Diese Quote ist ein zahnloser Tiger!
Für Frauenministerin Manuela Schwesig (SPD) ist es ein „historischer Tag“, gerade noch rechtzeitig vor dem Internationalen Frauentag am Sonntag. Für Justizminister Heiko Maas ist die Quote gar der „größte Beitrag zur Gleichberechtigung seit der Einführung des Frauenwahlrechts“. Na, Herr Minister, da scheinen Ihnen aber einige sehr bedeutende Gesetze aus den letzten 66 Jahren entgangen zu sein.
Aus der ohnehin weichgespülten Quote ist in dieser Woche nach der letzten „Nachbesserung“ endgültig ein zahnloser Tiger geworden. Denn das ist letzten Endes dabei herausgekommen:
Für die meisten Unternehmen ändert die Quote... nichts.
Die wichtigsten Entscheidungsgremien in der Wirtschaft, die Vorstände, werden überhaupt nicht quotiert. Übrigens: Von 160 Dax-notierten Unternehmen haben bis heute 116 einen rein männlich besetzten Vorstand, da sitzt noch nicht einmal die berüchtigte Alibifrau drin.
Im Aufsichtsrat müssen ab 2016 die rund 100 börsennotierten Unternehmen 30 Prozent der Posten mit dem „jeweils unterrepräsentierten Geschlecht“ besetzen. (Also, liebe Männer, ihr werdet auch gefördert, falls ihr unterrepräsentiert seid.) Tun sie das nicht, bleibt der Stuhl im Aufsichtsrat leer. Und das ist dann auch schon das einzige Sanktiönchen, das das Gesetz gegen die Männerwirtschaft in den Chefetagen auffährt.
Denn für die 3.500 mittelgroßen Unternehmen, für die die Quote auch gelten soll, ändert sich in Wahrheit nichts. Sie dürfen nicht nur die zu erreichende Quote selbst festlegen. Nach einer Intervention von CDU/CSU in dieser Woche dürfen sie nun auch noch selbst entscheiden, innerhalb welcher Frist sie diese selbst festgelegte Quote erreichen möchten. Erreichen sie diese Quote nicht (wann auch immer), passiert: nichts. Motto: Gut, dass wir gesprochen haben. Die Union nennt das „Quote mit Augenmaß“.
Quotengegner beschwören den Untergang des Mannes.
Das Komische an der Sache ist, dass diese nahezu folgenlose Mini-Quote die Quotengegner nicht darin hindern wird, weiterhin den Untergang der Wirtschaft, des Mannes und Abendlandes zu beschwören. Außerdem hören wir bereits jetzt das große Wehklagen darüber, dass die ursprünglich vorgesehene „Männerquote“ für den öffentlichen Dienst nun doch nicht kommt. Denn, so hatten Verfassungsrechtler jüngst auf einer Expertenanhörung zur Quote konstatiert: Dass in Kantinen und Kindergärten Männer Mangelware sind, habe überhaupt nichts mit struktureller Benachteiligung oder gar Diskriminierung von Männer zu tun. Sondern damit, dass Männer schlicht nicht in diese Berufe strebten. Unser Tipp: Statt Männerquote mal die Frauengehälter erhöhen! Das könnte helfen.
A propos Gehälter. Ministerin Schwesig arbeitet schon am nächsten Gleichstellungsprojekt: dem Entgeltgleichheitsgesetz. Wer aber meint, das ebenso einfache wie gerechte Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ ließe sich etwas klarer durchsetzen als die Frauenquote, irrt. Das Gesetz soll nur für Unternehmen ab 500 MitarbeiterInnen gelten, zahlreiche weitere Ausnahmen sind in Arbeit. Und die Wirtschaftsverbände haben bereits „Widerstand“ angekündigt.
Sowas nennt man Symbolpolitik. Realpolitik sieht anders aus. Aber immerhin: Irgendwann werden wir in deutschen Aufsichtsräten 183 Frauen mehr als heute haben. Das ist ja schon mal was. Oder? EMMA gratuliert.