30 JAHRE EMMA: Die lieben Kolleginnen

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Alice Schwarzer (64) kann sich noch nicht zur Ruhe setzen: Nur ein Drittel aller deutschen Frauen sieht die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau weitgehend verwirklicht. 61 Prozent der Frauen sind der Ansicht, dass „noch einiges getan werden muss“, wie aus einer gestern veröffentlichten Allensbach-Umfrage zum 30-jährigen Bestehen der in Köln erscheinenden Zeitschrift EMMA hervorgeht. Die meisten Männer (55 Prozent) hingegen halten die Gleichberechtigung für verwirklicht. dpa

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Gewinner: Alice Schwarzer (64) kann stolz sein: Vor knapp 30 Jahren (26. Januar 1977) hob sie die Zeitschrift EMMA aus der Taufe. Seitdem sind 275 Ausgaben erschienen. Oft setzte EMMA mit ihren Themen Trends, stieß wichtige Diskussionen an. In der aktuellen Jubiläumsausgabe heißt es kämpferisch: „Jetzt geht’s erst richtig los.“ Bild meint: EMMAnzipiert! Bild

Keely (20) weiß nicht recht, was sie zur nächsten Party anziehen soll. Sie ist bei ihrer Freundin EMMA zum Geburtstag eingeladen. EMMA wird 30 und will’s mal so richtig krachen lassen. Keeley lässt sicherheitshalber den BH mal weg, weiß aber nicht, ob überhaupt Männer eingeladen sind. Das wäre typisch EMMA, bei Männern ist sie manchmal ein bisschen komisch. Jedenfalls bei Machos. Keeley findet das total o.k. – auf die Dauer hilft der Frau nur Power! Bild (Kommentar zur Nackten auf Seite 1)

„EMMA ist da“, meldete Brigitte am 27. Januar 1977. „Sie will informieren und Spaß machen“, hieß es weiter in der knappen Meldung, die guten Wünsche zur Geburt fielen eher spröde aus: „Warten wir es ab!“ War schließlich zu erwarten, dass die neue kleine Schwester nicht nur Spaß, sondern auch ordentlich Krawall machen würde. 30 Jahre später fällt beim Blättern in alten EMMAs und Brigittes vor allem eins auf: Trotz allem schwesterlichen Zank waren sich die beiden damals eigentlich ziemlich nah. EMMA stand damals also keineswegs so allein auf weiter Flur, wie sie gern behauptete.  Wichtig war sie trotzdem. Mit ihrer großen Klappe machte sie sich immer wieder zur Vorkämpferin. Mit 200.000 Exemplaren ging EMMA an den Start, heute hat sie etwa 40.000 Leserinnen. Brigitte, Irene Stratenwerth
Anm.d.Red: Liebe große Schwester Brigitte, wir sind – rein quantitativ gesehen – kleiner als du, aber sooo klein nun doch nicht: Die letzte EMMA-Ausgabe hatte 120.000 LeserInnen, bei rund 60.000 verkauften Exemplaren – jedes zweite davon im Abonnement! Und 80.600 Druckauflage. Alles klar?

Erst mal Hut ab und Knicks: EMMA wird 30. Kein Alter für eine Frau, aber schon eine hübsche Ära für eine Frauenzeitschrift, die die Mannsbilder auf Trab bringen will. Man muss als Mann aber sagen, dass man lieber mit Alice Schwarzer ein Bier trinken würde als mit Eva Herman, vielleicht aus Prinzip, aber auch schon deshalb, weil Eva Herman im Anschluss bestimmt noch Weihnachtsplätzchen backen will. Wir wünschen EMMA noch 30 weitere kämpferische Jahre. Westdeutsche Zeitung, Michael Jacobs

Liebe Alice Schwarzer! Weil Sie so selbstverständlich und zuverlässig Teil meiner Wirklichkeit sind und weil es Ihnen gelungen ist oder Sie es auf sich genommen haben, die Personifizierung der Frauenbewegung zu sein, möchte ich mich ganz kurz stellvertretend bei Ihnen bedanken. Die Frauenbewegung hat das Leben, wie ich es heute führe, überhaupt erst möglich gemacht. Und ich finde, es ist ein gutes Leben: Kind in der Kita, Frau berufstätig, Aufgaben, so gut es geht, geteilt, und ich muss nicht ständig beweisen, was für ein harter Knochen ich bin. Dafür danke. Brigitte Woman, Till Raether

EMMA setzt sich für die Gleichberechtigung der Frau in allen Lebensbereichen ein. Sie war als pure Provokation gedacht – und wurde als ebensolche anfangs auch empfunden. Mittlerweile ist Schwarzer „gesellschaftsfähig“ geworden. Woman (Deutschland)

Seit 30 Jahren greift Schwarzer mit hellseherischer Begabung Themen auf, die erst Jahre später zur Diskussion stehen. Den Finger so fest und konsequent auf die offene Wunde drücken, bis es ganz erbärmlich schmerzt, das ist das EMMA-Prinzip, das die Verlegerin nun seit 30 Jahren durchhält. Woman (Österreich), Andrea Braunsteiner

Zum Jubiläum entdeckt die Chefredaktion das alte, kämpferische „EMMA-Prinzip“ neu. So wird wieder kampagnisiert. Und zwar gegen die mittlerweile legalisierte Prostitution. Fast wie in alten Zeiten, als EMMA noch mit Abtreibungs- und Anti-Porno-Kampagnen Politik machte. Österreich, Debora Knob

Sein Kind Emma zu nennen, ist heute ja wieder modern. Vor 30 Jahren war es ein Unding: „Emma – wie eine alte Tante? Da lachen doch alle!“ Ein feministisches Magazin mit einem Namen aus Kalau – das hatte gerade noch gefehlt. Doch EMMA war ein zähes Kind und biss sich durch. Das liegt daran, dass EMMA eigentlich Alice heißt: Diese geniale Kombination aus Feministin, Journalistin, Chefanklägerin und Rampensau hat sich in ihrem 64-jährigen Dasein keine Gelegenheit entgehen lassen, für die Gleichberechtigung zu fighten – dafür setzt sie sich auch aufs Wetten-dass-Sofa und kocht mit Biolek. Basler Zeitung, Annette Goebel

Im Scheinwerferlicht wurde EMMA geboren und erdrückte fast sogleich alles, was sich vielfältig in der Bewegung regte. EMMA verkörperte das Selbstbewusstsein, für alle zu sprechen. Der Stil war ein permanentes Kriegsgeschrei. Die kommerziellen Medien unterstützten den Anspruch, dass dies der eigentliche Feminismus sei, wohlwollend, schließlich kratzte er niemals an den gesellschaftlichen Strukturen. taz, Frigga Haug

Trotz aller Distanzierungen ist Alice Schwarzer ein überaus typisches Produkt der westdeutschen Nachkriegslinken. In ihrer Unduldsamkeit, ihrer Ablehnung von Dialektik, im Dezisionismus des Entweder-oder-Denkstils der siebziger und achtziger Jahre – inklusive der Logik vom „Feind meines Feindes“. Nach dreißig Jahren „Sex Wars“ scheint eines klar: Alice Schwarzer hat verloren. Neues Deutschland, Velten Schäfer

Alice Schwarzer ist 64, EMMA ist 30. Alice ist EMMA. Und so lächelt sie in diesen Tagen vom Cover. Das war am zehnten Jahrestag so und am zwanzigsten auch. Am vierzigsten wäre sie 74. Dass sie dann auch noch gebraucht wird, daran hat sie keinen Zweifel: „Dreißig Jahre sind ja nur ein Wimpernschlag in der Geschichte nach 5.000 Jahren Patriarchat!“ Hamburger Abendblatt, Barbara Möller

Bemerkenswert die von Anfang an antikommunistische Tendenz der Zeitschrift, gerichtet gegen den relativ starken marxistischen und sozialistischen Einfluss. Die Autodidaktin Schwarzer hatte schnell die Grundprinzipien der Massenmedien begriffen: Breite ist wichtiger als Tiefe. Feminismus à la Schwarzer. Etwas Besseres haben die Deutschen wohl nicht verdient. Junge Welt, Cristina Fischer

In der Tat hat EMMA im Lauf der letzten 30 Jahre Themen lanciert, die heute längst nicht mehr in die feministische Ecke verbannt werden, sondern in allen ernsthaften Medien ihren Niederschlag finden: Gewalt gegen Frauen, Missbrauch von Kindern, Prostitution, Magersucht, Homoehe, die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf. Vieles, nicht alles, hat sich, Frauen wie Alice Schwarzer sei Dank, seither verändert. Schweizer Tages-Anzeiger, Silvia Höner

Alles für die Frau sagt: „Danke EMMA, weiter so!“ Alles für die Frau

EMMA war und ist ein Kampfblatt. Es hat die Sache der Frauen immer mit dem nötigen Biss verfochten. Aber auch mit Witz. Gerade das hat man den Frauen von EMMA anscheinend besonders verübelt: Dass sie kämpfen, sich dabei aber auch amüsieren wollten. Frankfurter Rundschau, Martina Meister

EMMA, die erste Zeitschrift nur von Frauen für Frauen, wird heute ganz offiziell 30. Ihre Erfinderin Alice Schwarzer war wenig älter, als sie 1977 anfing, sie herauszugeben. Seitdem stehen die Namen EMMA und Alice fürs feministische Duo par excellence, Deutschlands Echo auf Nachbarinnen wie Simone de Beauvoir, Deutschlands robuste Antwort auf den Nationalsozialismus. Die Zeitschrift, kein Zweifel, musste sein, war ein Glücksfall für die Republik, und färbte, stärker oder blasser, auch ab auf die Brigitte wie das Gesamtgenre der Frauenzeitschriften. Der Tagesspiegel, Caroline Fetscher

Welche Frau hätte sich vor dreißig Jahren träumen lassen, dass „wir Kanzlerin sind“, heute? Kein Wunder, dass Alice Schwarzer auf dem Titelblatt lächelt – und zwar nicht kampfeslustig oder verschwörerisch, sondern tief zufrieden. NZZ am Sonntag, Gunhild Kübler

Erstmals stünden Frauen alle Tore offen, sagt Alice Schwarzer. Ist damit der Feminismus am Ziel? Mitnichten. Die EMMA-Gründerin hat längst neue Gefahren ausgemacht: Magersucht, neuer Mütterkitsch und gekränkte männliche Amokläufer. Weltwoche

Dieser Schreiber wünscht der „Kämpfin“ Schwarzer noch viel Erfolg bei ihrem Bemühen um eine gerechte Welt, wo es vor allem Menschen geben soll, die nach ihren Talenten, ihrem Ehrgeiz, ihren Leistungen und Verdiensten, und nicht nach der Endsilbe ihres Berufes oder danach beurteilt werden, ob sie auch im Stehen pinkeln können. news.ch, Patrik Etschmayer

Liebe EMMA, Tochter von Alice Schwarzer, ich habe ein schlechtes Gewissen. Wir sind zusammen aufgewachsen, du warst immer um mich herum, aber irgendwie mochte ich dich nicht recht leiden. Du warst eine von diesen Aufmüpfigen, Nervigen, die man nicht ignorieren kann, mit denen man sich aber nicht abgeben mag. Lästig! Wegpusten vielleicht nicht, aber alle ins Boot holen, auf gegenseitiges Verständnis dringen, Selbstverständlichkeit forcieren. Naive Illusion? Vielleicht. Oder einfach die Sichtweise einer Generation, die sich auf deinen Lorbeeren ausruhen kann und deshalb noch lange nicht den Feminismus verrät. Stuttgarter Zeitung, Simone Dreschen

Frauen haben Alice Schwarzer, Männer haben Schaufelradbagger. Beides kann ausgesprochen nützlich sein, wenn es darum geht, eingefahrene Strukturen mal ordentlich durchzupflügen. Bloß: Seit kollektives BH-Verbrennen kaum noch angeboten wird, macht der Schaufelradbagger irgendwie mehr Spaß. Da kann die EMMA noch so lautstark Jubiläum feiern – das Y-Chromosom sucht sich unbeeindruckt seine Nische und gedeiht dort ganz prächtig. Hamburger Abendblatt, Maike Schiller

Schon die neue EMMA gesehen? Das Jubiläumsheft? Was die wohl feiern? Ist ja klar: 30 Jahre Latzhosen-Journalismus. Oder muss es heißen Latzhosinnen? Egal. Was mich als Redakteurin für EMMA wirklich qualifiziert, ist mein Bewusstsein als Frau. Ich habe so viele Soft Skills, dass ich vor Mitgefühl noch nicht mal mehr einen Praktikanten ungerecht behandeln kann. Für meine letzte Mobbing-Mail habe ich einen halben Tag gebraucht, nur um am Ende über dem eigentlich harmlosen Satz „Seine Inkompetenz schreit zum Himmel“ in Tränen auszubrechen. Spiegel Online, Daniel Haas

Die Befreiungskämpfe der Siebziger gibt es heute nicht mehr, noch nie standen Frauen in den westlichen Ländern so gut da. Aber die eloquente Alice Schwarzer, um kein letztes Wort verlegen, kann exzellent nachweisen, wo und in welchen Formen es noch offene und subtile Frauendiskriminierung gibt. Bonner Generalanzeiger, Roland Mischke

Alice Schwarzer ist inzwischen zur wandelnden Widerlegung ihrer wichtigsten Theorie geworden: Es ist gerade nicht so, dass die Frauen als schutzbedürftige Häschen aus den Klauen des Mannes befreit werden müssen. Mittlerweile ist es der Mann, der sich gegen die rabiat in seinen Biotopen wildernden Frauen ein paar Quadratmeter Weideland zurückerkämpfen muss. Oder war Schwarzers Opfertheorie am Ende eben doch die raffinierte Tarnung einer Strategie, die in der Dressierung des Mannes die jahrtausendealte Herrschaft der Frau bis auf Weiteres befestigt? Welt am Sonntag, Roger Köppel (Verleger + Chefredakteur der Schweizer Weltwoche)

Alice Schwarzer ist ein bisschen wie Angela Merkel. Man hat den Eindruck, sie verändert sich nur langsam. Wechselt selten Frisur und Look und arbeitet zielstrebig auf ihre Ziele hin. Wobei sie sich mehr vorgenommen hat, als Bundeskanzlerin zu werden. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau will die 64-Jährige. Seit 30 Jahren wird sie dabei unterstützt – von ihrer Zeitschrift EMMA. Südkurier, Heike Schmieder

Alice Schwarzer wollte auch mal einen Witz erzählen. „Ich freue mich, dass Anke Engelke meine Nachfolgerin wird“, scherzte die Chefredakteurin der Frauenzeitschrift EMMA unlängst bei einer Pressekonferenz. Keiner lachte, und am nächsten Tag stand in den Zeitungen: Anke Engelke wird Chefredakteurin von EMMA. Hätte Alice Schwarzer einen solchen Witz vor 30 Jahren versucht, dann hätten die Journalisten wohl brüllend am Boden gelegen. Ein Fernsehstar, schön, reich und berühmt – und ein Feministinnen-Kampfblatt, mausgrau, männerfeindlich und aggressiv? Das ging nicht zusammen: EMMA war in den Augen der meisten Deutschen etwas für „diese Emanzen, aber nichts für echte Frauen“, erinnert sich Schwarzer. Jeversches Wochenblatt, Karsten Krogmann

Comedian Engelke als EMMA-Chefin? Tolle Idee, es gibt keine, die das Frauenbild im neuen Jahrtausend besser verkörpert als uns Anke: Sie kennt Erfolg und Misserfolg im Job und in der Liebe, sie ist Mutter, engagiert, tritt den Mannsbildern verbal gerne mal in die Weichteile – und das geht mit High Heels heutzutage vielleicht besser als mit Birkenstocks … Express Köln, Andrea Kahlmeier

Eine starke Persönlichkeit ist sie, schlagfertig auch: Die Moderatorin Anke Engelke könnte die geeignete Nachfolgerin von Alice Schwarzer als Herausgeberin der Zeitschrift EMMA sein. dpa

Das hatte jemand gründlich missverstanden: Anke Engelke solle als Chefredakteurin die Nachfolge von Alice Schwarzer bei EMMA antreten. Wer irrte hier und warum? Wenn da mal nicht Männerfantasien im Spiel waren. Alice Schwarzer ist vital wie eh und je und lässt keinen Zweifel daran, dass sie gebraucht wird. Deshalb drei Feststellungen: 1. Ironie hat’s schwer. 2. Emanzipation hat’s noch viel schwerer. 3. Das könnte den Männern so passen, Schwarzer bleibt. Denn Emanzipation braucht mehr als Witz. Immer noch. WAZ, Gudrun Norbisrath

Sie: Rat mal, wer bald dreißig wird. Er: Jemand, mit dem ich geschlafen habe? Sie: Eher nicht. Sie hat viel für die Befreiung des weiblichen Geschlechts getan. Er: Ähm... Sie: Kannst du dich an Emma erinnern? Er: Die vom Abschlussball? Sie: Die von Alice Schwarzer. Er: Gibt’s dieses Emanzenblatt also immer noch! Ich dachte ja, die hätten längst aufgegeben. Sie: Die Arbeit geht ihnen nicht aus … Er: Jaja. Schon gehört? Jetzt gibt’s ein neues Magazin für die Befreiung des männlichen Geschlechts. Sie: Ist nicht wahr. Er: Doch, echt. Sie: Ach, du meinst Benno. Er: Genau, darauf hat die Welt gewartet. Sie: Dann hast du also die erste Ausgabe schon gelesen? Er: Nö. Hab am Kiosk nachgefragt. Die haben nur gelacht. Sie: Dann geh doch auf die Website. Er: Die haben eine Website? Sie: www.benno-magazin.de. Er: Na wunderbar! Dann abonnier ich Benno gleich. Sie: Da wird sich EMMA freuen. Blick (Schweiz)

Benno ist da. Das erste Männermagazin, das maskuline Wesen nicht auf Stielaugen und Waschbrettbauch reduziert. Keine C-Klasse-Schauspielerin strippt 12 Seiten lang, kein Heino Ferch verspricht stramme Sixpacks in drei Tagen. Stattdessen winkt der Staatspräsident des Iran, Achmadinedschad, vom Titel, mit streng verhüllter Bauchmuskulatur. „Männerrechte im Iran gestärkt“, jubelt die dazugehörige Zeile. Daneben lockt der Appell „30 Jahre EMMA – stoppt Schwarzer!“ (...) Die Männerbewegung ist nur ein Werbegag zum 30. Geburtstag. Doch Benno muss nicht traurig sein. Die Frauenbewegung macht Witze. Und lustige Frauen sind ungefährlich. Rheinischer Merkur, Christiane Florine

Endlich ein Magazin, das sich unserer Probleme annimmt, dürften Leser gedacht haben. Zeitschriften, die sich den maskulinen Dauerbrennern Auto, Adrenalin und Aktfotographie widmen, gibt es schließlich genug. Wer sich das angekündigte Blatt jedoch genauer ansah, den beschlichen leise Zweifel: Kann es so ein Heft wirklich geben? Eine EMMA für Männer, die für Männerrechte im Iran und gegen weibliche Bevormundung ins Feld zieht? Kölner Stadt-Anzeiger, Michael Aust

Benno? Ein fiktiver Herrentitel, natürlich. Dahinter steckt Alice Schwarzers EMMA, die sich zum 30. Geburtstag mal ein Fünkchen Selbstironie schenkte, das ihr ausgezeichnet steht. So viel Mut zum Witz hat EMMA nicht gehabt, seit die Redaktion 1978 den stern wegen zu viel nackter Radlerinnenhintern auf dem Titel verklagte und später 19 Aktfotos von Helmut Newton in EMMA abdruckte und als „sexistisch“, „faschistisch“ und „rassistisch“ beschimpfte. Hannoversche Allgemeine, Imre Grimm

Nanu, was ist denn das? Es sieht aus wie eine Kreuzung zwischen EMMA und dem Satiremagazin Titanic und soll den unterdrückten deutschen Männern eine publizistische Stimme verleihen … ein Scherz? Ja, und sogar ein richtig guter: Benno heißt die witzige Werbeidee, mit der das politische Frauenmagazin sein 30-jähriges Heftjubiläum feiert. Von wegen, Emanzen seien humorlos. – Es gibt Zeitschriften, die verkaufen, verglichen mit den Dickschiffen des Pressehandels, am Kiosk nur eine Handvoll Exemplare und trotzdem kennt ihren Titel in Deutschland jedes Kind: Kultmagazine, die über einen bestimmten Zeitgeist oder Lebensstil nicht nur berichten, sondern ihn verkörpern, die journalistisch neue Wege eingeschlagen haben und durch ihre Haltung berühmt geworden sind. Ein solches Kultmagazin feiert in diesem Monat einen runden Geburtstag: EMMA, die engagierte Frauenzeitschrift, Sprachrohr und Forum der Frauenbewegung, politisch und polarisierend, und wie ihre Gründerin Alice Schwarzer vom Publikum entweder geliebt oder gehasst – aber immer ernst genommen! Pressereport

Benno prangert schonungslos die Unterdrückung der Männer an, ihre ewige Benachteiligung beim Gehalt, ihre brutale Ausbremsung von kaltblütigen Frauen. Alles Quatsch? Ja, natürlich, völliger Unsinn, erfunden von der Zeitschrift EMMA. Die machte sich einen Spaß daraus, anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens ein männliches Pendant zu schaffen. Das heißt, Benno existiert natürlich nicht als reale Zeitschrift, sondern nur in der Werbung. Die Hamburger Agentur Jung von Matt hat eine integrierte Kampagne konzipiert, die ebenso hintersinnig wie intelligent ist. Handelsblatt

Benno entstand gedanklich, als Karen Heumann – Deutschlands erfolgreichste Frau in der Werbung – mit Alice Schwarzer zusammensaß. Die Werberin sprach mit der Frauenrechtlerin und EMMA-Herausgeberin über den 30. Geburtstag der Zeitschrift. Wochen später präsentierte Karen Heumann, was ihr mit ihrem Team eingefallen war. Seit einigen Wochen ist es als ganzseitige Werbung zu besichtigen. Benno, das politische Magazin von Männern, das überspitzte Gegenstück zur EMMA. Eine freche, geistreiche Erfindung. Ein Werbecoup, der zu beiden passt, zu Alice Schwarzer und zu Karen Heumann.
Westfälische Nachrichten, Annegret Schwegmann

EMMA 2/2007

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