Berliner U-Bahn: Geschlechtertrennung?

Wir müssen leider draußen bleiben: In Berlin wird über Geschlechtertrennung in der U-Bahn diskutiert. Foto: Imago images
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Berlins Frauen fühlen sich in der U-Bahn nicht mehr sicher. Besonders in der U7 und der U8 kommt es in den Abendstunden nahezu täglich zu sexuellen Übergriffen auf Frauen. Griffe zwischen die Beine, an Brüste, an den Po sind Alltag für viele Frauen in der Hauptstadt. Im Februar 2024 wurde eine 63-jährige Frau in der U3 vergewaltigt.

Der Berliner ÖPNV gibt einen sexuellen Übergriff pro Tag als Durchschnittswert an – und das bezieht sich nur auf gemeldete Fälle. 380 Delikte waren es 2024. Die Opfer sind dabei fast immer weiblich, die Täter immer männlich, wie die Zahlen für 2023 und 2024 zeigen.

Vielleicht sollten wir Frauen gar nicht mehr U-Bahn fahren - dann ist das Problem gelöst!

Bereits im November 2024 hatte die Berliner Grünen-Sprecherin für Verkehrspolitik im Abgeordnetenhaus, Antje Kapek, deswegen Extra-Abteile für Frauen in U-Bahnen gefordert – und damit Wut unter Berlins Bürgerinnen ausgelöst. Denn die wollen sich nicht auf den billigen Plätzen wegsperren lassen, sondern viel mehr, dass die Täter ins Visier genommen werden – nicht die Opfer.  

Lokale Medien wie die Berliner Zeitung, Berliner Kurier oder der Sender RBB hatten daraufhin mehrere Umfragen unter Berlinerinnen gestartet, was sie von den Frauen-Abteilen halten. Tenor: Nicht viel. „Sind wir jetzt so weit, dass wir Waggons in Männlein und Weiblein aufteilen müssen, weil Recht und Ordnung nicht mehr umzusetzen sind?“, fragte eine Zehlendorferin. „Die Wurzel muss bekämpft werden, nicht das Symptom. Es muss Wachpersonal mitfahren, das Täter sofort bei der Polizei abliefert!“ entgegnete eine Frau aus Wilmersdorf. "Dann wissen die Täter auch gleich, wo sie potenzielle Opfer finden", sagte eine Frau aus Schönefeld. „Vielleicht wäre es besser, wir Frauen fahren gar nicht mehr mit der U-Bahn. Dann ist das Problem gelöst!“, schlug eine Frau aus Berlin Mitte vor.  Viele der Frauen wünschten sich mehr Polizei-Präsenz in den U-Bahnen und Bahnhöfen.

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„So etwas passiert, wenn Gewalt gegen Frauen in einer Gesellschaft nicht geächtet ist“, sagt eine Berliner Polizistin zu der Debatte. Viele der Täter hätten einen Migrationshintergrund, aber auch viele Deutsche würden mitmischen, so die Polizistin. Geschlechtertrennung hält auch sie für das falsche Signal: „Erstens ist die Idee schwer umsetzbar. Zweitens lassen sich Täter davon nicht beeindrucken oder sehen das gar als Einladung. Und drittens kommt das einer Kapitulation gleich, nach dem Motto: Tobt euch ruhig aus ihr Männer, wir Frauen machen euch Platz!“ Ihrer Meinung nach müsse der Rechtsstaat insgesamt bei Gewalt gegen Frauen härter durchgreifen. Und dafür brauche es nun mal mehr Polizei. Anders gehe es nicht.

Die Frage, die sich nicht nur Berlinerinnen stellen, ist: Wie wollen wir leben? Wie im Kalifat oder bei den orthodoxen Juden – wo Frauen nicht Autofahren und manchmal nicht einmal die gleiche Straße benutzen dürfen? Geschlechtertrennung ist einer der Grundpfeiler des Islamismus: wegen der „Sündigkeit des weiblichen Körpers“. Deswegen sollen Männer und Frauen nicht im gleichen Raum in der Moschee beten, muslimische Mädchen nicht am Sport- oder Schwimmunterricht teilnehmen etc. Ist es das, was wir wollen?

FLINTA*-Abteile: Nicht, dass sich andere nicht-männliche Fahrgäste diskriminiert fühlen...

Kritik an den getrennten Waggons in Berlin kam aber auch noch aus einer anderen Richtung. Denn, wenn die Abteile „nur“ „Frauen-Abteile“ heißen, dann könnten sich andere „nicht männliche Fahrgäste“ ja diskriminiert fühlen. Deswegen wurde nun eine Petition gestartet mit der Forderung nach „FLINTA*-Abteilen“. 16.000 Menschen haben bereits unterschrieben. FLINTA* steht für Frauen, Lesben, Inter, Nonbinär, Trans und Agender. Initiiert wurde die Petition von der Sängerin Alex Born von der queerfeministischen Indie-Rockband „Alex Born To be Wild“. „Jemand hat sich hinter mich gestellt, sich an mir gerieben, mich angegrapscht. Dieses Zu-Nah-Kommen, diese Blicke erleben wir FLINTA*-Personen einfach jeden Tag", begründet Alex Born ihre Petition beim RBB. Lilafarbene Sitze in den hinteren Bereichen der Fahrzeuge sollen den Schutzraum signalisieren.  

Während also einigen Berlinerinnen der Mut fehlt, sich „Frauen“ zu nennen – die nunmal in alarmierender Mehrheit Opfer von sexuellen Übergriffen werden -, überlegt die Hauptstadt dieses Landes ernsthaft, die Frauen wegzuschließen und offiziell eine Zweiklassengesellschaft einzuläuten. Geschlechter-Apartheid at it’s best. Der Vergleich zur Rassentrennung drängt sich geradezu auf.

Geschlechtertrennung ist der harte Kern des Patriarchats. Und das bekämpft frau garantiert nicht mit lila Sitzen in FLINTA*-Abteilen! 

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