Die lieben KollegInnen 2005

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Von der Kanzlerkandidatin über die Sexlüge bis zum Papst: Alles im Gespräch im Zusammenhang mit EMMA & Alice.

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Das Zentralorgan des deutschen Feminismus immerhin, Alice Schwarzers „Emma“, lässt sich die Gratulation an die „erste Kanzlerkandidatin in der Geschichte Deutschlands“ nicht nehmen. Hintersinnig placiert die Redaktion auf ihrer Website einen Text, den die Geschlechtsgenossin Merkel 1993 für das Blatt geschrieben hat. Kein Pamphlet, aber doch eine klare Abrechnung mit der Diskriminierung von Frauen, gespickt mit Aufrufen zur Emanzipation. Im Rückgriff auf den Slogan der Achtundsechziger wird da von Merkel ein weiblicher „Marsch durch die Institutionen“ beschworen, um teilzuhaben „an der öffentlichen Macht“. Einige Linke sind, wie man weiß, auf diesem Marsch sehr weit nach oben gelangt. Sollte Angela Merkel noch ein Stückchen höher klettern, wäre das nicht ohne Ironie. Neue Zürcher Zeitung, Joachim Güntner

Vielleicht hat Angela Merkel geschmunzelt, vielleicht hat sie aber auch genervt mit den Augen gerollt. Jedenfalls hatte die CDU-Vorsitzende nicht Alice Schwarzer um Schützenhilfe gebeten. Financial Times Deutschland, Timo Pache

Wäre Alice Schwarzer bayerische Ministerpräsidentin, wäre in der bundesweiten Streich-Diskussion von Feiertagen der Vatertag wohl als erstes gefallen. Ebersberger Zeitung

Da läuft was falsch. Einerseits verstehen sich die Deutschen als gleichberechtigte Gesellschaft, veranstalten Girls Days, finden Barbies klischeefördernd, lesen Emma; Väter kündigen heroisch an, Erziehungsurlaub zu nehmen – aber gerade mal 2,1 Prozent von ihnen tun es. Main-Echo, Jens Raab

Die Medien lassen uns glauben, dass die Anne-Will/Alice-Schwarzer-Liga längst die großen TV-Gesichter stellt, doch laut Umfrage ist das Mediengeschäft immer noch ein Alpha-Mann-Geschäft. Medienforscher Jo Groebel in der Netzeitung

Es gibt aber auch kritische Stimmen zum neuen Papst. Alice Schwarzer hat gesagt: „Das ist alles ein bisschen konservativ.“ Indirekt meint sie: „Liebe katholische Frauen, wenn ihr das nicht mittragen wollt, dann tretet aus der katholischen Kirche aus.“ Der Vatikan hat sofort reagiert und heute um 16 Uhr sein Abo von „Emma“ gekündigt. Harald Schmidt, ARD

Die große Sex-Lüge. „90 Prozent aller Frauen täuschen auch heute noch den Orgasmus vor“, sagt Alice Schwarzer. Stimmt das? „Das ist total albern“, empört sich Deutschlands legendärer Aufklärer Oswald Kolle. Er hält den vorgetäuschten Orgasmus für keine rein weibliche Angelegenheit. „Männer tun es auch – ab und zu.“ Abendzeitung, K. Bosch

Die weibliche Emanzipation hat bisweilen selbst für Männer, die nicht im Steinzeitalter hängen geblieben sind, etwas Erschreckendes. Mancher hat das Bild von Alice Schwarzer vor Augen, die in irgendeiner Talkshow in ihrer bekannt schnoddrigen Art die Männerwelt auch noch für die letzte kleine Ungerechtigkeit auf dieser Welt verantwortlich macht. Vogtland-Anzeiger, Matthias Will

In einem Satz kehrt er die Gesetze der Emanzipation um: „Die Zeiten für Männer sind besser denn je. Und wissen Sie was: Wir haben es Alice Schwarzer zu verdanken, dass die Damen jetzt auf Partys gehen und zu den Männern sagen: ‚Hey, ich will Karriere machen und dafür auch mit dir ins Bett gehen.‘“ Rolf Eden kann froh sein, dass die Emanze Alice Schwarzer gerade nicht da ist, auf seiner Couch in Berlin-Dahlem. Welt am Sonntag, Britta Stuff

Ich bin mit Alice Schwarzer befreundet und küsse auch ihr die Hand. Ich weiß, dass sie das sehr schätzt, obwohl sie sich ja eigentlich gegen dieses ganze Getue ausgesprochen hat. Udo Jürgens im Interview in Elle

Frage: Hätten Sie mit Alice Schwarzer eine Wellenlänge? Antwort: Eine tolle Frau. Ich kenne sie privat. Mit Alice kann man wahnsinnig lachen. Sie hat mit ihrem Heft „Emma“ ganz viel dazu beigetragen, dass Emanzipation selbstverständlich geworden ist. Patricia Riekel, Bunte-Chefredakteurin, im Interview in Le Coup

EMMA Juli/August 2005

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