Tissy Bruns wird uns fehlen

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Ich kannte Tissy eigentlich noch gar nicht so lange. Erst seit ihrer Berliner Zeit, da war sie schon Chefkorrespondentin des Tagesspiegel und Vorsitzende der Bundespressekonferenz. Und ich erinnere mich, mit welch diebischem Vergnügen sie, geführt von Bundespräsident Johannes Rau, den Bundespresseball eröffnete. Und wie wir dann anschließend durch die Gänge und Säle streiften, sie mir zuflüsterte, wer wer ist, und wir so richtig von Herzen lästerten. Dabei war sie nie verletzend. Und das war vielleicht ihr hervorragendster Zug: ihre Offenheit und Menschenliebe – trotz einer unbeugsamen politischen Haltung und nie verloren gegangener Hoffnungen. Klar, dass Tissy lebenslang links geblieben ist, wenn auch nicht mehr so links wie zu Zeiten ihres Engagements bei den Maoisten oder in der DKP. Und auch klar, dass sie Feministin war – und mir stundenlang von ihrem Sohn vorschwärmen konnte. Obwohl Tissy reichlich zu tun hatte, war es immer selbstverständlich, dass sie ein Ohr für EMMA hatte. Sie schrieb für uns Kommentare, oder auch mal gleich ein ganzes EMMA-Buch (Porträts von Politikerinnen für den KiWi-Band „Damenwahl“, zusammen mit Chantal Louis). - Tissy Bruns hat den zwei Jahre währenden Kampf gegen den Krebs verloren und ist mit 62 Jahren viel zu früh gestorben. Ihre Integrität, ihr Engagement und ihre Zugewandtheit werden fehlen. Nicht nur den Menschen, die ihr nahestehen, sondern auch dem politischen Milieu von Berlin. - Zum Nachruf im Tagesspiegel

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