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Der Film Nyad: Eine echte Heldin

Anett Bening als Diana Nyad - die mit 64 Jahren von Kuba nach Florida schwamm. - Foto: Liz Parkinson/Netflix
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Wenn sie kurz vor dem Sprung ins Wasser auf dem Felsen steht, trötet Diana Nyad in eine Trompete, bläst sich ihre eigene Fanfare. Sie, die Nymphe – „naiad“ ist griechisch für die Naturgottheit der Wassernymphe – will Menschenunmögliches vollbringen. Sie will von Kuba nach Florida schwimmen. 170 Kilometer, 60 Stunden ohne Pause durchs offene Meer, begleitet von Haien und Quallen.

Hybris? Ja. Narzissmus? Auch das. Und noch viel mehr. Der Film „Nyad“ erzählt die wahre Geschichte von Diana Nyad, einer US-amerikanischen Marathonschwimmerin, die mit 60 Jahren beschließt, die Leistung zu vollbringen, zu der sie im Alter von 28 Jahren nicht in der Lage war.

Unerschöpflich: die Härte zu sich selbst, die Willenskraft und der innere Antrieb, die eigene Schwäche zu besiegen.

Als die reale Diana Nyad nach vier missglückten Versuchen am 2. September 2013 den Sand von Florida unter den Füßen spürt, ist sie tatsächlich der erste Mensch, der ohne Haikäfig und Hilfsmittel von Havanna bis Key West geschwommen ist. Die zehn Tage zuvor 64 Gewordene, humpelt unter dem Applaus von tausenden Menschen an Land und fällt ihrer Trainerin und Freundin Bonnie Stoll (Jodie Foster) um den Hals. 

Bonnie ist für Diana der wahre Gewinn in ihrem Leben. Sie waren mal ein Paar und sind es eigentlich noch immer, verstehen sich jedoch nun als „beste Freundinnen“.

Neben der heldenhaften Schwimmerei und der übermenschlichen Leistung, wie sie sonst nur Männern auf der Kinoleinwand vergönnt ist, erzählt das Regie-Duo Elizabeth Chai Vasarhelyi mit Ehemann Jimmy Chin die Geschichte einer tiefen Frauenfreundschaft. Zwei Frauen, die füreinander zum Fels in der Brandung werden. Die füreinander da sind, wenn die eine in die Abgründe der Vergangenheit blickt – der nette Schwimmtrainer war nicht nett. 

Annette Bening und Jodie Foster geben keine aufgehübschten Hollywood-Reinkarnationen der echten Protagonistinnen. Scheinbar ungeschminkt und ihr Alter nicht kaschierend, schlüpfen sie in die zwei außergewöhnlichen Charaktere. Benings Gesicht ist rau und salzig wie das eines alten Seebären, ihr Körper drahtig, aber sichtlich gealtert. Jodie Foster präsentiert sich mit Falten, Insektenbrille und Strubbelfrisur. Zwei stoische Heldinnen, die den Widrigkeiten des Lebens – und des Golfstroms.

"Nyad“ läuft auf Netflix.

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