Die lieben KollegInnen

Die lieben KollegInnen 5/2013

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1980, als die Grünen auf ihrer Bundesversammlung die Liberalisierung der Paragrafen 174 und 176 des Strafgesetzbuches forderten und damit faktisch Kindesmissbrauch legitimiert haben wollten, erörterten Alice Schwarzer und Günter Amendt in einem EMMA-Gespräch in bemerkenswerter Offenheit die sexuelle Befreiung als sexuelle Gewalt. Süddeutsche Zeitung, Willi Winkler

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Die Bundestagswahlprogramme der Grünen dokumentieren seit den achtziger Jahren einen allmählichen Sinneswandel. Unter dem Einfluss von Feministinnen wie Alice Schwarzer sowie der Distanzierung Homosexueller von der Pädophilenszene trat die ursprüngliche Beschlusslage in den Hintergrund. FAZ, Daniel Deckers

Dass auch einige Liberale hier (für Pädophilie, Anm.d.Red.) anfällig waren, ist im liberalen Selbstverständnis als Freiheitspartei begründet. Ein Freiheitsideal, das absurderweise Sexualität auch zwischen Erwachsenen und Jugendlichen als machtfreien Umgang von Gleichberechtigten definierte. Dabei hatte doch gerade der Feminismus dieser Jahre herausgearbeitet, dass diese Gleichberechtigung schon zwischen Frau und Mann keinesfalls selbstverständlich war. Aber man wollte nicht spießig sein. Wütende Einwände von Alice Schwarzer und dem Sexualwissenschaftler Günther Amendt wurden lange ignoriert. Badische Zeitung, Thomas Hauser

Wenn Alexander Dobrindt, der CSU-Generalsekretär, Daniel Cohn-Bendit, den einstigen Helden des Pariser Mai ’68 und heutigen grünen Europaabgeordneten, einen „widerlichen Pädophilen“ nennt, ist das Wahlkampf. Natürlich ist Cohn-Bendit kein Pädophiler. Er ist, wie Alice Schwarzer schon vor mehr als zehn Jahren dazu schrieb, ein Kind, mehr noch ein Leader seiner Zeit. Cicero, Max Thomas Mehr

Als die Frauen zum ersten Mal mit nackten Brüsten, Wasserstoffmähnen und Blumenkränzen auftraten, konnte man ihren Mut und ihre Frechheit schon bewundern. (...) Alice Schwarzer, Chef-Porno-Feindin, erteilte den östlichen Schwestern ihren Segen und pries sie als mutig, schlau und kreativ. Die Mittel von Femen seien typisch für die spielerische Ironie der zweiten und dritten Feministinnengeneration, schrieb Schwarzer. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Ann-Dorit Boy

Es ist schon fast eine traditionelle feministische Strategie, um auf Probleme aufmerksam zu machen: Nacktprotest. So traditionell, dass 70er-Jahre-Urgesteine wie Alice Schwarzer der Gruppe Femen ihren Respekt zollt. DeutschlandRadio Wissen

Sie ist eine brillante Intellektuelle, die es mit jedem ihrer noch so beschlagenen männlichen Kontrahenten aufnehmen kann, und natürlich ist sie mit ihrer verbalen Kraft auch eine Nervensäge. Wie reagiert nun  die Journalistin und EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer auf junge Frauen, die mit nichts als ihrem blanken Busen, wirren Slogans und viel Getöse in den Kampf ziehen gegen Sexismus, Frauenhandel und Prostitution? Die sich in Bootcamps ausbilden lassen statt kluge Essays zu schreiben? „Wir haben das hier in der EMMA sehr diskutiert, und ich sage ganz ehrlich, ich war die größte Befürworterin“. WAZ, Birgitte Stauber-Klein

Papst Franziskus trägt den Titel, ebenso der Dalai Lama – und jetzt auch Comedian Luke Mockridge (24)! Der Sprössling von Bill Mockridge (65) und Margie Kinsky (55) bekam in der aktuellen Ausgabe der Frauenzeitschrift EMMA die zweifelhafte Auszeichnung zum „Pascha des Monats“ verpasst. Autsch! Hintergrund war Lukes Auftritt bei Stefan Raab. „Ich habe dort einen Sketch über meine Ex-Freundin gebracht, der etwas derber ausfiel“, erklärt der 24-Jährige. „Aber die EMMA übertreibt es auch etwas.“ Express, Tanja Heuser/Iris Klingelhöfer

In Deutschland hat Alice Schwar zer die Kanzlerwahl von Merkel 2005 unter der Überschrift „Wir sind Kanzlerin“ begeistert begrüßt. Den Vorteil einer Frau im Kanzleramt schätzte sie höher als den Makel, dass es keine Feministin war. (…) Sie hatte recht. Mit jedem Aufstieg werden Frauen an der Macht zur Selbstverständlichkeit. Es ist schon ein paar Jahre her, da stellte meine Tochter, damals siebenjährig, die entscheidende Frage: Mama, kann eigentlich auch ein Mann Bundeskanzler werden? Der Spiegel, Christiane Hoffmann

Ex-Kommissar Josef Wilfling hat fast alles gesehen: Raubmorde, Ehrenmorde, Kindsmorde, Serienmorde. Aber bevor sich keiner mehr auf die Straße traut: „Der gefährlichste Ort ist die eigene Wohnung.“ Die meisten Morde seien Beziehungstaten, die Täter meistens die Partner. „90 Prozent der Mörder sind Männer.“ Wobei die Zahl der Beziehungstaten seit Jahren sinkt. Wilfling hat dafür eine Erklärung: die Emanzipation. „Wie auch immer man zu ihr steht: Alice Schwarzer hat viele Leben gerettet.“ Passauer Neue Presse, Martin Riedlaicher

Der via Twitter verbreitete Aufschrei sexuell belästigter Frauen ist noch lange nicht verhallt – und sollte dies so schnell auch nicht tun. Dazu, dass er den Herren weiter in den Ohren klingt könnte der soeben von Alice Schwarzer unter dem Titel „Es reicht!“ herausgegebenen Sammelband beitragen. (...) Der englischsprachige Ausdruck „Sexual harassment“, da ist Schwarzer nun rundum zuzustimmen, fasst das Phänomen zweifellos sehr viel schärfer. literaturkritik, Rolf Löchel

Pornografie, die explizite Darstellung sexueller Handlungen, findet sich schon auf Höhlenzeichnungen und griechischen Vasen. Und bis in die 90er Jahre war unter Papas Münzsammlung ein Stapel dänischer Pornohefte versteckt. „PorNO“ – die Ablehnung von Pornografie als Frauen verachtende Darstellung – war ein Thema, für das sich Alice Schwarzer engagierte, das die meisten aber ignorierten. Brigitte Woman, Oskar Holzberg

Männer glänzten 150 000 Jahre als Ernährer. Dann kamen Bofrost und Alice Schwarzer – und plötzlich fehlt ein Stuhl für uns in dieser neu geordneten Gesellschaft. Petra, Maximilian Reich

Seit den Suffragetten, den Blaustrümpfen, dem Frauenwahlrecht, Alice Schwarzer und der Antibabypille ging es mit der Ehe endlich und lange verdient – erstmal allmählich und dann immer steiler – bergab. Schwulenzeitschrift Männer, Dirk Ludigs

Ohne Aufregung geht es nicht. Ohne Aufregung gibt es keine gesellschaftliche Debatte und ohne gesellschaftliche Debatte verändert sich nichts. Nehmen Sie mal das Beispiel Emanzipation der Frau. Alice Schwarzer war Anfang der 1970er Jahre wahrscheinlich die meistgehasste Person in Deutschland. Philosoph Richard David Precht im Kölner Stadt-Anzeiger

Als Teenager wurde Sibylle Lewitscharoff Kommunistin, dann Feministin. Das blieb sie, bis sie Alice Schwarzer live reden hörte. „Die Blindheit dieser frühen Feministinnen! Ihre albernen Träume von der weiblichen Weltherrschaft! Die wollten nicht wahrhaben, dass die Frauen auch begeistert bei den Nazis mitgemacht und die Ärmchen gereckt haben. Es waren so spießige Figuren. Ich stelle mir Alice Schwarzer immer als eine verhinderte BDM-Führerin vor.“ Die Welt, Andrea Hanna Hünniger

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