Ein Leben für die Pflanzen

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Forscherin Tielbörger
„Pflanzen gelten als fade, weil sie bloß herumstehen und wachsen.“ Katja Tielbörger teilt diesen Blick auf ihre Schützlinge keineswegs. Denn die Professorin für Pflanzenökologie an der Universität Tübingen weiß, was Pflanzen können. Zum Beispiel Erfahrungen an ihre Nachkommen weitergeben, so dass die neue Generation besser an die örtlichen ­Bedingungen angepasst ist. „Parentaler Umwelteffekt“ heißt das. Aktuell erforscht Tielbörger, ob sich Pflanzen konditionieren lassen – wie der Pawlowsche Hund. Wenn die Mimose mit blauem Licht bestrahlt wird und man ihr ein Blatt abschneidet – klappt sie dann ihre Blättchen bei Blaulicht ein? Das wäre gar nicht fade, sondern ziemlich aufregend.

Lotte Burkhardt
Lotte Burkhardt

Detektivin Burkhardt
Wussten Sie, dass die Hortensie nach der Mathematikerin und Astronomin ­Nicole-­­Reine Hortense Lepaute (1723–1788) benannt ist? Und die Untergattung „Baretia“ nach Jeanne Baret, die als Mann verkleidet 1766 an der Weltumsegelung von Louis-Antoine de Bougainville teilnahm, nach dem die Bougain­villea benannt ist? Die Geschichten von 14.000 Pflanzennamen hat Lotte Burkhardt in detektivischer Kleinarbeit zusammengetragen. Resultat: das „Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen“, das umfassendste Werk seiner Art, nachzulesen auf der Website des Botanischen Gartens Berlin. Die 66-jährige Bankerin in Rente recherchiert weiter, denn: „Das macht irgendwie süchtig.“

Sammlerin Zippel
Wenn sie mal wieder auf allen Vieren über eine sumpfige Wiese kriecht, um winzig kleine Samenkörnchen zu sammeln, ist das manchmal Knochenarbeit. Aber Elke Zippel weiß: Es geht um Leben und Tod. Immer mehr Wildpflanzen sind in Deutschland vom Aussterben bedroht, durch Entwässerung, Überdüngung, Monokulturen. Deshalb baut die Biologin vom Botanischen Garten Berlin in einem deutschlandweiten Projekt mit an einer Art Arche Noah für Pflanzen: „Wildpflanzenschutz Deutschland“. Im Dahlemer Kühlraum können Sumpf-Enzian oder Duft-Skabiosen jahrhundertelang überleben. Denn für einige der Pflanzenarten ist es laut Zippel „fünf nach zwölf“.

Künstlerin Caron
Warum malt eine Künstlerin ausgerechnet Unkraut, und dann auch noch riesengroß auf Hauswände in aller Welt? Weil Mona Caron nicht nur Künstlerin ist, sondern auch Aktivistin, also „Artivism“ betreibt. Mit ihrem Projekt „Weeds“ (Unkraut) unterstützt die gebürtige Tessinerin, die heute in San Francisco lebt, Klimaschutz-Märsche und Öko-Projekte. Brennesseln, Löwenzahn & Co. sind für Mona nicht nur Pflanzen, sondern Symbol: Sie sind heroische ­Wesen, die Widerstand leisten gegen die Zubetonierung der Welt. Motto: „Show resistance – let alternatives grow!“ Sät Widerstand – lasst Alternativen wachsen!
 

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