50 Jahre Frauenbewegung

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Der Himmel war blau. Sehr blau. Es fing also schon mal gut an an diesem Septemberwochenende. Denn wo hätte der FrauenMediaTurm (FMT) die rund zweihundert Gäste unterbringen sollen, die trotz Corona-Restriktionen gekommen waren? Also stand die Bühne draußen, vor dem Turm, mit Blick auf den Rhein. Doch die vorsorglich aufgestellten weißen Zeltdächer hatten nur die Sonne abzuhalten, keinen Regen. Über 40 Pionierinnen der Frauenbewegung, Wissenschaftlerinnen, Politikerinnen, SchauspielerInnen und AktivistInnen waren angereist – darunter vier Männer: der Kurde Ali Ertan Toprak und Hauptkommissar Helmut Sporer, sowie die Schauspieler Edgar Selge und Stefko Hanushevsky, Feministen allesamt. Zehn Panels; 19 feministische Schlüsseltexte, vorgetragen von sieben SchauspielerInnen; sowie ein flammender Vortrag von Caroline Fourest („Generation beleidigt“) über „Die Bedrohung des Feminismus durch Identitätspolitik und Cancel Culture“. Alles spannend undmitreißend! Mit das Überraschendste war jedoch Mischung und die Stimmung. Da waren sich alle einig: so offen, so herzlich, so zugewandt – das ist ungewöhnlich. Und das ist zum Glück das einzige, was den Tausenden von ZuschauerInnen in ihren Büros und Wohnzimmern entgangen ist: diese früher so präsente und inzwischen seltener gewordene Sisterhood. Kein Zweifel, alle Panels und Vorträge waren spannend, es fiele schwer, eins herauszugreifen. Ganz besonders anrührend jedoch war Ronja Wolf, die nach elf Jahren aus der Prostitution ausgestiegen ist und nun versucht, weiterzuleben. Sie hat sich bei Ella, einem Selbsthilfeprojekt von Noch- und Ex-Prostituierten, engagiert und geht nun in die Öffentlichkeit, um über die Zerstörung der Frauen durch das System Prostitution Zeugnis abzulegen und davor zu warnen. Dass sie heute stottert – eine Folge des Erlittenen – kann sie nicht hindern.

Alle Anwesenden waren sich einig: Diese zwei Tage waren ein wahrhaft historisches Ereignis. Was für ein Glück, dass sie nicht so ganz vergänglich sind! Der FMT hat alles aufgezeichnet und online gestellt. Interessierte können sich den Pionierinnenfilm oder die virtuelle Turmführung ansehen oder einzelne Themen und Panels abrufen. Aber auch die vollen zwei Tage, klar. Die Panels sind verschlagwortet, die Themen stehen auf frauenmediaturm.de. Es kann losgehen!

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