Identitätspolitik: Absurde Folgen

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Als der britische Starkoch Jamie Oliver ein neues Gericht namens „Punchy Jerk Rice“ präsentierte, meldete sich eine Parlamentsabgeordnete zu Wort. „Ich frage mich, ob sie überhaupt wissen, was ‚Jamaican Jerk‘ ist“, twitterte Dawn Butler. Die Abgeordnete, deren Eltern aus Jamaika stammen, befand: „Ihr Jerk Reis ist nicht okay. Diese Aneignung von Jamaica muss aufhören.“ Sofort wurde der Reis in den (Sozialen) Medien heiß debattiert. Das Problem: Erstens habe Oliver nicht die korrekten Zutaten für die Gewürzmischung verwendet, zweitens werde mit dem „Jerk“ auf Jamaika Fleisch mariniert, Reis habe damit gar nichts zu tun. Jamie Olivers Antwort: „Ich habe während meiner gesamten Karriere mit Gewürzen und Aromen aus der ganzen Welt gearbeitet und dabei von verschiedenen Ländern und Kulturen gelernt und mich inspirieren lassen. Als ich meinem Jerk-Reis diesen Namen gab, wollte ich damit lediglich zeigen, woher meine Inspiration kam.“

Auch Miley Cyrus geriet gleich mehrfach in einen Shitstorm: Zunächst, weil sie 2013 in einem Video „getwerkt“ hatte: Twerken, ein Tanzstil, bei dem die Tanzende Po und Hüften aufreizend schwenkt, sei eigentlich schwarzen Frauen in HipHop-Videos vorbehalten. Bei genauerem Hinsehen twerken allerdings auch Brasilianerinnen, Haitianerinnen und Kubanerinnen, was das Twerken immer noch zum „Tanz marginalisierter Körper“ (Freitag) machte. Bald darauf kamen allerdings die Sahara und Zentralasien als Ursprung des Twerkens ins Spiel, bis man schließlich bei „neolithischen sexuellen und rituellen Tänzen“ landete. Kurz: „Das tänzerische Arschwackeln ist also gewissermaßen universell.“ Aber das nützte Miley Cyrus auch nichts mehr. Schon gar nicht, als sie im März 2019 ein Foto veröffentlichte, auf dem sie sich mit großen Mengen Gold- und Silberschmuck behängt

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