Die lieben KollegInnen

Die lieben KollegInnen 4/2015

Artikel teilen

Und plötzlich weiß man wieder, warum eine Frau wie Alice Schwarzer ihre eigene Hall of Fame verdient hat: Zu sehen ist das Stern-Cover von 1983 mit dem Titel „Frauen sprechen über ihre Brüste“. Dieser Form des Enthüllungsjournalismus setzte die feministische Zeitschrift EMMA ihre eigene Version entgegen: „Männer sprechen über ihr Glied“, dazu Bilder von männlichen Geschlechtsteilen, die – weniger gut ausgeleuchtet – ein wenig an radioaktives Gemüse erinnern. Freie Presse, Ulrike Nimz

Anzeige

Die 68er kamen und zerstörten im Handumdrehen die Strukturen der Nachkriegszeit. Plötzlich gab es überall Pleni, Psychoanalyse und Politiker, die nicht so aussahen, als würden sie ihren Kindern eine langen, wenn sie bei Tisch nach Keksen fragten. Dabei war Deutschland noch lange nicht das, was Alice Schwarzer und Oswald Kolle eines Tages aus ihm machen würden. Deutschland war noch ganz Provinz. Die Zeit, Christian Bangel

In Deutschland versucht Alice Schwarzer immer noch, Pornografie verbieten zu lassen („PorNO“). Dabei ist die Pornobranche gehaltstechnisch ganz auf ihrer Spur: hier verdienen Frauen weitaus mehr als Männer. Ein Pornoverbot würde den Gender Pay Gap, also die Gehaltsspalte, nur noch weiter aufklaffen lassen. Das sollte man sich vielleicht noch mal überlegen. Neue Zürcher Zeitung, Milosz Matuschek

Ihr kennt das. Man ist noch nicht so richtig müde, zappt durch die Kanäle und wird plötzlich mit nackten Brüsten, lautem Stöhnen und durchs Bild fliegenden Telefonnummern aus seinem Dahindämmern gerissen. Nachts ist die Zeit der Telefonsex-Werbungen und Erotik-Liveshows und das kann nicht einmal Alice Schwarzer ändern. Vice, Lisa Ludwig

Bundesfrauenratstreffen der Grünen. Pausengespräche. Was ist Feminismus für euch? Ganz verschieden, natürlich, jedenfalls nicht: Alice-Schwarzer-Feminismus, wegen der Prostituierten. Die Welt, Hannah Lühmann

Alice Schwarzer sprach sich gegen Kopftuch tragende Lehrerinnen an öffentlichen Schulen aus, auch andere religiöse oder politisch instrumentalisierte Symbole seien dort fehl am Platz. Die Autorin brach demgegenüber eine Lanze für eine strikte Trennung von Kirche bzw. Religion und Staat nach dem Vorbild der französischen Laïcité: „Religion ist Privatsache“, so die Publizistin. Wer „falsche Toleranz“ im Sinne eines Kulturrelativismus an den Tag lege, leiste einem rechtsgerichteten Populismus Vorschub, der mit Fremdenfeindlichkeit politisches Kleingeld machen wolle. Schwarzer empfahl Selbstbewusstsein im Blick auf die rechtsstaatlichen Errungenschaften westlicher Demokratien. ORF

Beim Thema Feminismus stellen sich manchem die Nackenhaare auf. Ist doch dieser Begriff fest mit dem Namen Alice Schwarzer verbunden. Märkischer Sonntag

Liebe Frauen, jetzt wird endlich alles gut. Die Gleichstellungsbeauftragten können sich schon mal einen neuen Job suchen, Alice Schwarzer kann den Rentenantrag ausfüllen und die EMMA ihre Abwicklung planen. Denn die Börse Hannover hat nun den „German Gender Index“ entwickelt. Dieser enthält 50 Aktien von Firmen, die sich durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Führungskräften auszeichnen. Die Welt, Frank Stocker

Frage: Gerne werden Feministinnen, die im Internet aktiv sind, als „Netzfeministinnen“ bezeichnet – gemeint sind dann immer die jungen. Schmeichelt Sie das als Netzfeministin? Anke Domscheit-Berg: Ich finde das amüsant – ich werde in drei Jahren 50. Aber ich bin lieber eine „junge Netzfeministin“ als in der Schublade mit Alice Schwarzer. Frankfurter Rundschau

Die Alice Schwarzer der Tierwelt lebt im Wildpark Hundshaupten und ist von Natur aus Nandu-Mutter. Sie legt ihr Ei und damit hat es sich. Die Elternzeit muss der Nandu-Papa ganz alleine meistern. Nordbayerische Nachrichten, Beke Maisch

Der Reporter Paul Sahner über Alice Schwarzer: Immernoch eine meiner liebsten Interviewpartnerinnen. Wir trinken gern Kaffee in Paris. Dann schwärmt sie von Sartre, bei dem sie Kindermädchen war. Medium Magazin Anm.d.Red.: Hier irrt der Reporter. Alice Schwarzer war als Sprachstudentin mit 21 zeitweise Aupair. Mit Sartre war sie als Korrespondentin in Paris ab 1970 bis zu dessen Tod befreundet. Sartre war übrigens kinderlos. – Zu unserem großen Bedauern ist Paul Sahner am 7. Juni verstorben. Für September war er mit Alice Schwarzer in Paris verabredet, diesmal auf ein Glas Champagner.

Artikel teilen
 
Zur Startseite