Aufruf gegen Ageism

Harold und Maude ist der Altersunterschied ziemlich egal.
Artikel teilen

"Ich habe das Gefühl, auf einmal nicht mehr richtig wahrgenommen zu werden“, schrieb uns unsere Leserin Monika. Mit Mitte 50 habe es angefangen. An der Kasse hätten sich Menschen auf ihr Handy starrend vorgedrängelt. Am Bankschalter fing der Angestellte plötzlich an, lauter und langsamer zu sprechen.

Im Restaurant habe der Kellner Tische bedient, deren Gäste erst nach ihr kamen. Am schlimmsten sei es aber beim Arzt: „Vier Mal war ich wegen Schwindelgefühlen bei meinem Hausarzt. Beim ersten Mal fragte er noch süffisant, ob ich öfter mal was trinke. Als er beim vierten Mal entnervt sagte, das sei eben so mit dem Alter, habe ich die Praxis gewechselt.“ Ihre neue Ärztin hat die Ursache übrigens gleich nach der ersten Untersuchung herausgefunden: ein simpler Lagerungsschwindel, eine Erkrankung des Innenohrs, die schnell behoben werden konnte.

Monika ist heute 64. Es kann also nur schlimmer werden. Und Monika ist nicht allein mit dem Problem, dass Frauen ü50 oder spätestens ü60 weniger wahrgenommen und paternalistisch behandelt werden.

Ageism nennen das die AmerikanerInnen, Diskriminierung älterer Menschen. Das ist, wie der Rassismus, eine „Diskriminierung aufgrund unveränderbarer äußerlicher Merkmale. Bei dieser Variante von Diskriminierung des „Anderen“ kommt allerdings eine Pointe hinzu: Irgendwann werden alle älter, auch die heute Jungen.

Liebe Leserinnen, habt ihr auch solche oder ähnliche Erfahrungen gemacht? Dass ihr nicht ganz für voll genommen werdet, ganz einfach, weil ihr keine 20 mehr seid? Dass ihr gar mit „Oma“ angesprochen werdet? Wenn ja: Bitte schreibt uns eure Erfahrungen der Diskriminierung wegen Alter auf. Kurz oder lang. Gelassen oder wütend. Auf jeden Fall: Lieber heute als morgen!

Ausgabe bestellen
Anzeige
'
 
Zur Startseite