Ehre für Hella von Sinnen: Ihr Mut &

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Zu Recht strahlend nahm Hella von Sinnen, 52, den „Ehrenpreis des deutschen Comedypreises“ in Köln entgegen. Er wurde zum ersten Mal an eine Frau verliehen und ging an Hella Kemper aus Gummersbach, selbsternannte von Sinnen. „Ich liebe mich und bedanke mich bei mir für mein Talent“, sprach die so Geehrte in ironischer Anspielung auf die üblichen Danksagungen. Und Festival-Chef Achim Rohde sagte: „Mit voller Wucht bringt sie sich in alle ihre Auftritte ein, nimmt kein Blatt vor den Mund und stand von Beginn ihrer Karriere an für einen unverwechselbaren Stil. Ihr Mut und ihr Witz haben dazu beigetragen, dass Fernsehunterhaltung in den achtziger Jahren neu definiert wurde.“

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In der Tat war das, was Hella an der Seite von Hugo Egon Balder in der RTL-Show „Alles Nichts Oder?“ live vor der Kamera veranstaltete, eine Komik-Revolution. Das Naturtalent sprang den ZuschauerInnen sozusagen direkt ins Gesicht und sprühte nur so vor Schlagfertigkeit, Witz und Respektlosigkeit. In der Comedyszene, die ja zu 99 Prozent in Köln, Hellas Wahlheimat, hockt, gibt es keine und keinen, der nicht von Hella von Sinnens Talent geprägt und ihrer Dreistigkeit ermutigt worden wäre.
Versteht sich, dass die Hardcore-Feministin Hella dem Männerbetrieb „Lustiges Fernsehen“ auch gleich einen reinwürgte. „Das Fernsehgeschäft ist immer noch ein Patriarchat“, sagte sie dem Spiegel und beklagte, dass für „Wetten, dass…?“ nicht selbstverständlich auch ihre begabteste Nachfolgerin, Barbara Schöneberger, im Gespräch sei. Frauen und Humor, geht das denn?! Und wie, wie Hella und Barbara und all die anderen beweisen. Nur die Spitzenjobs, die teilen sich weiterhin die Jungs. Hella: „Höchste Zeit, dass da auch mal Frauen an der Reihe sind.“

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An Hellas Seite, versteht sich, Lebensgefährtin Cornelia Scheel. Die beiden haben gerade zusammen ein Buch herausgegeben, in dem bekannte Showstars und SchauspielerInnen von ihren „Macken und Marotten“ erzählen, von Dirk Bach (der Laudator des Abends) bis Hella von Sinnen. Die gesteht, dass sie auf Reisen von einer Sorge gequält ist: ihre Stofftiere – ohne die sie niemals verreist! – könnten im Koffer ersticken. So ist sie, unsere Hella. Sie hat eben ein Herz für alle Wesen. Von niemand anderem als von ihr ist ja auch das schöne Bekenntnis: „Ich bremse auch für Männer.“

EMMAonline, 24.10.2011

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Gerade erschienen: Hella von Sinnen und Cornelia Scheel: "Des Wahnsinns fette Beute - Macken und Marotten auf der Spur" (rororo, 9.99 €)

Frauen lachen über sich selbst (1/05)
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