Annemarie, Lovely Rita, Bärbel

Die drei deutschen Bundestagspräsidentinnen: Annemarie Renger, Rita Süssmuth und Bärbel Bas.
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Zum dritten Mal in 49 Jahren hat eine Frau die Glocke in der Hand: Frau Bundestagspräsident oder -in, wie beliebt. Es ist Bärbel Bas aus dem Ruhrpott. Die erste war 1972 die Sozialdemokratin Annemarie Renger, die zweite wurde 1988 die Christdemokratin Rita Süssmuth, von EMMA mit einem Zwinkern „Lovly Rita“ getauft.

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Renger hatte noch die Sympathie von Kurt Schumacher benötigt, damals erster SPD-Vorsitzender, als sie die erste Frau mit der Glocke wurde. Süssmuth half 1988 der von CDU-Frauenminister Heiner Geißler richtig erkannte Aufbruch der Frauen in den Sattel. Doch als die frischgebackene Bundestagspräsidentin bei Antritt erklärte, sie hoffe, dies sei ein Zeichen der Ermutigung für alle Frauen - da mussten die Herren im Parlament doch sehr lachen. Hahaha.

Bärbel Bas lässt hoffen, sie ist eine Arbeitertochter, ein echtes Basisgewächs

Bei Bärbal Bas, 53, wird heute niemand mehr lachen. Noch nicht einmal die Herren von der AfD. Denn da wagt niemand mehr zu widersprechen: Frauen müssen vertreten sein! Zumindest nominal. Wie es dann mit der Verteilung der Macht aussieht, das steht nochmal auf einem anderen Blatt - und hängt eben immer auch von der jeweiligen Frau ab.
 
Und bei Bärbel Bas dürfen wir hoffen. Sie hat gelernt, sich durchzusetzen. Und sie ist bei den heutzutage ebenfalls von überwiegend AkademikerInnen geführten Sozialdemokraten eine sympathische Rarität: ein echtes Basisgewächs.

Mit 16 Jahren macht die geborene Duisburgerin erstmal eine Ausbildung zur Schweißerin - als technische Zeichnerin (ihrem Wunschberuf) hatte sie keine Ausbildungsstelle bekommen. Dann arbeitete sie als Bürogehilfin, sattelte kurze Zeit später auf mit einer Ausbildung zur Sozialversicherungsfachkraft, studierte nebenher Personalmanagement an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Essen und wurde schließlich Abteilungsleiterin einer Krankenkasse.

Heute gilt sie als Frau hinter Spahn und Lauterbach, weist die Herren in die Grenzen

1988 trat sie in die SPD ein. 2009 wurde sie Bundestagabgeordnete und 2019 Stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Heute gilt sie als die Frau hinter Spahn und Lauterbach. In den Kulissen der allzeit auf den Bühnen präsenten Gesundheitspolitiker qualifizierte sie sich still und kompetent zur dritten im Bunde. Sie wies, wenn nötig, auch Spahn in die Grenzen. Ein fulminanter Weg für eine Arbeitertochter! Der Vater war Busfahrer, die Mutter Hausfrau. Bas ist mit zwei Schwestern und drei Brüdern aufgewachsen - paritätisch sozusagen. Bas ist ledig und hat keine Kinder.

Ein Wort noch zu den Abgeordneten: Die werden immer mehr. Statt 709 jetzt 736, davon sind 255 Frauen, das entspricht einem Frauenanteil von 34,7 Prozent. Da lag er übrigens auch schon 2013. Es geht also nur in kleinen Schritten vorwärts.

Die meisten Frauen bringen die Grünen ins Parlament: von 118 Abgeordneten sind 68 Frauen. Die SPD kann fast mithalten: Von 206 Abgeordneten sind 86 Frauen. CDU/CSU hinken hinterher: 45 Frauen von 197. Und die FDP und AfD bleiben sich treu und sind auch im Jahr 2021 noch Männerbunde. Sie bringen nur 22 Frauen von 92 Abgeordneten (FDP) und zehn von 82 Abgeordneten (AfD) ins Parlament ein. Das reißt auch Alice Weidel nicht raus.

Ach ja, was es noch zu sagen gäbe: Bärbel Bas spielte schon als kleines Mädchen Fußball, erst als Linksaußen, dann in Teenager-Zeiten als Libero beim DJK Adler Duisburg. Alles klar?!

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