Atombombe - nie nur eine Taktik

Atomwaffentest 1953 in der Wüste von Nevada. Inzwischen steht die Menschheit kurz vor dem Abgrund. - Foto: Wikipedia
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Frau Becker, in Deutschland gingen Mitte April unter großer Kritik die letzten drei Atomkraftwerke vom Netz. Was halten Sie davon?
Die Kritik war politisches Geplänkel. Die letzten drei AKWs hatten mit zirka vier Prozent nur noch verschwindend zur Energieversorgung in Deutschland beigetragen. Außerdem waren viele Mängel bekannt: verformte Brennelemente bei Isar 2 und Risse in den Dampferzeugern von Neckarwestheim und Emsland. Atomkraftwerke sind generell teuer und nicht erforderlich. Die Entsorgung der radioaktiven Brennelemente und des radioaktiven Abfalls wird Milliarden verschlingen, für die Entsorgung von abgebrannten Brennelementen gibt es noch keine Lösung, ein Endlager muss in den nächsten Jahrzehnten noch gefunden werden, um nur einige Probleme zu nennen. Und da reden wir noch nicht einmal von der radioaktiven Gefahr durch den Betrieb von Atomanlagen.

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Physikerin Oda Becker warnt: Wer Atomwaffen hat, trägt das Risiko eines Nuklerarkrieges mit.
Physikerin Oda Becker warnt: Wer Atomwaffen hat, trägt das Risiko eines Nuklerarkrieges mit.

Die schien plötzlich keine so große Rolle mehr zu spielen.
Ja, und diese Tatsache finde ich bemerkenswert. Deutschland hat seit den 1970ern eine starke Anti-Atom-Bewegung. Es ist eines der schärfsten Konfliktthemen unserer Geschichte. Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 war der Ausstieg aus der Atomkraft beschlossene Sache und wurde von der Mehrheit der Bevölkerung mitgetragen. Nach Russlands Angriff und der steigenden Inflation war das alles plötzlich vorbei. Die öffentliche Meinung hat sich komplett gedreht. Es ging auf einmal nur noch um Gaspreise und die Energieversorgung. Diese Stimmung wurde politisch geschürt. Von der Gefahrenlage der AKWs ist in den Medien keine Rede mehr.

Zurzeit wird über taktische Atombomben diskutiert, für wie wahrscheinlich halten Sie den Einsatz?
Das muss ein Militärexperte beantworten. Die Diskussion in Politik und Medien sollte sich aber nicht darum drehen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, und welche Atomwaffen wo eingesetzt werden könnten, sondern darum, dass es überhaupt die Bereitschaft gibt, dieses Risiko einzugehen! Es wird zwischen strategischen Atomwaffen und taktischen Atomwaffen unterschieden. Taktische Atomwaffen sollen ähnlich wie konventionelle Waffen auf dem Gefechtsfeld eingesetzt werden. Es wurde davon ausgegangen, dass der Einsatz taktischer Atomwaffen kontrollierbar sei, daran wird aber seit mehr als 30 Jahren gezweifelt: Bereits seit 1991 hat die NATO eine andere Strategie. Da der Einsatz von Atomwaffen zu einer Eskalation führen würde, muss der Fokus immer auf Verhandlungen liegen.

Das ganze Interview in der Mai/Juni-Ausgabe lesen.

 

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