Die Gipfelstürmerin: Oh Eun Sun

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Ganz Südkorea verfolgte am 27. April gespannt und live am Fernseher das Ringen von Oh Eun Sun um die letzten Meter: Die allerletzten des 8091 Meter hohen Annapurna im Himalaja bezwang die Bergsteigerin bei 29 Grad minus auf allen Vieren.

Oben angekommen, zückte sie die Fahne Südkoreas und rief „Victory!“ Die 44-jährige Oh Eun Sun ist damit die erste Frau, die alle 14 Achttausender in der Welt bestiegen hat. Bei den Männern, inzwischen zwanzig, war der erste 1986 Reinhold Messner. Zur gleichen Zeit wie sie sind zwei weitere Frauen unterwegs die 14. Achttausender, zu erklimmen, aber sie werden eben „nur“ die Zweite oder Dritte sein: die Spanierin Edurne Pasaban und die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner.

Der Annapurna gilt als besonders gefährlich. Auf drei Besteigungen kommt ein Toter, insgesamt ließen schon 60 Bergsteiger an dem Berg ihr Leben. Pasaban und Kaltenbrunner hatten den Annapurna schon geschafft und klettern zur Zeit anderwärts.

Oh Eun Sun wird von manchen vorgeworfen, sie betreibe das Bergsteigen zu kommerziell. Als Beleg dafür gilt, dass sie von Trägern begleitet wird und auch schon mal zu künstlichem Sauerstoff greift. Doch sind dies in dem Gewerbe durchaus übliche Praktiken, selbst wenn die Österreicherin stolz darauf verzichtet. Den beiden Europäerinnen fehlt allerdings auch die nationale Begeisterung, mit der die Koreanerin von Gipfel zu Gipfel begleitet wurde.

Eines steht fest: Für die Südkoreanerinnen, die seit einigen Jahren in einem ungestümen Aufbruch sind, hätte die Nachricht nicht besser sein können.
EMMAonline, 28.4.2010

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