Die lieben KollegInnen 6/2006
EMMA November/Dezember 2006
Die lieben KollegInnen 6/2006
Niemand redet so wenig über Eva wie Emma & Alice. Was die anderen nicht an sehr lebhaften Fantasien hindert.
Die Zeitschrift EMMA schrieb in einem Newsletter an ihre Leserinnen: „Wenn eine oder einer so etwas über Schwarze schreiben würde, würde mensch noch am selben Tag gefeuert. Wir dürfen gespannt sein, welche Konsequenzen die sexistischen Sprüche von Tagesschau-Sprecherin Herman haben werden.“ Darunter standen die Email-Adresse und die Faxnummer des NDR-Chefredakteurs. „Sie haben versucht, mich als Tagesschau-Sprecherin zu liquidieren“, sagt Eva Herman. Wenn es um Feministinnen und besonders wenn es um Alice Schwarzer, die EMMA-Herausgeberin, geht, verändert sich ihre Sprache. Kriegsvokabular. Herman drückt dann den Rücken gerade, presst Mund und Augen schmal, als ziehe sie in einen Kampf. Die Zeit, Jana Simon
Aber kaum äußert Eva Herman in der Zeitschrift Cicero ihre frische Botschaft von der „Neuen Weiblichkeit“, giftet Alice Schwarzer im Spiegel, das sei eine „Suada zwischen Steinzeitkeule und Mutterkreuz“. „Suada“ bedeutet so etwas wie Redeschwall. Dieser Ton einer inzwischen verknautschten Emanzipation hat seinerzeit die Nation zum Gebärstreik angeregt. Westfalen-Blatt, Hans Thomas
Die Errungenschaften der Frauenbewegung – Befreiung von sexueller Gewalt und politischer Ungleichbehandlung fallen ihr dazu ein – schreibt Herman dem Grundgesetz zu. Dass der Artikel 3 und seine Ergänzung eines intensiven Kampfes der Frauenbewegung bedurft haben, weiß sie offenbar nicht. Diese Kämpferinnen – angefangen von Elisabeth Selbert über Annemarie Renger, Alice Schwarzer, Inge Wettig-Danielmeier bis zu Waltraud Schoppe, Regine Hildebrandt und Rita Süssmuth – haben dazu beigetragen, dass Frauen wie Frau Herman überhaupt eine Chance hatten.
Ex-Bundesfamilienministerin Renate Schmidt in der taz
Die Eva-Herman-Debatte hat es schon einmal gegeben, und zwar 1971. Damals kam Esther Vilars Buch ‚Der dressierte Mann’ heraus, genau wie das ‚Eva-Prinzip’ eine Schmähung des Feminismus und ein Lob des traditionellen Frauseins. Damals, 1971*, stand die Mehrheit der Medien allerdings auf Vilars Seite, und gegen ihre Widersacherin Alice Schwarzer. Heute ist es genau umgekehrt. Der Mainstream denkt heute profeministisch. Der Tagesspiegel, Harald Martenstein
* Anm.d.Red.: 1975
Eva H. diskriminiert die Emanzipation, profitiert aber davon! Viermal verheiratete Karrierefrauen mit sechs Berufen hat es doch vor Alice Schwarzer nie gegeben. Bild am Sonntag, Désirée Nick
Ich bin Alice Schwarzer für ihre Arbeit unendlich dankbar. Trotzdem haben sich die Feministinnen nicht wirklich weiterentwickelt. Frauen wollen heute nicht mehr einer „Schwanz- ab“-Rhetorik folgen, im Gegenteil: Wir lieben Männer und wollen mit ihnen leben. Wirtschaftsjournalistin Barbara Bierach in einem Interview in der taz
Wer es schafft, gleichzeitig von Alice Schwarzer und Ildikó von Kürthy („Großer Quatsch“) Widerworte zu ernten, muss in einer wahrlich kleinen Nische nisten. Leipziger Volkszeitung, nina
Ist die gezielte Instrumentalisierung von Aufregung das neue Phänomen in unserer Gesellschaft? Tritt die medial angeheizte Skandalisierung von Thesen und Personen an die Stelle des in der Antike vorherrschenden Prinzips von Brot und Spielen? Hätten die meisten von uns jetzt nicht am liebsten einen Fernsehauftritt: Alice Schwarzer gegen Eva Herman? Hamburger Abendblatt, Holger Dohmen
In den Talkshows werden sich Alice Schwarzer und Eva Herman in den Haaren liegen, zwei sendungsbewusste Damen: die eine die eloquente „Mutter Courage“ der Emanzipation und Herausgeberin der Feministinnen-Bibel EMMA; die andere Deutschlands beliebteste Nachrichtensprecherin und neuerdings Missionarin einer neuen Mütterlichkeit. Die Presse, Wien, Thomas Vieregge
Man muss Eva Herman dankbar sein. Ihr neues Buch bringt viel durcheinander, aber nur in den Köpfen der Feministen. Die normal gebliebenen Bürger, Eltern und Jugendliche, wussten es immer: Der Feminismus ist ein Irrweg. Das Wort der Simone de Beauvoir, wonach Frauen nicht geboren, sondern zu Frauen gemacht würden, ist eine Ausgeburt der 68er-Bewegung. Ihr Lebensgefährte Jean Paul Sartre wurde noch grundsätzlicher: „Die Natur des Menschen existiert nicht“, öffnete er vielen Irrwegen der Neuzeit Tür und Tor. Zum Beispiel die Theorie, dass Mann und Frau bis auf die Gebärfähigkeit austauschbar seien. Unter diesem Banner begannen die Jüngerinnen Sartres, in Deutschland allen voran Alice Schwarzer, ihren Auszug aus dem Haus, um klassische Männerdomänen zu erobern. Westfalen-Blatt, Jürgen Liminski, Mitglied des Opus Dei