Elisabeth Müller-Luckmann: Die deutsche

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Früh durchschaute die Unkorrumpierbare, die aus einem Elternhaus stammte, das entschieden Anti-Nazi war, die Fragwürdigkeit ihres Berufsstandes. Immer wieder trat sie entschieden gegen Volkesstimme und Mehrheitsmeinungen auf. Sie war die Gutachterin in mehreren Jahrhundertprozessen der Nachkriegszeit: bei dem Jungenmörder Bartsch und dem Prostituiertenmörder Honka; der Rachemutter Bachmeier, die den Mörder ihrer Tochter vor Gericht erschoss; bis hin zu „Rabenmutter Weimar“, die ihre beiden Kinder umgebracht haben soll – was Müller-Luckmann bis zum Schluss bezweifelte.

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In über 40 Jahren ist sie nicht einmal als „Gegengutachterin“ aufgetreten, also gegen das tatsächliche oder mutmaßliche Opfer – und sie wusste, warum. Schon früh erkannte sie: „90 Prozent aller Kinder sagen die Wahrheit in Missbrauchsprozessen.“ Und: „Mindestens 90 Prozent aller Sexualverbrecher sind untherapierbar.“

Zuletzt beklagte sie 2009 in EMMA die zweifelhafte Rolle mancher Medien in der Gerichtsberichterstattung – hier allen voran die Spiegel-Berichterstatterin Gisela Friedrichsen – die Staatsanwälten und Richtern Noten erteilten und so die Gerichte und Urteile beeinflussten. In den letzten Lebensjahren war die deutsche Miss Marple von Braunschweig nach Berlin gezogen, um ihren so vielfältigen Interessen auch ohne große Reisen weiter frönen zu können. – Der Tod der Unbestechlichen ist ein unersetzbarer Verlust.

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