschnulze“ viel Witz und Esprit auf, um dann auch noch allerlei Argumente für sich und den ­Feminismus unterzubringen. (…) Roche kann Schwarzer nur deshalb verspotten, weil sie von deren epochaler Leistung überzeugt ist. Ihr Buch stellt sich in die Tradition Schwarzers.
Die Welt, Hannelore Schlaffer

Charlotte Roche bläst zum Kampf gegen ein feministisches Phantom, das sie selbst geschaffen hat. Mit großer Geste bricht sie Regeln, die nie irgendjemand aufgestellt hat – noch nicht mal Alice Schwarzer.
Kölner Stadt-Anzeiger, Kerstin Meier

„Die Generation meiner Mutter hat den Mann immer nur als Feind erlebt“, so Charlotte, „aber ich musste gegen all die Männer, die ich kennenlernte, komischerweise nie kämpfen. Irgendwas war also falsch daran, wie die Feministinnen dachten.“ So beging sie einen „Muttermord“, wie sie sagt – an Mama Liz und Alice Schwarzer.
Der Stern, Ulrike Posche

Vordergründig spielt Roche ein bekanntes Stück. Denn egal, ob Ex-Verona-Feldbusch, Alphamäd­chen oder Kristina Schröder medienintensiv gegen Alice Schwarzer antreten – die deutsche Öffentlichkeit muss sich offenbar in regelmäßigen Abständen rituell vergewissern, dass der alte Emanzen-Feminismus tot ist.
taz, Andrea Roedig

Inhaltlich geht Roche dabei eine seltsame Liaison mit Familienministerin Kristina Schröder ein und brandmarkt den Feminis­mus im Allgemeinen und Alice Schwarzer im Speziellen als sex­feindlich. Dazu verpasst Roche ihrer Hauptfigur ­Eliza­beth Kiehl noch eine männerhassende Mutter, und schon ist der ideologische Boden für Orgien aller Art bereitet. Man tut es also keinesfalls nur für sich – man tut es im aufrechten Kampf gegen den vermeintlich verbitterten Feminismus. Und wenn das bedeutet, mit dem eigenen Mann ins Bordell zu müssen: Augen zu und durch! Es ist schließlich für den guten Zweck.
Mitteldeutsche Zeitung

Eine „verruchte Heimatschnulze“ nennt Alice Schwarzer das Buch „Schoßgebete“. Mit dem Wort „Schnulze“ mag sie noch halbwegs richtig liegen. (…) Die beiden anderen Urteile, die Alice Schwarzer in ihrer Formulierung fällt, sind dem Buch indessen nicht angemessen: Das Buch ist nicht „verrucht“, weil es die Laster, denen der „Ruch“ gelten könnte, zumindest in den westeuropäischen Ländern nicht mehr als solche gibt. Und eine „Heimat“ gibt es in „Schoßgebete“ schon gar nicht, nur die überaus penetrante Sehnsucht nach einer solchen. Mit einem Argument hat Alice Schwarzer indessen recht: „Das einzig Neue an deinem Oma-Beziehungs-Modell scheint mir, dass du ihn nicht allein ins Bordell schickst, sondern mitgehst.“
Süddeutsche Zeitung, Thomas Steinfeld

Nein, mit Kritik kann Charlotte Roche nicht leben. Schon gar nicht, wenn die von Widersacherin Alice Schwarzer stammt. „Es ist Zeit für neue, jüngere Feministinnen, aber die werden immer weggebissen von unserer Spitze“, sagt Roche. Dabei steht sie ihrer Kontrahentin näher, als sie denkt. „Ganz viele Sachen, für die unsere Mütter gekämpft haben, sind wieder verloren.“ Das kennen wir. Von Schwarzer.
Die Welt, Andrea Backhaus

Alice Schwarzer, Germany's answer to Germaine Greer, has written an open letter to Roche accusing her of using sex as a „sales gimmick“ and of viewing intercourse „clinically through a microscope“. (…) Schwarzer claims Roche is not presenting a new, enlightened, outlook on women and sex, but one which promotes a patriarchal view of sex whereby women do what their men want in bed to keep them happy.
The Guardian, Helen Pidd

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