Ein T-Rex namens Sue

Artikel teilen

Rooooaaarrr“ – man hört sie förmlich donnern und brüllen, diese gewaltigen Riesenbestien aus der Urzeit. So richtig was für Jungs. Und heute bestens dazu geeignet, Kleidung, Schulranzen, Spiele, ja sogar Shampoo und Kaugummi nach Geschlecht zu markieren.

Aber, sorry Jungs, Dinosaurier sind eigentlich totale Frauensache. Denn wer hat in großer Zahl die Dinosaurier entdeckt und ihre Fossilien erforscht – bis heute? Frauen!

Fangen wir mit dem König aller Dinosaurier an, dem Tyrannosaurus Rex. Der ist eigentlich eine Königin und heißt Sue. Benannt nach seiner Entdeckerin, Sue Hendrickson aus Chicago. Sue ist das größte und besterhaltene Skelett eines T-Rex, das je gefunden wurde. 224 Knochen, 13 Meter lang, vier Meter hoch und über 67 Millionen Jahre alt.

Am 12. August 1990 stieß Paläontologin Hendrickson bei Grabungen in South Dakota auf die versteinerten Wirbel eines Dinosaurier-Rückgrats. Schnell war der hochrenommierten Forscherin klar: „Das ist ein T-Rex!“ Schon bald entbrannte zwischen Fossilienjägern und Landbesitzern ein Streit darüber, wer die Knochen im Wert von acht Millionen Dollar bekommen soll. Hendrickson erkämpfte, dass „Sue“ ins Naturkundemuseum nach Chicago kam, in jenes Museum, in dem sie selbst als kleines Mädchen stundenlang begeistert vor den Fossilien saß. Hendrickson: „Sue ist für alle Mädchen, die Dinosaurier lieben!“ Und an Sues Sue wird noch immer geforscht, zum Beispiel von Jingmai OʼConnor, einer weltweit führenden Spezialistin für gefiederte Raubsaurier.

Eine große Entdeckerin in Deutschland ist Anette Richter vom Landesmuseum Hannover. Sie ist spezialisiert auf Fußabdrücke, hat mit ihrem Team im niedersächsischen Münchehagen über 250 versteinerte Abdrücke gefunden, größtenteils von Langhalssauriern. Daniela Schwarz ist Paläontologin im Museum für Naturkunde in Berlin, sie hat im afrikanischen Tansania 1.000 Kilo Dino-Knochen gefunden. Das bekannteste Stück ihrer Sammlung ist der „Giraffatitan brancai“, ein Pflanzenfresser mit einer Länge von 26 Metern, den sie „Oskar“ nennt.

Alle Dino-Forscherinnen von heute haben ein großes Vorbild: Mary Anning (1799 – 1847). Sie gilt nicht nur als eine der Gründerinnen der Paläontologie, ihre Entdeckungen, ihre Form der Bergung und Beschreibung von Fossilien mächtiger Meeres- und Flugsaurier, von Fisch- und Weichtierfossilien, die sie entlang der Küste von Lyme Regis in Südengland entdeckte, veränderten das wissenschaftliche Denken über das prähistorische Leben. Annings größter Fund war am 10. Dezember 1823 ein Plesiosaurier, ein wahres Meeresungeheuer.

Anning wurde eine der WegbereiterInnen der Evolutionstheorie. Zwölf Jahre nach ihrem Tod veröffentlichte Charles Darwin 1859 seine Thesen zur Entstehung der Arten. Mary Annings Entdeckungen und Forschung passten nahtlos in Darwins Werk – zitiert hat er sie nicht. Annings Kalksteinklippen, die „Jurassic Coast“ (Jura-Küste) sind heute UNESCO-Weltkulturerbe. Und nach Mary Anning wurde ein neu entdeckter Meeressaurier, ein Ichthyosaurier, benannt, der „Ichthyosauros anningae“.

Alle diese Forscherinnen und ihre Dinosaurier versammelt das Kinderbuch „Ein T-Rex namens Sue“ von Birk Grüling und Lucia Zamolo. Noch dazu enthält es eine Deutschlandkarte, mit der Mädchen (und Jungen) auf die Suche nach Fossilien gehen können – so wie die großen Paläontologinnen vor ihnen.

Ausgabe bestellen
Anzeige
'

Anzeige

 
Zur Startseite