Laura Kampf: Macht's einfach

Sachenmacherin Laura Kampf in ihrer Werkstatt. - Foto: Stefanie Sauer/S2 Management
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Ein scharfer Wachhund wird Smudo wahrscheinlich nie. Als ich sein Territorium tief im Bergischen Land betrete, legt er sich auf den Rücken und will gestreichelt werden. Dabei wäre da einiges, was er verteidigen könnte: Fahrräder, Lampen, Rohre, Schilder, ausgebaute Autositze. Dazwischen salattragende Hochbeete, eine Sofaecke für Hund und Mensch, ein Grillplatz mit selbstgebautem Kocher, eine Außendusche, ein beleuchteter Bauwagen. Kurzum: Ein Gelände, auf dem man sofort noch mal sechs Jahre alt sein und irgendetwas bauen will.

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Maker, das sind Heimwerker, nur anders. Laura ist die erfolgreichste Makerin

Das ist im Grunde auch genau das, was Laura Kampf dort macht. Sie baut los. Ein Kinderkarussell, ein Tiny House, ein Boot aus Fässern, Tische, Lampen, einen Wohnwagen für sich und einen für Smudo. Und sie filmt, was sie baut.

Eine halbe Million Menschen schauen der 36-Jährigen dabei auf YouTube zu. Das Video, in dem Laura ein „Beer-Bike“ (ein Fahrrad mit Sackkarre, mit dem sich problemlos drei Kisten Bier transportieren lassen) baut, klickten über sechs Millionen Menschen, überwiegend Männer in Amerika. Dort ist die sogenannte „Maker-Community“ bedeutend größer als hierzulande und Laura ein Star.

Maker sind Heimwerker, nur anders. Sie tüfteln, erfinden originelle Einzelstücke und erzählen mit dem, was sie bauen, eine Geschichte. Bestellen kann man bei ihnen nichts. Ein bisschen Daniel Düsentrieb, ein bisschen MacGyver, ein bisschen Hippie. „Ich bin keine Aussteigerin“, sagt Laura, „eher eine Umsteigerin“. Anfangs wollte sie Cutterin werden, dann Kameraassistentin, schließlich landete sie in Düsseldorf und studierte Kommunikationsdesign. Fand sie „alles nicht so für lebenslang“.

Laura kündigte ihre Wohnung, zog in eine Werkstatt und brachte sich autodidaktisch das Handwerken bei: mit Holz, Metall und allem Greifbaren. Von den Eltern hat sie es nicht. „Wenn bei uns zuhause früher was kaputt gegangen ist, wurde jemand angerufen, der es reparierte“, erzählt sie lachend. Ihr Vater ist Werber, ihre Mutter Hausfrau. „Und beide waren verständlicherweise nicht hellauf begeistert, als ich in die Werkstatt gezogen bin.“ Aber sie ließen Laura „machen“.

Laura´s Beer Bike (BMX meets Handtruck) - YouTube

Auf YouTube wurden große Werkzeugfirmen aus den USA auf Lauras Vier-Minuten-Videos aufmerksam, sie schenken ihr seitdem Werkzeug und sponsern sie. Laura kann gut davon leben. Sie ist Deutschlands erfolgreichste Makerin. „Laura Kampf Köln“ ist mittlerweile eine Marke geworden. Doch ihr größter Gewinn: totale Freiheit. „Ich mache, worauf ich Lust habe. Alles, was ich brauche, sind gute Ideen und Material.“

Ich freu mich riesig, wenn Väter ihren Töchtern einen Werkzeugkoffer kaufen

Nebenbei wurde sie zum Role-Model für Mädchen, in Deutschland vor allem durch die „Sendung mit der Maus“. Dort gibt es nicht nur die üblichen „Sachgeschichten“, sondern seit einiger Zeit auch „Lauras Machgeschichten“. Dann baut sie in ihrer Werkstatt „Schneemannlampen“ oder „beleuchtete Regenschirme“. „Ich freue mich riesig, wenn Väter mir schreiben, dass sie ihrer Tochter einen Werkzeugkoffer geschenkt haben“, erzählt sie.

Laura geht es eben auch um handwerkliche Bildung. Und dafür wurde sie im September 2020 mit der „Goldenen Kamera“ in der Kategorie „Best of Education & Coaching“ ausgezeichnet.

Und Laura zeigt Flagge. Sie liebt eine Frau, eine Anästhesistin. Hin und wieder flaggt sie in ihren Videos die Regenbogenfahne. „Damit sortiere ich die Engstirnigen aus. Die Mehrheit hat kein Problem damit, dass ich eine Deutsche, eine Frau und auch noch lesbisch bin.“ Lauras nächstes Projekt: In einem Steinbruch in der Nähe ihrer Werkstatt will sie ein Hausboot bauen. Warum? Laura: „Weiß ich noch nicht so genau. Ich mach’s halt mal.“

Tipps: Laura Kampf auf Youtube; Lauras Machgeschichten: In der Lockdown-Zeit sind in der WDR-Mediathek zahlreiche Folgen der Sendung mit der Maus und Laura zu sehen.

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