Der einsame Weg einer Frau an die Spitze

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Es ist ein wahrer Krimi. Und so lehrreich für die Frauen in Deutschland wie nichts mehr seit Aufbruch der Frauenbewegung Mitte der 70er Jahre. Da ist eine Frau auf dem Weg zum Kanzleramt. Sie wird von den WählerInnen mit 450.000 Stimmen mehr gewählt als ihr Gegenkandidat. Der hält sich aber dennoch für den einzig Erwählten. Es dauert geschlagene drei Wochen, bis er sich geschlagen gibt. Am 10. Oktober 2005 ist klar: Der nächste Kanzler ist eine Kanzlerin. In ihrer Pressekonferenz erwähnt die zukünftige Kanzlerin dieses unerhörte Ereignis mit keinem Wort. Erst auf das Insistieren zweier ausländischer Korrespondentinnen hin, wie sie sich denn so fühle, antwortet sie lächelnd: „Ich fühle mich gut.“ Das gute Gefühl dürfte nicht lange angehalten haben. Denn kaum hatten die Koalitionsverhandlungen begonnen, wurde die in der Verfassung verankerte „Richtlinienkompetenz“ der zukünftigen Kanzlerin infrage gestellt. Dies sei schließlich eine Koalition. Und da hätten wichtige Entscheidungen nicht im Kanzleramt, sondern im Koordinationsausschuss zu fallen. Diese Auffassung diktierte nicht etwa nur SPD-Müntefering den Journalisten in die Blöcke, sondern auch CSU-Stoiber. Die Kanzlerin nicht als Staatschefin, sondern als Moderatorin zwischen wichtigen Männern? Das ganze Kanzleramt ein Talkshow-Studio? So hätten die Herren es gerne. Aber Merkel scheint entschlossen. Unbeirrt geht sie ihren Weg.
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