Corona und die Frauen

Corona: Noch mehr Stress für die Frauen an der Kasse. - Foto: Jochen Tack/imago images
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Ich gebe es zu, ich wollte hamstern. Keine Lebensmittel, sondern Windeln. Meine zweijährige Tochter hat einen ordentlichen Verschleiß, und ich bin einfach nicht der Typ, der mit einem Kochtopf voll Baumwollwindeln am Herd steht.

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Montagmorgen. Der Parkplatz vor dem Supermarkt und der Drogerie unseres Dorfes ist bis auf den letzten Platz belegt. Einkaufswagen gibt es nur, wenn jemand einen zurückbringt. Meine Hamsterpläne werden schnell durchkreuzt. Von den Windeln in der richtigen Größe sind nur noch zwei Packungen da. Eine Frau und ich greifen zeitgleich ins Regal. Wir lächeln uns verständnisvoll an - und jede nimmt eine Packung.

Die Kinder sind bei den Großmüttern.
Es geht nicht anders

In der Drogerie ist die Hölle los. Vor allem, weil so viele „Fremdkörper“ darin unterwegs sind: Männer. Zum Leid der Verkäuferinnen. „Viele Männer kommen mit den Einkaufslisten ihrer Frauen her und haben keine Ahnung davon, wo was steht. Wir machen hier doch kein betreutes Einkaufen!“, stöhnt Verkäuferin Sabine. Seit drei Stunden wuchtet sie immer neue Seife ins Regal. Den Satz „Ich weiß auch nicht, wann wir neues Klopapier kriegen“, hat sie gefühlt 10.000 Mal gesagt.

Ein Mann neben mir hat mit Waschmittel eine Begegnung der dritten Art, so wie er es beäugt. Er packt schließlich fünf Flaschen Weichspüler ein, statt Waschpulver. Ein durchtrainierter junger Mann steht fassungslos vorm Körnerregal: „Das darf doch jetzt nicht wahr sein, die Chia-Samen sind aus!“ Dann zieht ein komplett vermummter Mann die Aufmerksamkeit auf sich. Er trägt Mundschutz, Mütze, Sonnenbrille, Schal und Skihandschuhe. Schweiß läuft ihm von der Stirn. Ein Infizierter? Er hat den halben Wagen voll mit Kondompackungen. "Vielleicht will er die als Ersatz für Einweghandschuhe nehmen“, raunt mir süffisant die Frau nebenan zu.

Im Supermarkt nebenan das gleiche Szenario. Viele tragen Handschuhe, haben den Schal bis über die Nase gezogen. An der Fleischtheke fragt ein Kunde die Verkäuferin, ob sie garantieren könne, dass das Fleisch virenfrei sei. „Können Sie garantieren, dass Sie virenfrei sind?“, fragt sie zurück. Die Kundinnen lächeln. Ich frage sie, wie sie die Betreuung der Kinder stemmen. „Die sind bei den Großmüttern, es geht nicht anders“, lautet der einhellige Tenor.

Wirklich gebeutelt sind die Kassiererinnen. Es sitzen zu 99 Prozent Frauen an den Kassen. Während alle anderen Menschen Großveranstaltungen meiden sollen, haben sie den ganzen Tag über eine Großveranstaltung direkt vor der Nase. Horden von Menschen schieben sich an ihnen vorbei – deutlich unter zwei Meter Abstand -, sie berühren alle die Lebensmittel und das Geld.

Wir an der Kasse sind in großer Gefahr,
dass wir uns anstecken

Ich frage die Kassiererin an Kasse 8, wie sie die Lage meistert. „Wir haben nicht einmal Desinfektionsmittel oder Einweghandschuhe, weil es nicht genug gibt. Es gibt zig Kunden, die nicht in die Armbeuge niesen. Wenn sich eine Berufsgruppe flächendeckend ansteckt, dann sind wir das. Aber ich kann nicht zuhause bleiben, ich brauche das Geld“, sagt Frau Schmidt. Ähnliches erzählen auch die Frauen aus der Bäckerei.

So geht es gerade vielen Frauen. Denn vor allem sind es Frauen, die mit anderen Menschen zusammenarbeiten. In therapeutischen Berufen, in der Lebensmittelbranche, in der Gebäudereinigung, in Drogerien, im Einzelhandel. Zwei Drittel aller Minijobs in Deutschland werden von Frauen gemacht. Viele werden jetzt ihren Job verlieren, weil viele kleinere Unternehmen die Krise nicht überstehen werden, so die Prognosen aus der Wirtschaft.

Nachmittags auf dem Spielplatz sitzen in großer Zahl Großmütter und passen auf ihre Enkel auf. Allen Warnungen zum Trotz übernehmen sie die Betreuung der Kinder. „Meine Tochter verliert sonst ihren Job“, erzählt eine. „Meine Tochter ist alleinerziehend, es geht nicht anders“, erzählt eine andere. „Es heißt immer, die Familien sollen zuhause bleiben. Ja, aber wie soll das denn gehen, wenn die Eltern auswärts arbeiten?!“

Wie solidarisch Frauen sind, erlebe ich auch in der Nachbarschaft. Mütter, die nicht arbeiten oder als Lehrerinnen freigestellt sind, übernehmen die Betreuung anderer Kinder. Frauen fragen ältere Frauen, ob sie für sie einkaufen oder in die Apotheke gehen sollen. Und auch meine Rettung kommt von Birgit von gegenüber: „Die Paula ist jetzt trocken, wollt ihr unsere restlichen Windeln haben?“

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Corona und die Männer

Foto: William Perugini/imago images/Westend61
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Nun dürfen wir gespannt sein, wie es weitergeht. Mit Corona. Und mit den Männern. Leserinnen und Leser, schreibt uns: Teilt mit EMMA eure guten und schlechten Erfahrungen! Wir berichten weiter!

 

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