Klima-Klage abgewiesen!

Welche Auswirkungen hat der weltweite Klimawandel? - Foto: Bettina Flitner
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Eine Bio-Bäuerin von der Insel Pellworm verklagt die Regierung, weil diese ihre Klimaschutzziele massiv verfehlte. Erstmals stand damit die deutsche Bundesregierung wegen einer Klima-Klage vor Gericht. Die Klage wurde abgewiesen. Silke Backsen will weiterkämpfen.

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Doch: Das Gericht wies die Klimaklage gegen die Bundesregierung ab, ließ aber Berufung zu. "Ich bin total enttäuscht - das sind wir alle. Wir sind hier reingegangen, weil wir dachten, wir können gewinnen. Aber wir gehen trotzdem mit einer positiven Haltung hier heraus, weil es überhaupt schon ein Erfolg ist, dass das hier verhandelt wurde. Wir machen auf jeden Fall weiter", sagte Silke Backsen nach der Urteilsverkündung.

Sie ist eine der acht Klima-Heldinnen, die EMMA bereits porträtierte: von der Insel Pellworm bis zu den Ufern der Philippinen.

Die polaren Eisschilde schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Wetterextreme werden häufiger. Wir sind auf dem direkten Weg aus einer natürlichen Eiszeit in eine menschengemachte Heißzeit. Tiere und Pflanzen werden verschwinden. Die Küstenregionen werden nach und nach überflutet werden. Der Kampf um fruchtbare Böden, Wasserressourcen, bewohnbaren Lebensraum und gegen den Klimawandel führt schon heute zu sozialen Konflikten und hat immense wirtschaftliche Folgen.

Der Weltklimarat forderte deshalb unmissverständlich „rasche, weitreichende und beispiellose Veränderungen in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad einigermaßen einzuschränken“. Im polnischen Katowice findet gerade die 24. Weltklimakonferenz (COP24) statt, um genau diese Forderung, das so genannte Paris-Abkommen, tatsächlich umzusetzen.

Die größten Klimasünder haben weiter freies Spiel

Die größten Klimasünder – die Energiekonzerne und Autobauer, sowie die Bergbau-, Chemie-, Transport-und Luftfahrtindustrie – haben nach wie vor freies Spiel. Angesprochen fühlen dürfen sich auch rund zwei Drittel aller 30 Dax-Konzerne. Und die Regierungen schauen ungerührt zu.

Nicht so die Frauen, die EMMA in der nächsten Ausgabe, dem Januar/Februar-Heft vorstellt. Darunter die Hamburger Juristin Roda Verheyen, die als Fachanwältin für Umweltrecht weltweit Menschen munitioniert, die gegen den Klimawandel vor Gericht ziehen, mit juristischen Argumenten.

Oder Silke Backsen, die mit ihrer Familie auf einem ökologisch bewirtschafteten Bauernhof auf der Nordseeinsel Pellworm lebt, und mit Roda Verheyen die Bundesregierung verklagt. „Wir werden zu den Ersten gehören, die absaufen“, sagt Silke Backsen. Pellworm liegt, von Deichen vor den Fluten geschützt, bis zu einem Meter unter dem mittleren Meeresspiegel. „Der extrem trockene Sommer, der ansteigende Meeresspiegel, der Klimawandel bedrohen uns existenziell“, sagt Silke. Seit Jahren beobachtet sie, wie die Wetterextreme zunehmen. Immer häufiger wird das Vorland überspült, 30 Prozent ihrer Ernte verloren die Backsens in diesem Sommer. Im vergangenen Herbst ließ Starkregen Pellworm volllaufen wie eine Badewanne. Ein Drittel der Insel stand unter Wasser. Silke ist eine der Pellwormer BiobäuerInnen, die die Bundesregierung verklagen und von Roda Verheyen vertreten werden. „Es passiert einfach viel zu wenig, deshalb müssen wir anfangen, groß zu denken“, sagt die Mutter von vier Kindern. In jungen Jahren hat sie davon geträumt, mit Greenpeace auf Atomkraftwerke zu klettern und gegen die nukleare Gefahr zu protestieren. Jetzt kämpft sie in eigener Sache.

 

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