Next Topmodel: Die entblößte Heidi

Mal alle nackt bei Heidi Klum. Foto: Imago Images
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„Als Model darf man sich ja nicht schämen, ne?“ raunt Heidi Klum ihrer Jury-Kollegin, Fotografin und Ex-Model Ellen von Unwerth zu, als sich eines der „Mädchen“ beim „Nacktwalk“ wohl doch irgendwie schämt. Klum hat die Kandidatinnen ihrer Show „Germanys Next Topmodel“ (Ausstrahlung war am 25.2.) nur mit hautfarbenen Slips, Brustwarzenaufklebern und Schaum über den Brüsten und Genitalien über den Catwalk geschickt. Ein bisschen Porno halt.

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Klum: Ich möchte sehen, wie wohl ihr euch in eurer Haut fühlt!

Es reicht wohl nicht mehr, die Kandidatinnen aus Hubschraubern springen oder durchs Feuer laufen zu lassen. Nackt zieht immer noch am meisten, und jagt die Quote nach oben.

Klum und ihre Gastjurorin Ellen zeigten sich ebenfalls kurzzeitig nackt – intime Stellen wurden allerdings mit schwarzen Balken bedeckt. Wie bei Verbrechern. „I like it“, quietschte Heidi und: „Ich möchte gerne sehen, wie wohl ihr euch in eurer Haut fühlt!“

Allzu wohl fühlten sich etliche der 19- bis 25-jährigen Frauen augenscheinlich nicht. Eine Kandidatin weigerte sich, so über den Catwalk zu schreiten. Die 19-jährige Studentin Mira entschied sich, aus der Show auszusteigen. Und Kandidatin Ana erklärte: „Nacktheit sollte zwischen zwei Personen sein oder nur für einen selbst“. Model Vanessa Fuchs, die Siegerin der Show von 2015, erklärte gegenüber den Medien: "Ich hätte das nicht gemacht. Das ist ein NO-GO! Speziell nach der #MeToo-Zeit für unsere Mode-Branche.“

Kritik kommt auch aus dem Bundesfamilienministerium. Eine Sprecherin zur Sendung vom Donnerstag: „Sexismus ist nichts, das wir einfach tolerieren oder ignorieren können. Gemeinsam müssen wir Sexismus ganz klar als das bezeichnen, was er ist: nämlich eine Form von Gewalt.“

Heidis Rechnung ist also aufgegangen, der gewünschte Skandal ist da. Dass der auf Kosten von Frauen geht, ist ja seit Jahren der Kern der Klumschen Fleischbeschau.

Ist es so als Frau nicht irgendwie scheiße, andere Frauen als Objekt zu inszenieren?

EMMA fragt sich, wie das Mädchen aus Bergisch-Gladbach eigentlich morgens noch in den Spiegel schauen kann. Ist es so als Frau nicht irgendwie scheiße, diejenige zu sein, die dafür steht, junge Frauen brutal als Objekt zu inszenieren? Diejenige zu sein, die Sexismus und Würdelosigkeit knallhart vermarktet? Klar, Heidi, machen die Mädels ja freiwillig, ne? Aber du machst auch was mit ihnen. Seit 15 Jahren trägst du öffentlichkeitswirksam dazu bei, dass sich Mädchen und junge Frauen immer mehr über ihren Körper definieren - und definiert werden. Dass sie es normal finden, nur für Äußerlichkeiten bewertet und bei immer abstruseren Challenges begafft zu werden.

Heidi, du bist ein Schlag ins Gesicht für alle Frauen. Deswegen warst du ja schon im Mai 2009 der „Pascha des Monats“ bei EMMA. Erinnerst du dich? Lies‘ noch mal nach - trifft es auf den Punkt.

"Pascha des Monats" (2009)

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