In der aktuellen EMMA

Frauen waren Jägerinnen!

Prähistorische Felsmalerei aus dem Nordosten von Zimbabwe. Foto: Robert Stewart Burrett/Wikimedia
Artikel teilen

Es sind nun mal die Männer, die den Schinken nach Hause bringen. So heißt es oft noch heute, wenn über den Hauptverdiener der Familie gesprochen wird – und schwupps werden steinzeitliche Analogien gezogen. Da war der Schinken noch vom Mammut. Lange war die Rollenverteilung der Prähistorie klar: Der starke Mann erlegte mit Speer und Pfeil und Bogen das gefähr­liche Großwild. Die Frau sammelte Beeren, kehrte die Höhle und kümmerte sich um die Kinder. So weit, so falsch. Denn dieses Bild, das sich bis heute durch sämtliche archäologischen, kulturgeschichtlichen und vor allem durch populärwissenschaftlichen Abhandlungen gefräst hat, bekommt schon lange immer mehr Risse.

Die DNA-Test zeigten: Der Wahnsinns-Jäger war eine Wahnsinns-Jägerin!

Ein spektakulärer Fund im Hochland der Anden verschärfte die Zweifel und beschäftigt die Fachwelt noch immer. ArchäologInnen stießen 2018 bei Wilamaya Patjxa, im Süden Perus, auf ein Grab in Höhe von 4.000 Metern. Ein Grab auf solch einer Höhe, gefüllt mit Speerspitzen, Messern und Werkzeugen für die Großwildjagd ließ nur einen Schluss zu: Das muss ein Wahnsinns-Jäger gewesen sein, der dort beerdigt wurde. Entsprechend wird er über den Tod hinaus geehrt und schwer bewaffnet ins Jenseits geschickt. Aber schade. Es ist alles ganz anders.

Die DNA-Analyse der Gebeine ergab: Die sterblichen Überreste des Wahnsinns-Jägers sind nicht nur runde 9.000 Jahre alt – sie sind auch weiblich. Die Tote muss um die 18, 19 Jahre alt gewesen sein – ihre Weisheitszähne waren noch nicht durchgebrochen – und sie muss ihr Leben im Hochland der Anden verbracht haben. Es ist das älteste bisher entdeckte Grab einer Jägerin. 

Dieser Fund löste eine Studie aus. Weitere ­Gräber, die in Nord- und Südamerika entdeckt worden waren, wurden noch einmal genauer analysiert. Die Auswertung zeigte: Unter den 27 mit Jagdwerkzeugen bestatteten ruhmreichen „Jägern“ waren fast die Hälfte Frauen! Diese Funde wiederum ­wurden nun von der Anthropologin Cara Wall-Scheffler, Professorin an der Seattle Pacific University, in einen Zusammenhang gestellt. Wall-Scheffler und ihr Team hatten Daten aus Funden von 391 Jäger-und-Sammler-Gesellschaften erfasst. Die verteilten sich auf verschiedene Kontinente und Kulturen, darunter 19 verschiedene Gesellschaften aus Nordamerika, sechs aus Südamerika, zwölf aus Afrika, 15 aus Australien, fünf aus Asien und sechs aus Ozeanien. Die Berechnungen der WissenschaftlerInnen ergaben Erstaunliches. 

Den ganzen Artikel in der Mai-/Juni-Ausgabe lesen!

Artikel teilen
 
Zur Startseite