Christa Winsloe: Der Kuss und der Tod

Romy Schneider und Lilli Palmer in "Mädchen in Uniform".
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Dieser Kuss. Romy Schneider und Lilli Palmer. Die eine als Internatsschülerin Manuela von Meinhardis, mutterlos und gepiesackt vom preußischen Drill der Anstalt; die andere als Lehrerin Fräulein von Bernburg, voll Verständnis und Wärme für ihre weiblichen Schützlinge. Und dann also, während einer Schultheaterprobe für „Romeo und Julia“ – der Kuss. Manuela alias Romeo drückt ihre Lippen zart auf die des vergötterten Fräuleins, das sich zwar ein wenig versteift, aber die Situa­tion augenscheinlich nicht unangenehm findet. Erst die hereinstürmende Klasse lässt die beiden erschreckt auseinander­fahren.

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Der Film, in dem sich zwei der charismatischsten Schauspielerinnen Deutschlands im Jahr 1958 auf der Leinwand küssten, ist Kult in einschlägigen Kreisen. Sein Titel: „Mädchen in Uniform“. Der Name der Erfinderin des Kusses dagegen ist heute nahezu unbekannt: Christa Winsloe. Dabei war die Bildhauerin und Autorin Dutzender Romane, Theaterstücke und Drehbücher in den 20er Jahren ein schillernd-schräger Star der Münchner Bohème. In ihrer Schwabinger Villa verkehrten Schauspielerinnen und Literaten von Giehse bis Ringelnatz. Als dann ­Anfang der 30er „Mädchen in Uniform“ als Theaterstück und Film aufgeführt und ein sensationeller Erfolg wird, geht der Name Winsloe um die ganze Welt.

Als sich Romy Schneider und Lilli Palmer knapp 30 Jahre später auf der Kinoleinwand küssen – während ansonsten wieder die züchtige Hausfrau waltet –, kann Christa Winsloe diese Szene nicht mehr genießen. Zwar wäre die 1888 Geborene bei der Premiere des Films in der Essener Lichtburg erst 70 Jahre alt gewesen, doch Christa Winsloe ist zu diesem Zeitpunkt bereits seit 14 Jahren tot. Sie wurde am 10. Juni 1944, gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Simone Gentet, in einem Wald bei Cluny ermordet.

Lange rankten sich Gerüchte um Winsloes Tod: Hatte sie in den Kriegsjahren, in denen sie mit Simone Gentet an der Côte d’Azur lebte, etwa mit den deutschen Besatzern kollaboriert, wie Klaus Mann in einem Brief behauptete? War sie gar eine deutsche Spionin? Ihrer Biografin Doris Hermanns gebührt das Verdienst, die genauen Umstände des mysteriösen Mordes endlich erforscht zu haben. (...)

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