Regula Stämpfli zum "Pressefoto des

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Dieses Foto ist zum Pressefoto des Jahres ernannt worden. Begründung der Jury: Es "dokumentiere den Arabischen Frühling". Die Schweizer Politologin Regula Stämpfli graust es angesichts der zynischen Polit-Propaganda.

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Das Foto ist am 15. Oktober 2011 in Yemen, einem der rückständigsten, blutigsten Regime der nach wie vor rückständigen, blutigen arabischen Welt entstanden. Begründung: Das Pressefoto "dokumentiere den Arabischen Frühling".
Ist die Jury im Hirn vollverschleiert? Das Bild stelle, so die Jury weiter, "einen intimen Moment" dar und stünde für die "gesamte Region", also auch Ägypten, Tunesien, Libyen, Syrien. Eine noch islamistischere Verfälschung der Geschichte wäre wohl nur noch im Iran möglich.
Dieses Pressefoto des Jahres 2011 ist eine Ohrfeige für all die arabischen Menschen, die sich gegen die Unrechtsregimes von Mubarak, Ben Ali und Ghaddhafi gewehrt haben! Wer den Arabischen Frühling durch eine islamistisch vollverhüllte Frau, deren Augenschlitz so klein ist, dass frau wohl sogar durch eine Burka besser sehen kann, darstellt und dies zum Symbol für den Kampf um Freiheit und Demokratie deklariert, pfeift auf die Menschenwürde und die Freiheit. Auf dem Bild muss die Frau sogar Handschuhe tragen, um ihren Geliebten, Vater, Bruder oder Sohn zu umarmen. Denn in Jemen ist es für Frauen lebensentscheidend, dass jedes Stück Haut verhüllt ist.

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Die Jury zieht den Vergleich mit Michelangelos Pietà. Wäre ich religiös, würde ich das blasphemisch nennen. Mutter Maria hat ein Antlitz. Die Muttergottes ist Mensch. Ihr Sohn in ihren Armen ist tot. Lesen wir die Bergpredigt, dieses wunderbare Stück vorkommunistischer Utopie, ist der tote Mariensohn zusätzlich für eine gute Sache gestorben, von seiner Mutter, die Augen zum Weinen, Haare zum Streicheln und einen Mund für Wehklagen hat, zärtlich und die Welt anklagend in den Armen gehalten.

Schon als die New York Times das Foto publizierte, überkam mich das große Grausen. Die Arabische Revolution als klassisch islamistische Inszenierung! Das wäre in etwa so, wie wenn wir die Französische Revolution in unseren Schulbüchern mit Bischöfen, welche die Bastille stürmen, bebildern würden.
Das Pressefoto des Jahres 2011 ist eine zynische Polit-Propaganda. Die Frau trägt ja nicht einfach ein Kopftuch, was kein Thema wäre. Sie ist in einem schwarzen, vorhang-ähnlichen Grabtuch, das jede Weiblichkeit unter sich beerdigt, eingesperrt. Kein Gesicht, keine Individualität, keine Persönlichkeit hat diese arabische Frau. Sie ist stoffgewordene Religionsfolter.
Die Vollverschleierung macht sie zum austauschbaren Objekt. Das Pressefoto zeigt die Verherrlichung eines Frauen-Apartheitsregimes, vor dem alle Menschen, die für den Arabischen Frühling gekämpft haben, Angst haben.
Bilder schreiben Geschichten. Das Pressefoto 2011 wird als eine der größten Fälschungen der Geschichte und Fehlentscheidungen einer Jury in die Annalen eingehen.
Regula Stämpfli, 15.2.2012, EMMAonline

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www.regulastaempfli.chEMMA-Kampagne gegen Islamismus

 

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