Männer, wollt ihr länger leben?

Mein Maserati fährt 210? Foto: imago images
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Aufgepasst Jungs! Wenn ihr länger leben wollt, dann gibt es dafür eine einfache Formel. Zwar verdienen eure Frauen weniger, übernehmen seltener Führungspositionen und bilden in fast allen Parlamenten der Welt eine Minderheit. Aber in einem Punkt liegen sie vor euch – bei der Lebenserwartung. Wie könnt ihr sie da einholen? Durch Gleichberechtigung!

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Zu diesem Ergebnis kommt die Bielefelder Gesundheitswissenschaftlerin Petra Kolip in einer Studie mit dem Robert Koch-Institut, die den Zusammenhang zwischen der Lebenserwartung von Männern und dem Grad der Gleichstellung der Geschlechter untersucht hat. „Die Ergebnisse zeigen, dass Gleichstellung beiden Geschlechtern nützt", sagt Kolip.

Ertrinken
ist ein männliches Problem

Weltweit ist die Lebenserwartung von Männern geringer als die von Frauen. „Das liegt nur zum Teil an genetischen Faktoren, sondern vor allem daran, dass Männer tendenziell einen ungesünderen und riskanteren Lebensstil pflegen", erklärt Kolip, Professorin für Prävention und Gesundheitsförderung an der Universität Bielefeld. Dazu zählt laut Kolip vor allem, dass sie mehr trinken und rauchen als Frauen, aber auch die Tatsache, dass Männer seltener zum Arzt gehen. „Aber auch riskantes Verhalten, wie zum Beispiel beim Autofahren, sowie die Wahl riskanter Arbeitsplätze beeinflusst die Lebenserwartung." Außerdem haben Männer ein deutlich höheres Risiko, bei einem Unfall ums Leben zu kommen.

So bezeichnet die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Ertrinken als männliches Problem, da 80 Prozent aller Opfer männlich sind. Die DLRG begründet das vor allem damit, dass Männer häufiger übermütig und betrunken ins Wasser gehen und Gefahren unterschätzen. Eine beliebte Mutprobe unter jungen Männern ist es, einmal quer durch den Rhein zu schwimmen. Diese Mutprobe endete im Kölner Raum 2019 zehn Mal tödlich. „Mit Blick auf den riskanteren Lebensstil von Männern heißt es dann häufig, dass Männer einfach nur gesünder leben müssen, wenn sie länger leben wollen. Doch wir haben uns auch die Frage gestellt, warum Männern sich so verhalten. Das Verhalten wird auch von Geschlechterstereotypen beeinflusst, deshalb ist auch die Gesellschaft gefragt", erklärt Kolip.

Um zu untersuchen, ob ein Zusammenhang zwischen der Lebenserwartung und der Gleichstellung besteht, hat das Forschungsteam um Kolip den „Gender Inequality Index“ der Vereinten Nationen mit der Lebenserwartung in allen deutschen Bundesländern in Beziehung gesetzt. Die UN ermitteln den Index aus Faktoren wie der reproduktiven Gesundheit von Frauen, dem Frauenanteil in Parlamenten sowie der Schulbildung und Erwerbsbeteiligung im Geschlechtervergleich.

Der schwedische Mann lebt länger

„Diesen Genderindex haben wir für die Bundesländer in Deutschland entwickelt. „In Bundesländern mit einem hohen Wert für Gleichstellung ist auch die Lebenserwartung der Männer höher." Baden-Württemberg zum Beispiel liegt laut Kolip im Gleichstellungs-Ranking vor NRW. Gleichzeitig ist auch die Lebenserwartung von Männern in Baden-Württemberg höher.  Die Ergebnisse der deutschen Studie decken sich mit den internationalen Zahlen. So lebt der schwedische Mann im Durchschnitt 82 Jahre, der russische hingegen nur 67. Deutsche Männer liegen mit einer Lebenserwartung von 78 Jahren im Mittelfeld. Auf die Lebenserwartung der Frauen hat die Gleichstellung hingegen keinen Einfluss.

„Erklären lassen sich die Ergebnisse unter anderem damit, dass die Gleichstellung dafür sorgt, dass beispielsweise die Familienarbeit aufgeteilt wird und zunehmend mehr Männer Elternzeit nehmen. Außerdem wird Männlichkeit anders definiert und Männer fühlen sich weniger dazu genötigt sich möglichst maskulin zu verhalten“, so Kolip weiter. Sie und ihr Team sehen nun Gesellschaft und Politik in der Pflicht, um Geschlechterstereotype weiter abzubauen und die Gleichstellung voranzutreiben. Für den deutschen Ärztinnenbund ist die Studie ein Beleg dafür, dass Männer gesundheitlich von einer Gleichstellung profitieren. „Das mag erstaunlich klingen, doch die Forschung auf dem Gebiet der geschlechterspezifischen Medizin liefert dafür gute Erklärungsansätze", erklärt Präsidentin Christiane Groß.

Also Jungs, Gleichberechtigung hat wirklich NUR Vorteile, akzeptiert das einfach.

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