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Taylor Swift: Mehr als ein Popstar

Foto: Joe Camporeale/USA Today Network/IMAGO
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Das Stadium der Popprinzessin hat Taylor Swift längst hinter sich. Während Kolleginnen wie Britney Spears, Adele und Beyoncé weiter Songs schreiben und Grammys gewinnen, heizt die 34-Jährige darüber hinaus mit ihren Supershows die amerikanische Wirtschaft an und entwickelt sich zu einem politischen Powerfaktor. Und ganz nebenbei revolutioniert Swift auch noch den auf Platz und Rängen eher männerlastigen American Football.

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Seit Trump setzt sie sich für Frauenrechte und das Recht auf Abtreibung ein

Seit sie Travis Kelce, Tight End der Kansas City Chiefs, im Sommer zum Mann an ihrer Seite machte, schalten auch immer mehr Amerikanerinnen die Spiele an. Der Super Bowl 2024, bei dem Kelce spielte und Swift in der Loge feierte, zog Mitte Februar mehr ZuschauerInnen vor den Bildschirm als jedes andere Endspiel der National Football League. „Taylor Swift ist so allgegenwärtig, dass sie nicht erklärt werden muss“, schrieb der US-Musikkritiker Sam Lansky, als Time die Nicht-Nur-Sängerin im Dezember zur Persönlichkeit des Jahres kürte.

Taylor Swift und ihr Lebensgefährte, Football-Spieler Travis Kelce bei den Superbowls. - Foto: IMAGO
Taylor Swift und ihr Lebensgefährte, Football-Spieler Travis Kelce, beim Superbowl. - Foto: IMAGO

Dabei gilt Taylors Stimme als eher schlicht, ihre Kompositionen als einfach. Was die Fans, bekannt als Swifties, fasziniert, sind die autobiographischen Geschichten, die Swift in ihren Songs erzählt. Sie singt über Enttäuschung und frühere Liebhaber (John Mayer, Joe Jonas, Taylor Lautner), aber auch über Unsicherheit und Selbsthass. „Ich erlebe etwas und schreibe ein Album darüber. Oft haben meine Fans gerade etwas Ähnliches durchgemacht“, sagte Swift 2020 in der Filmdokumentation „Miss Americana“. Gedanken wie „It’s me, hi. I’m the problem, it’s me“ aus ihrem Titel „Anti-Hero” kennen viele. Swift fasst sie für ihre AnhängerInnen – 280 Millionen bei Instagram, mehr als 90 Millionen bei X – einfühlsamer in Worte als jede andere.

Die frühere Country-Sängerin, die ihre Karriere als 14-Jährige in Nashville im Südstaat Tennessee begann und die inzwischen Milliardärin ist, belässt es nicht bei persönlichen Erfahrungen. Seit Trumps Präsidentschaft setzt sie sich für Frauenrechte, die LGBTQ-Community und das Recht auf Abtreibung ein, das der Supreme Court 2022 beschnitten hatte. Rassismus, Polizeigewalt und laxe Waffengesetze verurteilt sie.

Trotz einer politischen Agenda, die sich überwiegend mit der der Demokratischen Partei deckt, gilt sie als Brückenbauerin. Laut einer repräsentativen Umfrage bewundern mehr als 50 Prozent aller AmerikanerInnen Swifts Engagement – unter ihnen auch viele RepublikanerInnen. Grund ist Swifts Haltung, Worten auch Taten folgen zu lassen. Vor sieben Jahren verklagte sie einen Radiomoderator wegen sexueller Belästigung, der ihr als Nachwuchsstar die Hand in den Slip geschoben hatte. Einen Streit um die Rechte an ihren ersten Alben entschied sie 2019 für sich, als sie ankündigte, die Produktionen einfach ein weiteres Mal einzuspielen.

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Auch in ihrem Heimatstaat Tennessee mischt Swift mit. Bei den Zwischenwahlen 2018 sprach sie sich für die DemokratInnen aus. Die Republikanerin Marsha Blackburn lehnte sie wegen deren frauenfeindlicher, homophober Politik als „Trump mit Perücke“ ab.

Nach einem Schlagabtausch in sozialen Medien ließen sich Zehntausende Swifties registrieren, um für die Demokratische Partei zu stimmen. Der sogenannte Swift-Effekt machte sich auch bei der Präsidentschaftswahl 2020 bemerkbar. Mit Unterstützung der Sängerin und ihrer Fans zog der Demokrat Joe Biden damals ins Weiße Haus ein – begleitet von Swifts Titel „Only the Young“. Nach Recherchen der New York Times bemüht sich der Präsident, Swift auch für die Wahl im November zu gewinnen.

Aus der Ecke der RepublikanerInnen wurden bereits Verschwörungstheorien laut: Mal soll Swift eine Agentin des Pentagon sein, mal in geheimer Mission für Biden unterwegs. Auf Deepfakes mit pornographischen Bildern der 14-fachen Grammy-Preisträgerin folgten weitere, mit Hilfe künstlicher Intelligenz gebastelte Aufnahmen, die Swift als vermeintliche Anhängerin Trumps zeigten. Und Swift? Lässt die Aufregung kalt, zumindest äußerlich. In ihrem Studio verarbeitet sie die Ära Taylor wahrscheinlich längst zu einem neuen Titel. Der soll zur allgemeinen Überraschung nicht erst 2026, sondern schon im April dieses Jahres herauskommen.

CHRISTIANE HEIL

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