ÄGYPTEN: Reporterin Sinz zeigt

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Die französische Reporterin Caroline Sinz, die für den Sender France 3 von den Unruhen auf dem Tahrir-Platz berichtet hatte, hat sofort nach ihrer Rückkehr nach Paris Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet. Eine Gruppe junger Männer hatte sie und ihren Kameramann Salah Agrabi auf dem Tahrir-Platz abgedrängt und eingekesselt. „Sie haben mich verprügelt, mir die Kleidung vom Leib gerissen und mich auf eine Weise berührt, die den Tatbestand der Vergewaltigung erfüllt“, erklärt die Journalistin. Seit Beginn der Proteste auf dem Tahrir-Platz gab es Meldungen über sexuelle Übergriffe gegen Frauen (wie EMMA bereits im Juni berichtete). Sicherheitskräfte unterziehen Demonstrantinnen sogenannten „Jungfräulichkeitstests“, aber auch Demonstranten attackieren weibliche Protestlerinnen. Schon im Februar hatte die amerikanische CBS-Korrespondentin Lara Logan von einem sexuellen Angriff inmitten der Tumulte berichtet. In der letzten Woche häuften sich die Berichte über solche Übergriffe auf dem Platz und auf den Polizeiwachen.

Anzeige

Die US-Journalistin Mona Eltahawy, gebürtige Ägypterin, wurde wenige Stunden vor dem Überfall auf Caroline Sinz verhaftet: „Sie haben mich mit Stöcken an den Armen und am Kopf geschlagen. Sie haben mich sexuell angegriffen, an die Brüste gefasst und ihre Hände zwischen meine Beine gelegt“, berichtet Eltahawy, der zudem der Arm gebrochen wurde.
Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ reagierte auf die Vorfälle mit dem Rat an die Redaktionen, keine weiblichen Berichterstatter mehr nach Ägypten zu schicken. „Es braucht weibliche Berichterstatter in Ägypten!“ konterte die erfahrene Kriegsreporterin Caroline Sinz, die unter anderem schon aus dem Irak berichtet hatte und kritisierte die „Macho-Kultur im Reporter-Milieu“. Zu ihrer Anzeige erklärte Linz: „Ich will öffentlich machen, was mir passiert ist, weil es vielen Frauen passiert, vor allem Ägypterinnen, die nicht die Möglichkeit haben, öffentlich darüber zu sprechen.“

Thema im Forum diskutieren

Eine, die es dennoch tut, ist Samira Ibrahim. Die 25-jährige war am 9. März auf dem Tahrir-Platz verhaftet worden und gemeinsam mit 17 anderen Frauen in einer Militärstation gebracht worden, wo man sie einem „Jungfrauentest“ unterzog. Als bisher einzige Ägypterin hat sie die Täter angezeigt. Das Verfahren läuft. Sollte sie in Ägypten mit ihrer Anzeige scheitern, will sie sich an die Vereinten Nationen wenden.
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