De Keersmaeker: Rosas danst Rosas

© Anne van Aerschot
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Als der neue Intendant der Berliner Volksbühne, Chris Dercon, mit einer zehnstündigen Openair-Tanzperformance im September 2017 seine erste Spielzeit eröffnete, zog auch sie tausende ZuschauerInnen in ihren Bann: die belgische Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker. In einem knielangen weißen Kleid und weißen Turnschuhen tanzte sie aus einer ihrer ersten Choreografien, „Fase“, zur Musik von Steve Reich. Das bequeme Schuhwerk trug die 57-jährige Tänzerin nicht wegen des steinharten Betonbodens auf dem ehemaligen Flughafengelände Berlin-Tempelhof. Es gehörte schon 1982 zur Inszenierung, mit der die Absolventin der von Maurice Béjart geleiteten Mudra-Tanzschule in Brüssel ihre ersten künstlerischen Erfolge feierte.

Einen neuen Tänzerinnen-Typus habe De Keersmaeker damals etabliert, schrieb die Kritikerin Irmela Kästner: „Sehr weiblich, manchmal auch androgyn, hoch emotional und dabei streng und eigensinnig, widerständig, mit einer Mischung aus mädchenhaftem Wildfang-Appeal und Vamp-Attitüde.“ Mit „Fase“ begründete De Keersmaeker ihren Ruf als europäische Vertreterin des post­modernen Minimal Dance schlechthin.

Und mit ihrem Werk „Rosas danst Rosas“ begründete Keersmaeker 1983 ihren Ruf als Feministin. Was ihr selber gar nicht so bewusst war. „Wir haben einfach nur uns selbst getanzt, mit unseren eigenen Erfahrungen“, erinnert sich die Choreografin.

Ihre Tanzkompanie „Rosas“ entwickelte in den ersten Jahren mehrere Stücke ausschließlich für Tänzerinnen, erst später nahm sie auch Männer auf. Von 1992 bis 2007 war die Tanztruppe die Residenzkompanie am Brüsseler Opernhaus La Monnaie.

Das Spiel mit den Geschlechterrollen zieht sich wie ein roter Faden durch das tänzerische Werk De Keersmaekers, die eine der international wichtigsten Tanzkünstlerinnen in der Nachfolge von Pina Bausch ist. Jetzt kommt De Keersmaeker mit einer Serie von Auftritten nach Deutschland.
 

Termine siehe www.rosas.be

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