Suzanna will nach oben

Die Astro-Physikerin Suzanna Randall will hoch hinaus - ins All! - Foto: HR Schulz
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Gibt es etwas Schöneres als den funkelnden Sternenhimmel? Das fragte sich Suzanna Randall schon als Kind. Bereits als Dreijährige hat sie bei nächtlichen Autofahrten gebannt den Mond und die Sterne angestarrt. Zur Verwunderung ihrer Eltern, beides Linguisten ohne jegliche All-Affinität. Später las Suzanna alles, was mit Raumfahrt, Planeten, Sternen und fremden Galaxien zu tun hat und tapezierte ihr Zimmer nicht mit Stars, sondern mit Bildern des Pferdekopfnebels (Dunkelnebel im Sternbild Orion), der Sombrero-Galaxie (Spiralgalaxie im Sternbild Jungfrau) und ihres Lieblingsplaneten, Neptun. 

Suzannas großes Idol war und ist Sally Ride, die erste Amerikanerin und dritte Frau (die erste Frau war die sowjetische Kosmonautin Valentina Tereschkowa), die 1983 ins All flog. „Als Kind war für mich klar, dass Astronauten Männer sind. Mit Sally Ride habe ich das erste Mal verstanden: Es gibt auch Astronautinnen – und die sind wie ich!“, erzählt Suzanna, die heute noch stolz mit Sally Ride die Frisur teilt: wilde Locken. 

Ihr erster Berufswunsch war zwangsläufig: Irgendwas mit Weltraum. Den hat sie sich erfüllt. In London und Montreal hat die gebürtige Kölnerin Astrophysik studiert und arbeitet nun seit 15 Jahren als Wissenschaftlerin bei der ESO (European Southern Observatory) in Garching bei München, einem Observatorium von Weltspitze. Regelmäßig reist sie nach Chile auf die Hochebene Chajnantor in der Atacama- Wüste, um mit den größten und leistungsfähigsten Teleskopen der Welt ins Universum zu schauen. Der meist wolkenlose Himmel dort eignet sich perfekt dafür. Als Frau ist sie dann allein auf weiter Flur. 

In ihrer Forschung geht es im Kern darum, den Kosmos in all seinen Facetten wissenschaftlich zu begreifen. Zu verstehen, wie Sterne und Planeten entstehen, wie sie sich entwickeln und warum sie sterben. Und natürlich geht es auch darum zu ergründen, ob unsere Erde einzigartig ist – vielleicht ja nicht ...  

Und schon bald könnte Suzanna nicht mehr nur die Sterne beobachten, sondern ihnen auch ein beträchtliches Stück näherkommen. Neben Insa Thiele Eich, die wir im Juli/August 2019 porträtiert haben, ist Suzanna Randall die zweite Finalistin der Initiative „Die Astronautin“, die 2016 von Claudia Kessler ins Leben gerufen wurde. Das Ziel ist, die erste deutsche Frau ins Weltall, zur Raumstation ISS zu schicken. Denn im Gegensatz zu allen anderen Raumfahrtnationen hat Deutschland bislang nur Männer, zwölf an der Zahl, ins All geschickt. Insgesamt sahen bisher 65 Frauen die Erde vom Weltall aus – und 500 Männer. 

„Aus Europa waren drei Frauen im Weltall: eine Italienerin, eine Französin und eine Engländerin. Die NASA achtet darauf, dass eine angemessene Anzahl an Frauen in den Trainee-Programmen aufgenommen wird. Nur in Deutschland sind Frauen in der Raumfahrt kein Thema!“, empört sich Suzanna. Wegen der Pandemie verzögert sich das privat gestemmte Projekt „Frauen ins All“, die Finanzierung von immerhin 50 Millionen Euro steht noch nicht. Suzanna trainiert derweil weiter. Sie hat den Pilotenschein gemacht, absolviert Parabelflüge, kraxelt im Raumanzug durch Höhlen und die Wüste. Hinzu kommt die Theorie, von Navigation über Motortechnik bis zur Aerodynamik und Beherrschung der Instrumente an Bord der ISS. 

Der Symbolcharakter der Mission ist ihr sehr bewusst: „Mädchen und Frauen brauchen Vorbilder. Raumfahrt ist das Sinnbild für Abenteuer, Aufbruch, für Mut und Heldentum. Das Heldentum ist mir egal“, sagt sie, „Astronauten sind auch nur Menschen, aber es bedeutet etwas, ob einen bedeutenden Job nur Männer machen oder eben auch Frauen. Und es bedeutet auch etwas, wie sich ein Land dazu positioniert.“ 

Neben der Botschaft, dass auch Mädchen und Frauen nach den Sternen greifen sollen, geht es auf der ISS aber auch um ganz konkrete Grundlagenforschung, die sehr wohl etwas mit beiden Geschlechtern zu tun hat. Suzanna: „Da sollte die Hälfte der Weltbevölkerung also wenigstens mit einer Frau aus Deutschland vertreten sein!“

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