Der Offene Brief in den Medien

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dpa
Prominente wie die Feministin Alice Schwarzer, der Schriftsteller Martin Walser und der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar haben in einem Offenen Brief an Bundeskanzler
Olaf Scholz (SPD) appelliert, nicht noch mehr schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin dürfe kein Motiv für eine Ausweitung des Krieges auf die Nato geliefert werden, schreiben die Unterzeichner in dem Brief. Sie warnen vor der Gefahr eines Dritten Weltkrieges.
29.4.22

SpiegelOnline
Gut 72.000 Menschen haben bis zum Samstagnachmittag den Offenen Brief an Kanzler Olaf Scholz auf change.org unterzeichnet, in dem 28 Prominente vor einem dritten Weltkrieg warnen. Die Initiatoren wurden aus verschiedenen Richtungen kritisiert. So twitterte Jan Böhmermann, der „intellektuelle Schaden“ werde sich im Falle eines Atomschlags „jedenfalls in Grenzen halten“. (…) Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, nannte die erteilten Ratschläge „blöd und sittenlos“ und riet davon ab, die Zeitschrift EMMA zu kaufen.
30.4.22

Frankfurter Allgemeine
Auf ein solches Manifest dürfte der Kreml gewartet haben. Die Unterzeichner schlucken nicht nur die Drohung mit dem dritten Weltkrieg. Sie sprechen mit der Formulierung der „moralischen Verantwortbarkeit der weiteren ,Kosten‘ an Menschenleben“ den Ukrainern das Widerstandsrecht ab. Es ist – empathiefrei, unbeeindruckt von den Kriegsverbrechen – die Aufforderung zur Kapitulation.
MICHAEL HANFELD, 30.4.22

Frankfurter Allgemeine
Der Text fordert uns auf, mit dem Kämpfen aufzuhören und die Waffen niederzulegen, um einen dritten Weltkrieg zu verhindern. Wir brauchen keine feigen Briefe, die den Opfern
Schuldgefühle einreden, sondern mutige Briefe, die die russische Barbarei anprangern und zum Boykott von russischem Öl, Gas und Kohle aufrufen.
WLADIMIR KLITSCHKO, 4.5.22

Die Welt
„Im Vergleich zur Bodenlosigkeit des Schwarzer-Briefes war die Entgegnung in der Form darauf nicht so niveaulos. Ich frage mich bis heute, wie Größen wie Alexander Kluge oder Gerhard Polt, den ich verehre, diesen ersten Brief unterzeichnen konnten (…) Mich bestürzt seine unglaubliche Selbstbezüglichkeit und Arroganz, der Mangel an Herzenswärme,
an Empathie für die Opfer.“
NAVID KERMANI IM INTERVIEW, 10.6.22

Die Zeit
In Deutschland wird wieder leidenschaftlich diskutiert, und das ist in diesen entsetzlichen Zeiten eine tröstliche Nachricht. Nun geht es auch um Krieg und Frieden. Es wäre schön, wenn diesen Debatten nicht der Rückfall in alte Unsitten folgte, also der jeweils anderen Seite das Schlechteste zu unterstellen. Denn alle eint die Abscheu vor dem russischen
Angriffskrieg.
GIOVANNI DI LORENZO, 5.5.22

Die Zeit
Was folgt aus dieser Argumentation? Eigentlich doch nur, dass ein bisschen Landbesetzung, Vergewaltigung und Hinrichtung einfach hinzunehmen sind und die Ukraine schnell kapitulieren solle. Das finde ich nicht richtig. (…) Pazifismus bedeutet nicht, dass andere bereit sein sollen, ihr Leben zu opfern, um Krieg zu vermeiden. Das wäre ein  Vulgärpazifismus, hinter dem man sich nicht verstecken sollte.
MINISTER HABECK IM INTERVIEW, 5.5.22

Redaktionsnetzwerk Deutschland
Obwohl die Kritik an ihrem Offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz groß war, bleibt Alice Schwarzer bei ihrem Appell, keine weiteren schweren Waffen in die Ukraine zu
liefern. In einem Streitgespräch mit der FPD-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann im Spiegel erklärte Schwarzer: „Ich bin dafür, dass wir mit aller Kraft versuchen, diesen Krieg nicht in eine unendliche Länge zu ziehen, sondern in baldige Verhandlungen investieren, damit dieser Krieg gestoppt werden kann.“
6.5.22

SpiegelOnline
Ich habe unterschrieben. Als Thomas Westphal, aber ohne Funktion. Und ich würde wieder unterschreiben. Es gibt nicht die eine einzige Position. Und nicht jeder mit abweichender
Meinung steht auf der Seite des Aggressors.
THOMAS WESTPHAL, SPD-BÜRGERMEISTER DORTMUND, IM INTERVIEW, 6.5.22

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Dafür, dass es Intellektuelle unterschrieben haben, hätten sie sich schon ein bisschen mehr anstrengen können. Die Argumentation ist arg platt.
MINISTERPRÄSIDENT KRETSCHMANN (GRÜNE) IM INTERVIEW, 7.5.22

SpiegelOnline
Zwei Offene Briefe von Intellektuellen waren jüngst an den Bundeskanzler adressiert. Einer von den Vorsichtigen, versammelt um die Publizistin Alice Schwarzer; einer von den Forschen, versammelt um den ehemaligen grünen Politiker Ralf Fücks. Olaf Scholz’ Fernsehansprache ist auch als Antwort auf diese Briefe zu verstehen. (…) Es wurde deutlich,
wo er steht: bei der Gruppe Vorsicht. Das war schon zu vermuten, aber nun ist es gleichsam amtlich. Das war, wenn auch versteckt, die Hauptbotschaft dieser Rede.
DIRK KURBJUWEIT, 8.5.22

SpiegelOnline
Der Grünenpolitiker Winfried Hermann lehnt die Regierungsentscheidung ab, schwere Waffen in die Ukraine zu liefern – und unterstützt den Offenen Brief an Scholz. Ein Argument:
Panzer seien keine „Verteidigungsfahrzeuge“.
9.5.22

Der Spiegel
Da ist der ukrainische Botschafter, der eine neue Kunstform in die Diplomatie eingeführt hat, Schimpf it like Melnyk! Die Ein-Mann-Twitterkanonade sieht den Bundespräsidenten in einem „Spinnennetz“ russischer Einflusskontakte und nannte Deutschland schon früh „kaltherzig und stur“. Er fordert einen „BOYKOTT“ aller Unternehmen auf, die sich noch nicht aus Russland zurückgezogen haben. Nach dem Brief der ersten 28 rief er Alice Schwarzer zu, „Keiner mit gesundem Verstand soll Ihre schäbige EMMA kaufen“. Habermas’ Einlassung nannte er eine „moralische Bankrotterklärung“, den Bundeskanzler eine „beleidigte Leberwurst“. Und aus dem Holocaust hätten Deutschland und die Deutschen „nichts gelernt“. Aber so was von nichts.
NIKOLAUS BLOME, 9.5.22

Stern
Ich unterschreibe nicht. Schon aus sprachlich-ästhetischen Gründen geht das einfach nicht. Ich mag schon den hohen Sirenenton nicht, in dem die Herrschaften aus dem Geistes- und
Kulturleben warnen und mahnen, diese sehr deutsche Lyrik, die auch evangelische Kirchentage zu peinvollen Veranstaltungen macht.
TILMAN GERWIEN, 10.5.22

Frankfurter Allgemeine
Bietet der Kreml einen Waffenstillstand an, dann werden jedenfalls Alice Schwarzer und ihre Brieffreunde den Ukrainern kaum davon abraten, ihn anzunehmen, egal, wo die Frontlinie dann auch verläuft: Ist nicht alles besser als die Fortsetzung des Krieges mit seiner Eskalationsgefahr?
HERAUSGEBER BERTHOLD KOHLER, 10.5.22

Die Welt
Seit dem Offenen Brief, den die EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer anregte, vor allem aber seit dem Essay des Philosophen Jürgen Habermas in der Süddeutschen Zeitung, hat sich die Stimmung verändert. Habermas’ und auch einige der Argumente, die sich in Schwarzers Schreiben finden, haben die Debatte auf zentrale Fragen gelenkt, die in dieser Deutlichkeit schon lange nicht mehr gestellt wurden: Was ist uns unsere Freiheit wert?
JACQUES SCHUSTER, 19.5.22

Presseportal
Die Publizistin Alice Schwarzer hat als Mitverfasserin eines vieldiskutierten Offenen Briefs an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ihren Ruf nach sofortigen Verhandlungen mit Russland zur Beendigung des Kriegs erneuert. „Ich halte Putin nicht für verrückt“, sagte Schwarzer dem Kölner Stadt-Anzeiger. Der russische Präsident wisse selbst, „dass er diesen Krieg, der von Anfang an ein Verbrechen war, nicht ewig führen kann“. (…) „Endlich ist zu dieser für uns alle lebenswichtigen Frage eine öffentliche Debatte in Gang gekommen. Über die Gefahr einer Eskalation bis zu einem dritten Weltkrieg muss geredet werden!“
21.5.22

Frankfurter Allgemeine
Das geschieht im Krieg in der Ukraine, wenn man der EMMA-Losung „Frieden schaffen ohne schwere Waffen“ folgt, an deren Zustimmung sich das Blatt berauscht, weil es die Mehrheit der Deutschen hinter sich dünkt. Alice Schwarzers EMMA war mal Avantgarde im Kampf um Frauen- und Menschenrechte, heute erscheinen Grundrechte dort teilbar.
MICHAEL HANFELD, 23.5.22

 

 

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