Die 62. Berlinale beginnt: Angelina

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Wir müssen gestehen, gerade noch hat sie uns ganz schön genervt: Wie sie mit zahllosen Kindern im Gepäck und Supermann Brad Pitt demonstrativ Traumfamilie spielt. Wie sie versucht, mit dünnen Ärmchen im Agententhriller „Salt“ zu überzeugen. Und dann diese Kleider! In denen wird sie auch auf der 62. Berlinale, die heute beginnt, über den roten Teppich schreiten. Die Rede ist, klar, von Hollywood-Superstar Angelina Jolie, die auf der Berlinale ihr Regiedebüt „In the Land of Blood and Honey“ präsentieren wird. Ab 23. Februar auch in den deutschen Kinos zu sehen, erzählt dieser Film von der unmöglichen Liebe zwischen einer bosnischen Künstlerin und einem serbischen Polizisten, die nach Ausbruch des Krieges als Gefangene und Aufseher in einem Vergewaltigungslager wieder aufeinandertreffen.

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Angelina Jolie, die seit Jahren für das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen in Krisengebiete reist, beschreibt ihre Motivation für den Film so:
"Ich wollte etwas machen, das meine Unzufriedenheit künstlerisch darstellt. Zum Beispiel meine Unzufriedenheit mit der Internationalen Gemeinschaft, die es nicht schafft, rechtzeitig und effizient bei kriegerischen Konflikten einzuschreiten. Außerdem drängte es mich, den Bosnienkrieg besser zu verstehen, sowie die schlimmen Themen, die damit einhergehen - Frauen im Krieg und sexuelle Gewalt etwa."
Fast dokumentarisch hat die 36-jährige den Film mit kroatischen, serbischen und bosnischen SchauspielerInnen umgesetzt. „Die meisten Schauspieler hatten bis zu Beginn des Drehs nie über den Krieg gesprochen“, erzählt Jolie im Spiegel-Interview. Erst 16 Jahre später, während der Filmarbeit, begannen sie über Gewalt und Ohnmacht und die Auswirkungen auf ihr Leben bis heute zu reden.

Auch Vanesa Glodjo, die bosnische Schauspielerin, die im Film die Schwester der Hauptdarstellerin spielt, brach zum ersten Mal ihr Schweigen:
"Wir hatten akzeptiert, dass der Krieg Teil unseres Lebens war. Und als der Krieg vorbei war, versuchten wir, dieses Kapitel zu schließen. All das war unaussprechlich." Glodjo war während des Krieges von Scharfschützen verletzt worden.
Jolie erklärte im Spiegel: „Dieser Film hat mehr mit meinem Leben zu tun, als viele denken. In den Filmen, in denen ich spiele, spreche ich die Worte anderer. Dieser Film aber, das sind meine Worte. Es ist bisher der einzige, der mich zeigt, wie ich wirklich bin.“
Wir sind gespannt!
EMMAonline 9.2.2012

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www.berlinale.de

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