1. Weltkrieg: Ein Requiem

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Es ist wahrscheinlich das aufregendste, erschütterndste und erhellendste Fernseh-Event des Jahres: Die Arte-Serie "14 - Tagebücher des Ersten Weltkriegs". Diese TV-Serie ist hundert Jahre danach auch ein Politikum: Deutsche und Franzosen, ja alle Nationen erzählen gemeinsam diesen Krieg, der die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts war, ohne den die zweite Katastrophe nicht denkbar wäre. Und sie tun das ohne Schuldzuweisungen.

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Es ist ein unvorstellbares Massaker

Aus rund 1.000 Tagebüchern in Archiven und Nachlässen wurden 14 herausgefiltert; von sechs Männern, fünf Frauen und drei Kindern aus acht Nationen. Sie beleuchten den Krieg aus ihrer ganz persönlichen Perspektive: die Krankenschwester im Lazarett oder die Ehefrau auf dem heimatlichen Bauernhof, der Mann im Graben oder die Kosakin auf dem Pferd, das deutsche Mädchen oder der französische Junge. Letztendlich existiert nicht mehr die Kategorie Freund oder Feind, sondern nur noch die Kategorie Mensch. Leidender Mensch, verzweifelter Mensch, krepierender Mensch. Betroffen sind Männer wie Frauen und Kinder, sowie Tiere.

Es ist ein unvorstellbares Massaker, das sich schnell verselbstständigt und in dem die unterschiedlichsten Gruppen die unterschiedlichsten Interessen verfolgen. Am Ende, nach vier Jahren Krieg, liegen da 17 Millionen Tote.

Die Serie mischt schwarzweißes Dokumentarmaterial und farbige Spielszenen in perfekter Art. Wir sehen Bilder aus 21 Ländern, gefiltert aus 200 Stunden Material, die wir bisher nicht kannten. Mitten in Europa verbrannte Erde, die scheinbar nie wieder fruchtbar werden wird. Doch da dieses schier unfassbare Grauen aus 14 sehr persönlichen Perspektiven erzählt wird, können wir es erfassen und erfühlen.

Jeder Satz der von den DarstellerInnen gesprochenen Tagebucheinträgen ist authentisch, jede nachgestellte Szene belegt. Auch die, in der die spätere große Kriegsgegnerin Käthe Kollwitz gegen den Willen ihres Mannes diesem das Einverständnis abringt, dass der 18-jährige Sohn freiwillig in den großen Krieg zieht. Er fällt am dritten Tag - und die Bildhauerin wird lebenslang gegen den Krieg anarbeiten.

Die gekürzte Serie am 27. und 28. Mai, 21.45 Uhr, im Ersten. Die ungekürzte DVD "14 - Tagebücher des Ersten Weltkriegs" ab sofort im Handel (Das Buch zur Serie im Bucher-Verlag).

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