"Wollten selbst was tun!"

Thomas Müller (li.) und Michael Egelkraut haben den Offenen Brief in Rostock ins Gespräch gebracht. Foto: privat
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Der „Offene Brief der 28“ hat zwei Brüder aus Rostock sehr bewegt – und mobilisiert. „Wir wollen diesen Brief von Alice Schwarzer nicht nur unterschreiben, sondern auch unterstützen – und zwar tatkräftig!“ – flugs haben Michael Egelkraut und Thomas Müller eine „flankierende“ Unterschriftenaktion gestartet. Beim Ordnungsamt haben die beiden Rostocker einen Aktionstisch beantragt, Kosten 64 Euro für zwei Tage. Eine Rechnung ist noch nicht gekommen. „Ich hatte das Gefühl, dass die Menschen vom Amt unser Anliegen sehr gut verstanden haben“, erzählt Thomas Müller. Und nicht nur die.

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"Danke für Ihren Mut!" und "Von welcher Partei seid ihr? Hat die AfD euch geschickt?"

Am 13. und 14. Juli kamen hunderte Rostockerinnen an ihren Tisch auf dem Universitätsplatz, um zu unterschreiben. Die erste Reaktion vieler Unterschreibenden: „Danke für Ihren Mut.“ „Das hat uns zu denken gegeben. Heute braucht es in einem Land, das glaubt, so unglaublich demokratisch zu sein, schon Mut, um eine Unterschriftenaktion zu machen, ja, um überhaupt eine Diskussion führen zu können“, sagt Thomas Müller, „wer sich heute gegen den vermeintlichen Mainstream stellt, wird in die rechte Ecke gestellt und damit mundtot gemacht.“ Auch das ist passiert. „Von welcher Partei seid ihr?“, „Hat euch die AfD geschickt?“ wurden die zwei gefragt, hauptsächlich von jüngeren Leuten.

Er und sein Bruder haben erst einen Monat nach der Veröffentlichung von dem Offenen Brief erfahren. „Wir waren entsetzt über die einseitige Berichterstattung der Medien. Kriegstreiberei auf allen Kanälen! Diese Unwissenheit in Sachen Geopolitik und Geschichte! Sind wir denn die einzigen, die das anders sehen? - haben wir uns gefragt. Der Offene Brief hat endlich die Diskussion geöffnet! Und das wollten wir unterstützen – vor allem, weil noch immer über schwere Waffen, nicht aber über diplomatische Verpflichtungen debattiert wird!“

An ihrem Aktionstisch haben die Brüder den Brief und Petitionslisten ausgelegt, dazu ihre Positionen auf zwei Aufstellern deutlich sichtbar gemacht: „JA“ zu einem sofortigen Stopp aller Waffenlieferungen in die Ukraine, zu Verhandlungen unter UN-Mandat, zu einer Aufhebung aller Finanz- und Wirtschaftssanktionen und zur Vermeidung einer weltweiten Hungersnot! Und mit dem deutlichen „Nein“ zum Niedergang von Industrie, Landwirtschaft und Handwerk, dem wirtschaftlichen Ruin von Millionen Haushalten und zu der Zerreißprobe unserer Gesellschaft!“

Die UN haben die Pflicht, Verhandlungen für Frieden auf den Weg zu bringen!

Denn die hat bereits begonnen. Auch das haben die beiden Rostocker während ihrer Aktion erlebt: „Die Menschen sind schwer enttäuscht von den Parteien. Besonders von Grünen. Sie schalten den Fernseher ab, wenn sie die immergleichen Gesichter in den politischen Talkshows sehen, die noch immer nur über eines reden können: schwere Waffen. Die Welt steht vor einer Hungerkatastrophe. Menschen – auch in Deutschland – stehen vor dem Absturz in die Armut. Die Weltgemeinschaft, die Vereinten Nationen haben die Pflicht, endlich Friedensverhandlungen voranzutreiben! Die Mainstream-Medien berichten noch immer einseitig und glauben für ganz Deutschland zu sprechen. Das tun sie nicht. Um das zu zeigen, wollten auch wir etwas beitragen!“

Bis heute haben 323.000 Menschen den von Alice Schwarzer initiierten Brief unterschrieben. Noch immer gehen täglich Anrufe und Mails in der EMMA-Redaktion ein. Menschen, die sich für den Mut der Initiatorin bedanken und fragen: Was nun?

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