Die Kopftuchlüge

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Fereshta Ludin, 25, ist Afghanin und lebt seit rund 20 Jahren in Deutschland. In ihrer Heimat werden die Frauen unter den Schleier gezwungen, aus den Berufen gejagt und dürfen nur noch in männlicher Begleitung auf die Straße. Alleinstehende Frauen müssen verhungern, kranke Frauen sterben, weil männliche Ärzte sie nicht mehr behandeln dürfen.

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Da hat es die mit einem Deutschen verheiratete Ludin besser: Sie hat Pädagogik studiert und unterrichtet an einer deutschen Schule. Allerdings: ihr deutscher Mann ist zum Islam übergetreten und scheint damit nicht nur religiöse Interessen zu verbinden. Auch Frau Ludin ist in Baden-Württemberg bekannt für ihr islamisches Engagement und gründete 1995 eine "Frauengruppe", die sich besonders um den "interkulturellen Dialog" bemüht (ein Vokabular, das typisch ist für agitierende Islamisten).

So scheint es also kein Zufall und keineswegs nur das Privatvergnügen von Frau Ludin, daß sie schon als Referendarin darauf bestand, mit Kopftuch zu unterrichten. Es handelt sich wohl eher um eine politische Demonstration. Die baden-württembergische Kultusministerin Schavan ließ dies zunächst zu, verbot aber dann doch die Übernahme ins Beamtenverhältnis, denn das Kopftuch sei schließlich ein "politisches Symbol". Doch da hatte die CDU-Ministerin ihre Rechnung ohne die linke LehrerInnen-Gewerkschaft GEW gemacht.

"Berufsverbot!" tönte die und mobilisierte die Presse. Undemokratisch bis rassistisch sei es, Fereshta Ludin nicht mit Kopftuch unterrichten zu lassen, raunte es prompt auch durch linke und liberale Gazetten. Frau Ludin wolle schließlich ihr Kopftuch nur tragen wie unsereins sein "Kreuzlein an der Halskette" (Die Zeit). - Ein Vergleich, den Frau Ludin sich verbittet: Als EMMA mit ihr im vergangenen Jahr telefonierte, legte sie Wert darauf, daß ihr "Kopftuch ein Kleidungsstück, das Kreuz aber ein religiöses Symbol" sei. Es ist eben ein Kreuz mit der Toleranz.

Weniger meinungsfreudig ist die Afghanin mit deutschem Paß in bezug auf das Schicksal ihrer Landsleute bei der Einführung von Schleierzwang und Scharia (inklusive Steinigung bei Verstoß gegen das "Gottesgesetz") in ihrer Heimat. Ludin: "Dazu möchte ich mich nicht äußern, weil ich im Beamtenverhältnis bin." Auch eine Aussage.

Lassen wir also Mina Ahadi reden, eine Iranerin im Exil in Köln: "Ich komme aus einem Land, in dem die Staatsgewalt mit Bajonetten und Peitschen Millionen von Frauen die Zwangsverschleierung aufgezwungen hat. Wenn Frau Ludin erlaubt wird, im Kopftuch zu unterrichten, würde sich das unmittelbar auf das Leben Tausender Frauen und Mädchen auswirken." EMMA berichtet in der nächsten Ausgabe ausführlich.

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