Faire Blumen zum Muttertag!

Lucy Waithira Ngunga von der Blumenfarm Simbi Roses in Kenia: Weniger Gift, besseres Frauenleben. © TransFair e.V./Joerg Boethling
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„Mit Fairtrade hat sich in unserer Gemeinschaft viel verändert: Frauen und Männer haben die gleichen Rechte auf eine Anstellung. Frauen können sich wie Männer weiterbilden und ihre Chancen für höhere Positionen auf der Farm verbessern. Für alle Beschäftigten gelten geregelte Arbeitszeiten, festgeschriebene Ruhetage und der Zugang zu medizinischer Versorgung ist gesichert“, erzählt Esther Nyambura Juma (Foto unten).

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Die 29-jährige ist alleinerziehend und Blumenarbeiterin auf der Bigot-Farm in Kenia. Jüngst reiste sie mit der Organisation „Fairtrade“ durch Deutschland, um auf die Lage der Blumenarbeiterinnen aufmerksam zu machen und für den Kauf fair gehandelter Blumen zu werben. Juma arbeitet seit fünf Jahren im Packhaus und hat zwei Töchter. Ihnen konnte sie dank ihrer “fairen“ Bezahlung eine weiterführende Schulbildung finanzieren. Zudem gibt es besondere Angebote für Frauen, um ihr Einkommen zu verbessern. „Ich habe den Führerschein gemacht und an einem Kochkurs teilgenommen. Andere besuchen Friseur- oder Nähkurse“, erzählt Juma.

Es war ein Meilenstein für die kenianischen Arbeiterinnen, als „ihre“ Blumenfarmen dem Fairtrade-Bündnis beigetreten sind. Sobald eine Farm zum Bündnis gehört, wird sie häufig kontrolliert und die Rechte der Blumenarbeiterinnen umgesetzt. Die Frauen haben dann Arbeitsschutz, gerechte Verträge, ein Leben in Würde.

Esther Nyambura Juma ist eine der Fairtrade-Aktivistinnen aus Kenia.
Esther Nyambura Juma, Blumenarbeiterin und Fairtrade-Aktivistinnen aus Kenia.

Damit ist Kenia eher die Ausnahme als die Regel. Die Wurzeln der Schnittblumen stecken in den Böden Ostafrikas und Lateinamerikas. Und es sind zu 90 Prozent Frauen, ja manchmal sogar Kinder, die auf den Blumenfarmen Ugandas, Kenias oder Äthiopiens für wenig Geld und unter dramatischen Bedingungen schuften.

An Schutzkleidung ist nicht zu denken. Nicht einmal Gummi-Handschuhe werden verteilt. Die Frauen sind als Pflückerinnen oder in den Verpackungshallen tätig. Viele sind alleinerziehend, ihr Bildungsstand ist oft niedrig und sie kennen ihre Rechte nicht. Allergien, Atemwegserkrankungen oder Vergiftungen durch die eingesetzten Pestizide gehören zur Tagesordnung, gelten als normal. Kopfschmerzen, Schwindel und Sehstörungen gelten als in Kauf zu nehmende Begleiterscheinungen. Die Langzeitwirkungen der teilweise krebserregenden Chemikalien sind noch nicht abzuschätzen.

Wegen Mangelernährung aufgrund der prekären finanziellen Lage erkranken die ArbeiterInnen in den Blumenfarmen besonders schnell durch die Giftstoffe in den Pestiziden. Auch schwangere Frauen werden von der Arbeit mit Chemikalien nicht verschont. Untersuchungen aus Ecuador haben ergeben, dass die Kinder von Blumenarbeiterinnen körperlich nicht auf dem Stand von Gleichaltrigen sind. Das Risiko, dass sie Entwicklungsschäden davontragen, ist hoch. Auch Fruchtbarkeitsstörungen treten auf, bis hin zu Fehlgeburten.

Die ArbeiterInnen verdienen zwischen 20 und 30 Euro im Monat, erhalten selten feste Arbeitsverträge. Hinzu kommt sexuelle Belästigung durch Vorgesetzte, auch Vergewaltigungen sind keine Seltenheit. Oft sind die Arbeiterinnen direkt auf den Farmen untergebracht, haben keinerlei Schutzräume.

Das ist auf Fairtrade-Blumenfarmen anders. „Frauen, die auf Fairtrade-Plantagen arbeiten, haben Zugang zu Gesundheitsversorgung und Arbeitsrechten“ erklärt Esther Nyambura Juma. „Dazu gehört Mutterschutz genauso wie das Diskriminierungsverbot und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Diese Rechte sind wichtig, damit wir Frauen in unseren Familien und am Arbeitsplatz eine starke Rolle einnehmen können.“

Fair gehandelte Blumen ebnen den Weg für Emanzipation

Außerdem profitieren nicht nur die Mitarbeiterinnen der Blumenfarmen, sondern auch die Menschen des Ortes von der „Fairtrade“-Prämie, beispielsweise durch Investitionen in Klassenräume und sanitäre Anlagen von örtlichen Schulen. In Jumas Stadt bezuschusste „Fairtrade“ die Errichtung einer Geburtsstation.

Fair gehandelte Blumen ebnen ganz konkret den Weg für Emanzipation. „Unsere Töchter sollen die Chance auf Bildung und damit auf ein besseres Leben haben. Wer die Frauenrechte stärkt, der stärkt ganze Gemeinschaften“, sagt Juma.

Die Unterstützung aus Europa ist denkbar einfach. In den Blumenfarmen könnten rosige Zeiten anbrechen, wenn die KonsumentInnen sich ihrer Macht bewusstwerden. „Je mehr Nachfrage nach fairen Blumen besteht“, sagt Fairtrade-Aktivistin Juma, „desto mehr Betriebe werden Arbeitsbedingungen und Umweltschutz verbessern müssen.“

Also: Augen auf beim Blumenkauf! Steht das Label „Fairtrade“ auf der Blumenverpackung, ist damit schon geholfen. Die Nachfrage fairen Blumen ist in den vergangenen Jahren bereits gestiegen, das erhöht den Druck auf die HändlerInnen.

„Vielen Dank für die Blumen“ ergibt dann einen ganz neuen Sinn.

Mehr zur Kampagne fair gehandelte Blumen bei Fairtrade-deutschland.de

 

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