Armin & Jens: Die Doppelspitze

Foto: imago images/Christian Thiel
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Und so sah es dann auch bei der ersten gemeinsamen Pressekonferenz der zwei aus: Der gefühlt weichere Laschet ging gegen den gefühlt kantigeren Spahn in Führung. Logisch, schließlich ist er der Chef des größten Bundeslandes und Spahn ein relativer Newcomer, auch wenn er zurzeit als Gesundheitsminister in Sachen Corona-Virus täglich in den Nachrichten ist. Die Doppelspitze ist also in Wahrheit keine, sondern eine Nr. 1 und eine Nr. 2. Was ein gewisses Konfliktpotenzial birgt.

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Das Duo ging gleich um 9.30 Uhr in die Vollen. Das hatte Merz bei der Ankündigung seines Termins – 11.30 Uhr – nicht bedacht, dass davor noch Luft ist. Auch an einem Karnevalsdienstag.

Merz scheint wild entschlossen. Jetzt argumentiert er sogar feministisch korrekt: Er ist für ein Burka-Verbot (bravo!), weil die Vollverschleierung eine „Missachtung fundamentaler Frauenrechte“ sei. Stimmt. Wer wird denn da so kleinlich sein, ihn ausgerechnet jetzt daran zu erinnern, dass er anno 1997 gegen die – sehr späte! – Einführung eines Strafgesetzes für die Vergewaltigung in der Ehe gestimmt hat? Da war er schließlich nicht der Einzige. Und noch kleinlicher ist, ihm vorzuwerfen, dass er anno 1995 für die Verschärfung der halbherzigen Abtreibungsreform war. Der Mann ist schließlich in der CDU.

Doch zurück zur Doppelspitze: Vielleicht klappt der Schachzug ja und besiegen die zwei den einen bzw. die zweimal einen. Doch wer auch immer am 25. April zum Parteivorsitzenden der CDU gewählt werden wird – der hat sodann mit einem echten Mannsbild zu rechnen, das ganz gewisse nicht in der Doppelspitze antritt und sich nur im Karneval queer gibt: mit Markus Söder von der CSU.

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Treten Sie zurück, Herr Mohring!

Foto: Emmanuele Contini/imago images
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Man und vor allem frau stelle sich die Lage mit umgekehrten Geschlechter-Vorzeichen vor: Der männliche CDU-Vorsitzende, also zum Beispiel jemand wie Friedrich Merz oder Armin Laschet, reist vor einer heiklen Ministerpräsidenten-Wahl nach Thüringen. Dort redet er ein sehr ernstes Wort mit der CDU-Landtagsfraktion und gibt deren Vorsitzenden quasi die Anweisung, sich bei der Wahl zu enthalten, weil sonst eine Katastrophe passiere, nämlich die Wahl eines Ministerpräsidenten mit den Stimmen der AfD.

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Die Landes-Vorsitzende antwortet sinngemäß, dass sie sich für die Ansichten des CDU-Vorsitzenden einen feuchten Kehricht interessiere und er gefälligst wieder nach Berlin fahren möge. Und dann passiert genau die Katastrophe, die Herr Merz oder Herr Laschet verhindern wollten.

Ein Herr Merz oder ein Herr Laschet wären nicht zurückgetreten. Im Gegenteil

Was würde jetzt passieren? Eines ganz gewiss nicht: Herr Merz oder Herr Laschet würden nicht zurücktreten. Im Gegenteil: Sie würden einen ordentlichen Wutanfall bekommen, so etwas wie „Basta!“ rufen und die Landtagsfraktion einen Kopf kürzer machen. Die Medien würden ihnen sekundieren. Und es würde vermutlich nur ein paar Stunden dauern, bis die CDU-Landesvorsitzende ihren Hut genommen und sich mit gesenktem Haupt davongeschlichen hätte.

Was passiert aber, wenn der CDU-Vorsitzende eine Frau und die Landesvorsitzende ein Mann ist? Das Gegenteil. Keiner der an der skandalösen Aktion beteiligten Herren – mit Ausnahme von Thomas Kemmerich von der FDP, der dazu sehr gedrängt werden musste - ist zurückgetreten. Wie kann es sein, dass der Thüringer CDU-Chef Mike Mohring, der zuerst ein desaströses Wahlergebnis eingefahren und dann die unfassbare Finte der Kemmerich-Wahl zu verantworten hat, immer noch auf seinem Posten sitzt?

Die Einzige, die Konsequenzen aus dem Debakel gezogen hat, ist eine Frau: Annegret Kamp-Karrenbauer. Ein Zufall ist das nicht. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass sich gerade ausschließlich Männer warmlaufen, um AKKs Nachfolge anzutreten.

Chantal Louis

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